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1328 - Die Lust und der Tod

1328 - Die Lust und der Tod

Titel: 1328 - Die Lust und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seitenblick zu. »Sie sind angespannt!«
    »Sieht man das?«
    »Ja.«
    »Ich bin eben keine Schauspielerin.«
    »Keine Sorge, Jane, Sie werden gleich zufrieden sein, wenn wir den Nachbarraum betreten haben. Dort findet sich das Werk, und wir haben es so hingestellt, dass es nicht übersehen werden kann.«
    Jane nickte nur. Sie wollte jetzt nicht sprechen und trat hinter Bea über die Schwelle. Normalerweise hätte sie sich auf das Kommende konzentriert, aber das war ihr nicht möglich, denn in ihrem Innern spürte sie eine Veränderung.
    Erklären konnte sie es sich nicht. Sie war einfach da, und sie hatte das Gefühl, dass jemand versuchte, ihr eine Botschaft zu übermitteln. Oder wurde Jane hier empfangen und begrüßt wie eine Person, auf die man lange gewartet hatte?
    Jane konnte es nicht sagen. Sie fühlte sich nicht gut. Etwas störte sie. Schon öfter in ihrem Leben hatte sie Botschaften erhalten. Da brauchte sie nur an diesen Hexenbalg zu denken. Da hatte die Mutter Kontakt mit ihr aufgenommen und es geschafft, sie nach Deutschland zu locken.
    So ähnlich war es hier auch. Jemand versuchte, ihr auf einem bestimmten Weg etwas mitzuteilen.
    Wer war das?
    Waren es Hexen? Ihre ehemaligen Schwestern? In Jane Collins steckten noch immer latente Hexenkräfte, die allerdings verschüttet waren und nur hin und wieder an die Oberfläche traten.
    Wie jetzt…
    Die Unruhe blieb bestehen. Sie merkte auch, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte.
    Es war so still. Selbst Beatrice Hunt hatte es geschafft, ihre Schritte zu dämpfen.
    Jane Collins kam sich vor, als hätte sie ein fremdes und zugleich gefährliches Terrain betreten, und so wuchs die Spannung in ihr von Sekunde zu Sekunde.
    Das Innere des Raums schwamm in dieser grauen Suppe. Man konnte das Gefühl haben, eine unheimliche Welt zu betreten, die so gar nichts mehr mit der normalen zu tun hatte.
    »Bleiben Sie bitte stehen, Jane.«
    »Und dann?«
    »Ich mache Licht.«
    »Gut.«
    »Es wird das erhellen, was Sie sehen wollen.«
    Jane schaute der Frau nach, deren Körper zu einem Schatten wurde, als er sich auf eine breite Wand zubewegte und dort nach dem Schalter suchte.
    Es dauerte nicht lange, da veränderte sich einiges. Jane hörte nicht mal ein Klicken, aber von der Decke herab fiel ein Fächer aus Licht.
    Drei Lampen trafen sich genau dort zu einem Strahl, wo die Plastik stand, die so plötzlich aus der Dunkelheit hervorgezerrt wurde, dass Jane leicht zusammenzuckte.
    Sie blickte nach vorn.
    Sie sah die Plastik – und sie holte tief Luft, denn dieses Werk glich dem im Internet aufs Haar.
    Jane Collins schaute geradewegs auf den aus nackten Frauenleibern gebildeten Totenschädel…
    ***
    In den folgenden Sekunden sagte und tat sie nichts. Sie war einfach zu sehr überrascht. Wer vor diesem übergroßen Schädel aus nackten Frauenleibern stand, der konnte einfach nur den Atem anhalten oder den Kopf schütteln.
    Jane wusste nicht, wie sie ihre Gefühle ordnen sollte. War sie fasziniert oder abgestoßen von dieser Plastik, die so echt wirkte? Wer hier seiner Begabung freien Lauf gelassen hatte, der war wirklich so etwas wie ein perfekter Künstler. Er hatte mit dieser Plastik ein kleines Wunder geschaffen. Hier war nichts verfremdet, an diesem Werk feierte der Naturalismus einen großen Triumph, aber es war ein Naturalismus, der auch abschreckte.
    Auf diese Plastik zu schauen, war nicht jedermanns Sache, denn diese Leiber waren tatsächlich so angeordnet, dass sie einen Totenschädel bildeten. Da das Werk auf einem Podest stand, wirkte es noch größer, als es in Wirklichkeit war. Da waren die Augenhöhlen zu sehen, zwischen denen sich der Frauenkörper mit den ausgebreiteten Armen befand, die wiederum mit anderen Gliedern an der Außenseite verschlungen waren, um den nötigen Halt zu bekommen.
    Der Betrachter schaute in die Höhlen hinein, wenn er den eigenen Kopf etwas anhob. Er schaute hindurch, und das tat auch Jane. Aber sie sah nicht die gegenüberliegende Wand an der Rückseite. Sie hatte eher den Eindruck, in eine tiefe und endlose Dunkelheit zu schauen, die auch zu einem gefährlichen Sog werden konnte.
    Den Atem stieß sie langsam durch die Nasenlöcher aus. Sie fröstelte plötzlich. Das lag allein an der Plastik, von der auch etwas ausging, das Jane nicht unbedingt als Kälte bezeichnen wollte, aber auch keinen anderen Ausdruck dafür fand.
    Bea kehrte zurück. Sie hatte Jane bewusst Zeit gelassen, sich das Bild in Ruhe anzusehen.
    »Nun, was sagen

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