1333 - Mordgelüste
Waagerechten!
»Und jetzt gib mir deine Waffe!«
Sie zeigte auf ihn. Ich hielt sie fest. Aber ich hatte nicht den Zeigefinger am Abzug liegen.
»Die Waffe!«, forderte er.
»Ja!«, sagte ich.
Anschließend lief alles blitzschnell ab. Saladin kam zu keiner Reaktion. Ich riss den Arm hoch, und als er diese Bewegung sah, da wurde ihm klar, das ich ihn getäuscht hatte. Es war ihm nicht möglich gewesen, mich zu hypnotisieren.
Ich sah noch sein Gesicht, dessen Ausdruck eine Mischung aus Erkenntnis und Erschrecken zeigte, danach wehte mir ein dumpf klingender Laut entgegen, als die Beretta den Hypnotiseur mitten an der Stirn traf. Ich hatte ihn mit dem Lauf voll erwischt.
Saladin schaute mich erstaunt an. Plötzlich war er keiner mehr, der Macht über die Menschen besaß. Er war selbst nur ein Mensch mit allen Vor- und Nachteilen.
Fast im Zeitlupentempo kippte er nach hinten, und das Erstaunen löste sich aus seinem Gesicht. Ich wollte ihn nicht zu Boden schlagen lassen und fing ihn auf.
Jemand riss die Tür auf.
Ein Augenpaar durchsuchte blitzschnell den Raum. Der Mann sah mich mit Saladin auf der Stelle stehen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Suko.
»Jetzt schon.«
***
Einer von uns musste sich um den Hypnotiseur kümmern. Diese Aufgabe übernahm ich. Suko war losgefahren, alarmiert, denn es hatte sich in meiner Wohnung niemand am Telefon gemeldet.
Für uns war das unnatürlich, und so hatte sich Suko in aller Eile auf den Weg gemacht.
Der Hypnotiseur saß inzwischen in meinem Rover. Einen Kreis der Handschelle hatte ich um den hinteren Haltegriff hinter der Beifahrerseite geklemmt, der zweite umspannte sein Handgelenk.
Er war noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Ich wolle ihn zum Yard bringen. Dort würde er eine wunderschöne Einzelzelle bekommen.
Das Grundstück hatte ich noch nicht verlassen, als sich mein Handy meldete.
Ich befand mich noch immer in einem recht aufgeputschten Zustand. Dabei ahnte ich, dass der Anruf nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Glenda Perkins wollte mich sprechen. Bereits am Klang der Stimme hörte ich, dass sie unter Stress stand.
»Gut, dass ich dich erreiche, John.«
»Ist Suko noch nicht da?«
Dann wird er gleich…
»Er fährt nicht zu mir. Ich habe mit ihm schon gesprochen. Er muss zum Krankenhaus. Shao liegt auf dem OP-Tisch.«
»Was?«, schrie ich. Beinahe wäre ich vom Sitz in die Höhe gesprungen und mit dem Kopf gegen die Decke gestoßen.
Glenda erklärte mir alles. Sie sprach auch von ihrem Kratzer an der Wade, der inzwischen verbunden war. So Schreckliches Shao und sie auch erlebt hatten, es war trotzdem positiv, dass es keine Toten gegeben hatte. Die beiden Frauen hatten sich bravourös verhalten.
»Willst du kommen, John?«
»Später. Aber dann direkt ins Krankenhaus. Ich muss erst beim Yard jemanden abgeben.«
»Dann treffen wir uns im Hospital.«
»Einverstanden.«
***
Saladin hatte seine Zelle bekommen, und er war inzwischen auch bei Bewusstsein. Gesprochen hatte er kein Wort und mich auch nicht angeschaut. Er hatte sich einsperren lassen, und ich fragte mich, ob ich darüber glücklich sein konnte.
Wie ich ihn einschätzte, würde er so leicht nicht aufgeben und auch weiterhin versuchen, wieder in dieses andere Fahrwasser zu geraten. Es konnte auch sein, dass er die Nase voll hatte. Nur würde es problematisch sein, ihn vor ein Gericht zu stellen und ihm dort etwas zu beweisen. Das waren im Moment jedoch nicht meine Probleme.
Ich traf als Letzter in der Klinik ein.
Glenda Perkins fand ich im zweiten Stock. Sie saß auf einem harten Stuhl und hatte das rechte Bein nach vorn gestreckt. An der Wade leuchtete ein weißer Verband.
»Was ist mit Shao?«
»Keine Ahnung. Sie wird wohl noch operiert. Oder ist vielleicht schon fertig.«
»Und Suko?«
»Spricht mit dem Arzt.« Glenda deutete auf eine geschlossene Tür und hob die Schultern. »Ich bin ja nur eine Freundin.«
»Klar.« Ich ließ mich neben ihr nieder. »Steckte das Messer denn tief im Körper?«
»Ich glaube schon«, flüsterte sie.
Das machte mir auch nicht mehr Hoffnung. Aber die entsprechende Tür wurde leise geöffnet, und Suko verließ den Raum. Ich schaute sofort in sein Gesicht und wollte erkennen, ob etwas darin zu lesen war.
»Hi, ihr beiden«, sagte er recht matt.
»Und?« riefen wir wie aus einem Mund. »Was ist mit Shao? Hat man ihr helfen können?«
Suko lächelte. »Man hat. Es ist alles glatt gegangen. Sie hat zudem Glück gehabt. Die Klinge hat keine Ader
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