1333 - Mordgelüste
hier klappte es. Das Kissen befand sich direkt im Stichweg des Messers.
Die Klinge drang hinein. Sie trat am anderen Ende nicht mehr hervor, das Kissen war einfach zu dick. Glenda erlebte, dass Fulton auch überrascht sein konnte, und das musste sie ausnutzen.
Das Messer steckte noch im Kissen. Glenda hielt es mit beiden Händen fest und riss es hoch. Zugleich drückte sie es nach vorn und genau in das Gesicht des Studenten hinein.
Das war zu viel für Gregg. Er verlor die Balance und musste zurück weichen. Hinter ihm allerdings befand sich die umgekippte Couch, und an sie hatte er nicht mehr gedacht. Er fiel rücklings, landete aber recht weich auf der Innenseite der Lehne.
Glenda sprang ihm nach.
Sie hatte einen Schuh ausgezogen und hielt ihn schlagbereit in der Hand. Gregg war noch mit sich selbst beschaftigt, als ihn der Absatz an der Schläfe traf.
Es war keiner dieser Stilettos, sondern ein Blockabsatz. Auch der reichte aus, um ihn durcheinander zu bringen. Der Schlag hatte Haut an seiner Stirn aufgerissen. Glenda wollte noch mal zuschlagen, um Gregg in die Bewusstlosigkeit zu stoßen, aber sie hatte ihn unterschätzt. Er schleuderte ihr das Kissen entgegen.
Diesmal wurde sie getroffen. Sie spürte den Stoff im Gesicht. Die Sicht wurde ihr genommen, und als das Kissen nach unten fiel, hatte sich Fulton schon wieder erholt.
Mit dem Messer voran stürzte er auf sie zu. Glenda spürte den scharfen Schnitt an ihrer rechten Wade entlangschrammen, dann wurden ihr die Beine weggerissen, und genau das hatte Fulton gewollt. Bevor sie sich versah, riss er sie um, warf sich auf sie und wollte wieder zustoßen.
Wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, hätte er es auch geschafft. So aber litt er unter dem Treffer, und das verlangsamte seine Reaktionen.
Als der rechte Arm nach unten fuhr, war Glenda schnell genug, um ihn zu stoppen. Sie kämpfte um ihr Leben, sie gab alles, denn Hilfe konnte sie nicht erwarten.
Sekundenlang erstarrte die Szene. Glenda lag auf dem Boden.
Fulton kniete über ihr. Die Hand mit dem Messer wurde noch zurückgehalten, aber Glenda sah ein, dass die Kraft des Studenten größer war als ihre, obwohl er angeschlagen war.
In ihm steckten Kräfte, die er sonst nicht hatte, und die setzte er auch ein. Glenda brachte die Kraft nicht mehr auf. Sie merkte, dass ihr Arm nach unten durchsackte. Wenn sie diese Bewegung nicht aufhielt, überlebte sie die nächste Minute nicht.
Sie wunderte sich, denn die Kraft des Studenten ließ plötzlich nach. Er schrie sogar auf. Dann warf er sich zur Seite und von Glenda weg.
Neben ihr fiel er zu Boden, wo er liegen blieb.
Glenda konnte es zunächst nicht fassen. Sie dachte an einen Traum und richtete sich darauf ein, dass sich Fulton wieder erhob.
Deshalb richtete auch sie sich auf. Jetzt spürte sie wieder den Schmerz an ihrer rechten Wade, und sie sah auch das Blut auf dem Teppich, in den sich die rotbraunen Flecken eingesaugt hatten.
Uninteressant. Fulton war wichtiger.
Er bewegte sich nicht. Platt lag er auf dem Rücken. Er starrte gegen die Decke. Er stöhnte. Den Griff der rechten Hand hatte er gelockert. Das Messer war ihm von der Handfläche gerutscht und lag jetzt neben ihm. Er traf auch keine Anstalten, danach zu greifen.
Glenda war durcheinander. Sie begriff nichts mehr. Von oben herab schaute sie auf das Gesicht des Studenten, das sich verändert hatte. Der schreckliche Ausdruck war daraus verschwunden. In seine Züge war wieder die Normalität zurückgekehrt.
Wirklich?
Ihre Blicke trafen sich.
Glenda konnte es nicht fassen. Nichts mehr war von Mordlust in seinen Augen zu sehen. Sie wurde völlig normal angeschaut, aber auch verständnislos.
»Was ist denn passiert?«
»Weißt du es wirklich nicht?«
»Nein.«
»Dann denk nicht darüber nach.« Glenda bückte sich. Sie nahm das Messer an sich und ging zu Shao, die leichenblass am Boden hockte. Die Klinge steckte noch immer in ihrer Schulter, aber Shao war bei Bewusstsein.
Glenda tupfte ihr den Schweiß von der Stirn und sagte dabei das einzig Richtige.
»Ich rufe einen Arzt.«
Von Shao bekam sie keine Antwort. Dafür meldete sich Gregg Fulton. »Es ist vorbei – vorbei! Ich bin frei, wieder frei…« Der Rest des Satzes erstickte in einem Schluchzen …
***
Ich war der Wurm oder fühlte mich wie ein Wurm, der auf dem Rasen lag und die gewaltige Walze langsam auf sich zukommen sah, ohne eine Chance zu haben, entkommen zu können.
Ich hielt meine Beretta in der Hand,
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