1344 - Das Ende der Hybride
Enthüllungen durch Huakaggachua sprach Comanzatara. Die beiden schienen ihre Kräfte zwar gemeinsam einzusetzen, sich dabei aber auf verschiedene Teilziele zu konzentrieren.
„Du kennst meine ureigenen Sorgen, liebe Jizi", begann meine alte Freundin. „Eine davon hat sich erledigt. Ich bin nicht mehr allein. Meine Schwester ist hier, und es ist wunderbar, daß sie zu mir gefunden hat, auch wenn der Weg ihres Kommens rätselhaft bleibt. Ich kann mit dem Wort KLOTZ nichts anfangen. Von Hua weiß ich nur, daß es sich um ein riesiges und sehr fremdartiges Gebilde handelt, das irgendwo in der Mächtigkeitsballung Estartu durch den Raum jagt."
Ihr Blütenkopf pulsierte leicht in den blauen Farbtönen, was ich als Zeichen von Unsicherheit deutete.
„Ich bin nicht mehr allein", fuhr sie fort, „aber jetzt sind Hua und ich allein, denn wir wissen, daß es unser Volk in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gibt. Die Verwandtschaft zur Majsunta-Hybride besteht zwar, aber sie ist geringer als deine siganesische zu denen deiner Vorfahren von Terra. Ich habe oft geglaubt, daß ich in Wirklichkeit eine Artgenossin suchte. Erinnerst du dich an Rainer Deike? Er meinte, ich suche eine männliche Zatara. Ich weiß nicht einmal, ob es so etwas gibt. Ich glaube es aber nicht."
Sie brachte sogar ein leises Lachen zustande.
„Nun glaube ich, daß ich nicht eine Artgenossin gesucht habe. Ich habe bestimmt auch nicht nur Informationen gewinnen wollen, obwohl dieser Drang mich noch jetzt beherrscht. Es ist wohl so, Jizi, daß ich mein Volk und meine Heimat gesucht habe. Ob ich überhaupt eine Heimat habe, weiß ich nicht. Und mein Volk gibt es nicht mehr. Damit steht fest, daß unsere Blüten nie mehr in hellem Rot erstrahlen können."
Ich konnte dazu nichts sagen.
„Die einzigen, die mir noch außer Hua verwandt erscheinen", sprach Comanzatara weiter, „sind die Hybridenstöcke von Majsunta, die sich zur Mutter-Hybride vereinigt haben. Ich empfinde für sie die gleiche Sympathie wie für die arme Jacaranda, aber die Majsunta-Hybride ist mir auch fremd. Ihre Hilferufe und ihre Schreckensvisionen irritieren mich, auch wenn ich selbst davon befallen werde und an diese Bilder glaube."
Ich hatte tiefes Mitleid mit ihr, und ich ließ sie das wissen.
„Ich danke dir, weil du das sagst." Sie lachte wieder ein wenig. „Aber ich brauche kein Mitleid. Ich muß doch sowieso mit dem leben, was ist."
Da hatte sie eigentlich recht, und ich zog es vor zu schweigen und sie weiter erzählen zu lassen.
„Da ist etwas, was mich nach Majsunta zieht. Aber die Gefahr, dort von den Pterus für deren Manipulationen mißbraucht zu werden, schreckt mich ab. Ich werde also in der Milchstraße bleiben, auch wenn sich Huas Plan hier kaum realisieren läßt."
„Welcher Plan?" fragte ich.
„Wir wollen herausfinden, wer die Herren waren, denen wir einmal dienten. Es spricht alles dafür, daß wir sie nur in Estartu finden können, denn von dort stamme ich ja wohl. Aber auch das Risiko einer räumlichen Versetzung dorthin können wir nicht eingehen. Die kosmischen Strömungen befinden sich hier und dort in großer Unordnung. Zu einem wesentlichen Teil hat das Stygian verursacht. Wir kämen nie an unser Ziel."
„Wir bleiben also hier", stellte ich fest. Sie spürte sicher, daß ich diesem Gedanken nur Positives abgewinnen konnte.
„Es gibt Probleme." Sie ging nicht auf meine Worte ein. „Die jüngsten Visionen aus der Vergangenheit, an denen auch Jacaranda beteiligt gewesen ist, haben schwere Mentalschocks ausgelöst. Irmina Kotschistowa hat daraus die richtigen Schlußfolgerungen gezogen. Die Symbionten Jacarandas sind in höchstem Maß gefährdet. Nicht nur ihre Psychen könnten irreparable Schäden erleiden, viel schlimmer noch, sie könnten sterben."
„Das ist keine gute Nachricht", stellte ich fest. Aber Irmina Kotschistowa und ihre ÄSKULAP waren weit weg, 40 Millionen Lichtjahre. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, diese fernen Ereignisse zu beeinflussen.
„Irmina wird das Risiko einer operativen Trennung der sechs Intelligenzen eingehen." Es war interessant und erschreckend zugleich, wie Comanzatara von sechs Intelligenzen sprach, also Jacaranda einbezog. „Es bedarf keiner besonderen Präkognition, um zu sehen, daß dabei nicht alles Leben erhalten werden kann. Die Majsunta-Hybride kann nicht helfen. Jacaranda muß das allein durchstehen. Sie steht in Kontakt mit der Mutter-Hybride, was die anwesenden Terraner nicht merken
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