1341 - Der Spion von Kumai
soweit."
Bull beendete das Gespräch und orientierte sich zum Zentrum der Kuppel hin. Er konnte zwar mit dem Paralysator die beiden Wachen am Lift ausschalten, aber er mußte mit regelmäßigen Patrouillengängen rechnen. So würde man ihn spätestens im Gang zur Verteilerstelle erwischen. Die Strecke war zu lang und übersichtlich, als daß er sie noch einmal betreten durfte.
Ein fast zwanzig Meter hoher, verschachtelter Konverterblock bot für die nächsten Minuten ausreichend Deckung. Bull studierte ausgiebig die Kartenfolien. Es gab insgesamt sieben Nebenlifte, ungleichmäßig über die Kuppelfläche verteilt und mit dem Tunnelsystem unter der Oberüäche verbunden. Keiner davon nutzte ihm. Notausgänge, wie er sie benötigte, waren nicht eingezeichnet. Also mußte sich Bull auf seine Findigkeit verlassen - Erfahrung mit exotischen Bauwerken hatte er zur Genüge gesammelt.
Vermutlich befanden sich neben den Stahlträgern, welche die Kuppelwandung stützten, kleine Mannschleusen. Vielleicht gab es dort sogar Atemgeräte ... Bull setzte sich in Bewegung. Auf verschlungenen Wegen visierte er vorsichtig den ersten fraglichen Punkt an. Er hatte Glück - keiner der Techniker kam ihm näher als zwanzig Meter. Nach knapp zehn Minuten entdeckte er tatsächlich, was er an diesem Ort erwartet hatte. Ein winziges, in farblichem Kontrast gestaltetes Rechteck hob sich vom grauen Hintergrundmaterial ab.
Bull wartete mißtrauisch. Die Szene schien vollkommen ruhig. Dann aber fiel sein Blick auf zwei wartende Kartanin. Im Schatten eines Maschinenblocks kauerten sie am Boden und warteten offenbar ab.
Es mußten Wachen sein. Eine andere Möglichkeit blieb nicht. Bull fluchte unterdrückt und kroch zurück in den Wartungsgang, den er gerade hatte verlassen wollen. Irrte er? Handelte es sich lediglich um Mitglieder der technischen Belegschaft, derzeit ohne dringende Arbeit oder einfach faul? Möglich.
Verlassen allerdings wollte er sich nicht darauf. Er steuerte auf ähnlichem Weg wie zuvor den nächsten Punkt an. Auch hier zwei Wacheh -und auch sie hockten unauffällig im Schatten eines Aggregats.
Schlimmer hätte es nicht kommen können. Jetzt, nachdem der Aufruhr in der Krankenstation beigelegt war, verfolgte offenbar ein Großteil der freien Kräfte seinen Fall. Ein gedankliches Tasten berührte kurz seinen Geist. Es strich über ihn hinweg, als sei er nicht vorhanden. Bull war sicher, daß er ohne mentale Abschirmung innerhalb weniger Sekunden entdeckt worden wäre.
In weniger als fünfzig Metern Entfernung überschaute der Mann einen freien Platz. Bull stutzte kurz. Er fand keinen einleuchtenden Grund für derartige Platzverschwendung. Handelte es sich um eine zusätzliche Stellfläche? Ganz gleich, dachte er; doch Sekunden später erschienen die drei Kartaninfrauen mit dem Spürgerät. Sie machten in der Mitte der Fläche halt und warteten untätig ab.
Zunächst registrierte Bull befriedigt, daß sie seine Spur verloren hatten. Dann aber befiel ihn erneut Unruhe: Was wollten die Frauen?
Er mußte nur wenige Minuten warten. Mehr als zwei Dutzend der humanoiden, katzenhaften Wesen versammelten sich dort unten. Die Wortführerin des Spürtrupps redete leise auf sie ein. Bull verstand kein Wort. Am Ende nahm sie jeden ihrer anwesenden Artgenossen beiseite, fügte ein paar Worte hinzu und wies mit dem Arm eine Richtung. Alle verschwanden, ohne weitere Fragen zu stellen. Natürlich steckte ein durchdachtes Schema dahinter, und Bull fürchtete fast, daß all der Aufwand ihm galt.
Bald wurde die Grundlage des Schemäs deutlich: Nicht mehr als fünfzehn Hauptkorridore durchzogen die Kuppel. Sie waren sämtlich leicht überschaubar und weitgehend gerade angelegt. Von seinem Standort äus beobachtete Bull, wie die einzigen Korridormündungen in Sichtweite besetzt wurden. Die Kartanin dort würden sich keine Sekunde ablenken lassen. Wollte er also um mehr als hundert Meter seinen Aufenthalt wechseln, mußte er unweigerlich auff allen. „Jetzt ist guter Rat teuer", murmelte er. Welche Wahl blieb übrig, als zunächst abzuwarten? Letzten Endes konnte nur ein Zufall weiterhelfen. Sein ursprüngliches Ziel hatte er längst aus den Augen verloren.
Er wollte möglichst unbehelligt die LOVELY &BLUE erreichen und Kumai verlassen. Natürlich - das Risiko war bekannt gewesen, aber was er bislang an Informationen hatte sammeln können, schien lächerlich wenig.
Eine Stunde lang geschah nichtsl Bull vermutete, daß inzwischen Sektor um
Weitere Kostenlose Bücher