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1344 - Das Ende der Hybride

Titel: 1344 - Das Ende der Hybride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der du dich nun befindest, keine Sünde begangen. Im Gegenteil!"
    Es dauerte wieder eine Weile, bis ihre zarte Stimme aus dem Parlafon erklang. Diesmal waren die Worte zwar wichtig, aber bedeutsamer schien mir, daß ihr Blütenkopf einen sanften Rotschimmer annahm.
    „Ich höre auf dich, Jizi. Ich vertraue dir wirklich. Ich will alles tun, was in meiner bescheidenen Macht steht, um dich aus diesem Gefängnis zu befreien. Ich will auch an deiner Seite sein, um die Rätsel zu ergründen, die meine Vergangenheit und meine Herkunft betreffen. Aber du mußt wissen, daß das alles an meinen Kräften zehrt. Ich habe nach dem Mord die Südpolregion dieses Planeten aufgesucht, um mich zu regenerieren. Du weißt, wie dieser Vorgang bei mir verpufft. Ich brauche Eis, um darin zu sterben. Nur so kann ich erwachen. Ich bin jetzt körperlich frisch. Meine Blätter hängen nach unten, weil mich Trauer über meine Taten erfüllt und weil ich meinem Ziel ferner bin als je zuvor."
    Sie hatte noch nie in einem Zug eine solche Menge an persönlichen Mitteilungen von sich gegeben. Ich wertete das als Zeichen ihres Vertrauens. Ich sagte ihr das und dankte ihr.
    Sie ging nicht darauf ein.
    „Was sollen wir beide nun tun?" fragte sie nur.
    Ich lachte leise. „Ich sehe meine Situation sehr nüchtern. Und irgendwie ist meine Situation auch deine. Dieser Olafson hält mich gefangen. Ihn beseelt ein unverständlicher Ehrgeiz. Der Botaniker Ferbelin Destowitsch ist wild darauf, dich in seine Sammlung von Pflanzen einzureihen. Der Sotho Tyg Ian läßt Jagd auf mich machen.
    Sein Killer hat versagt - dank deiner Hilfe, Comanzatara. Er oder seine Knechte werden über kurz oder lang merken, daß Oliver Grueter versagt hat. Aber das ist noch nicht alles, liebe Comanzatara. Auf Tahun habe ich gesagt, woher ich komme. Auch die Galaktiker werden mich suchen - und dich."
    „Alle jagen dich", stellte die Fraupflanze fest.
    „Mich und dich", korrigierte ich sie.
    „Was sollen wir tun?"
    „Du kannst doch meine Gedanken lesen", staunte ich. „Warum fragst du mich dann noch?"
    „Ich kann deine Gedanken nicht lesen." Nun war die Verwunderung auf ihrer Seite. „Du bist doch meine Freundin. Ich kann nichts von einer Freundin empfangen, Jizi. Ich weiß nicht, was du willst."
    Ich lachte wieder und wußte, daß es ein Lachen der Verzweiflung war. „Ich weiß nicht, was wir tun können. Ich will hier raus. Es müßte einen Weg geben, alle Spuren zu verwischen, die wir hinterlassen haben, aber das ist wohl ein Wunschtraum."
    „Ich kann Realitäten träumen", antwortete sie rätselhaft. „Ich kann sogar in gewissen Grenzen Realitäten erzeugen.
    Ich werde nur irgendwann sehr müde werden. Und dann bitte ich dich um Hilfe."
    „Ich bin immer für dich da."
    „Darf ich in die Virenschaukel?"
    „Natürlich. Ich muß das Dach offenlassen, aber das ist ja wohl kein Problem für dich. Du bist etwas zu groß, liebe Comanzatara."
    „Darf ich nach deinen Gesetzen handeln?"
    „Ja", antwortete ich, aber ich erkannte nicht, was genau sie beabsichtigte.
    „Dann komm zu mir. Auf eine Sünde mehr oder weniger kommt es nun wohl nicht mehr an."
    Ich kletterte in die Virenschaukel und registrierte mit Staunen, wie ihr Blütenkopf nun noch heller leuchtete. Sie schien Gefallen am Geschehen zu finden. Und ich vertraute ihr.
    „Und nun?" fragte ich.
    Sie antwortete nichts, aber von einem Gedanken zum nächsten fand ich mich in gleißender Helligkeit wieder. Ich blickte aus der Virenschaukel und sah zu allen Seiten nur eine endlose Sandwüste.
    „Wo sind wir?" fragte ich, als ich erkannt hatte, daß sie uns räumlich versetzt hatte. Ich verschwendete einen letzten Gedanken an Morton Olafson und den widerlichen Botaniker Ferbelin Destowitsch.
    Sie antwortete mir ohne jeglichen Zusammenhang.
    „Ich kann unsere Zukunft nicht aufnehmen. Kein Gedanke ist mir nah. Ich muß blind handeln."
    „Wo befinden wir uns, Comanzatara?" Diesmal legte ich mehr Nachdruck in meine Frage.
    „Ich bleibe hier", entgegnete sie. „Du fliegst von der Sonne weg. Dann kommst du in eine Stadt, die die Terraner Sydney nennen. Dort kaufst du einen Scheintoten mit dicken, hohlen Beinen. Oder einen mit einem Transportgefäß im Rumpf, in das ich passen würde. Es muß auch noch Raum genug für dich und die Virenschaukel in diesem Scheintoten sein."
    „Was ist ein Scheintoter?" fragte ich irritiert.
    „Ein Roboter", antwortete sie. „Das ist aber ein Wort, das nicht in meine Vergangenheit

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