1331 - Zu Ehren Ijarkors
wirklich nicht der Sinn."
Der Tentakel zuckte zurück.
„Du bist ein ausgesprochenes Ekel", schimpfte Köön Chaaer in abgrundtiefen Baßtönen.
„Ich werde nie wieder nett zu dir sein."
„Könnte sein, daß ich das überlebe", erwiderte sie. „Schlimmer sieht es schon mit diesen Energieschauern aus. Wirklich unangenehm."
Sie schob den teleskopartigen Hals vorsichtig in die Länge, um das Camp überblicken zu können, sank dann aber sogleich wieder in sich zusammen.
„Beim Gesang der göttlichen Sirenen", klagte sie. „Es ist kaum noch jemand auf den Beinen. Was auch immer das war, was über uns gekommen ist, es hat fast alle von uns umgehauen."
Köön Chaaer machte es ihr nach. Er streckte seinen Hals ebenfalls nach oben, bis er seinen Kopf ausreichend weit in die Höhe gehoben hatte. Erschrocken stellte er fest, daß Toomoan Taan richtig beobachtet hatte. Er schätzte, daß wenigstens 100.000 Ophaler auf dem Boden lagen, und er konnte nicht erkennen, ob sie tot oder nur bewußtlos waren.
Die anderen hatten sich zumeist hingekauert. Sie zogen den Kopf ein, als befürchteten sie, geprügelt zu werden.
„Verstehst du, was das bedeutet?" fragte Toomoan Taan verzweifelt. „Wir haben unsere Heimat verlassen, um zu Ijarkors Ehren am Spiel des Lebens teilzunehmen. Salaam Siin hat uns gesagt, daß wir das auch von hier aus können. Aber damit ist es nun vorbei. Es geht nur, wenn wir alle gemeinsam singen. Wenn 100.000 Sänger fehlen, muß das Spiel des Lebens scheitern. Ijarkor wird zurückkehren, und er wird eine Enttäuschung erleben.
Wir können ihm nicht die Ehre erweisen, die ihm gebührt."
Krachend schlug Köön Chaaer einen seiner Tentakel auf den Boden.
„Tut mir leid", intonierte er, „aber zur Zeit interessiert mich nur, wie wir überleben können. Die Ehre Ijarkors muß hintanstehen."
Toomoan Taan wandte sich ihm zu, und jetzt war sie es, die ihm tröstend einen ihrer Tentakel über den Rücken legte. Die Ausdünstung des jungen Mannes verriet ihr, daß Köön Chaaer Höllenqualen durchlitt. Er hatte namenlose Angst.
„Ob wir das alles angerichtet haben mit unserem Angriff auf die Nakken?" stammelte Hendroshk. Er schloß zu Aysxixa auf. Haltsuchend griff er nach ihr, doch sie schüttelte ihn verächtlich ab.
„Zweifel", rief sie. „Immer nur Zweifel und Ängste. Ich habe dich doch nicht mitgenommen, damit du meinen Plan und mich in Frage stellst, sondern damit du mit mir kämpfst."
„Und ich dachte, weil du mich magst", entgegnete er kläglich.
„Wir kämpfen", entschied sie. „Die Nakken sollen sich nicht einbilden, daß sie uns mit derartigen Mätzchen beeindrucken können."
Sie eilte weiter und duckte sich, als sie die von der Decke herabwehenden Energiewirbel erreichte. Sie schlüpfte unter ihnen hindurch und drehte sich danach triumphierend zu Hendroshk um.
„Nun los doch", forderte sie ihn auf. „Worauf wartest du?"
Er folgte ihr, und er kam ebenfalls unbehelligt unter den Wirbeln hindurch.
„Siehst du", sagte sie tröstend. „Es ist überhaupt nichts passiert. Die Nakken drohen nur.
Das ist aber auch alles."
Er lächelte verlegen. Es war ihm peinlich, daß er ihr gegenüber soviel Schwäche gezeigt hatte.
„Gut", sagte er. „Ich war etwas durcheinander. Aber das ist vorbei. Die Nakken werden mich nicht mehr beeindrucken. Du kannst dich auf mich verlassen."
Sie zog ihn an sich und drückte sanft ihre Wange an die seine. Ein triumphierendes Lächeln glitt über ihre Lippen. Sie wußte, daß sie ihn vollkommen in der Hand hatte, und daß er von nun an buchstäblich alles für sie tun würde, um nicht noch einmal so schwach vor ihr zu erscheinen.
Wenig später begegneten ihnen fünf weitere Nakken. Sie überwältigten sie mühelos und verabreichten ihnen das psionische Gift, das sie zu Werkzeugen Aysxixas machte.
Danach ging es Schlag auf Schlag, bis schließlich mehr als vierzig Torwächter zu Sklaven der schönen Gavvron geworden waren. Diese Nakken versammelten sich alle in einem großen Raum, der sich auf halber Höhe des Tores befand, und warteten auf Aysxixa.
„Wir haben genug", stellte Hendroshk fest. „Ich glaube nicht, daß du noch mehr Nakken brauchst, um deine Pläne zu verwirklichen."
„Du hast recht", stimmte sie zu und blickte hinter den beiden Schneckenwesen her, die sie als letzte mit dem Gift versehen hatte und die nun ebenfalls der Sammelstelle zustrebten. „Jetzt nehmen wir uns die Torwächter vor und holen uns die Informationen, die wir
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