135 - Die Söldnerin des Todes
Komm wieder runter auf den Teppich, Stan. Du bist nicht Al Capone. Du bist nicht einmal Philippe Tavernier.«
»Nein, ich bin Stanley Keel - und das ist viel mehr.«
»Bullen!« stieß Holloway plötzlich nervös hervor. Seine Hände verkrampften sich.
»Kein Grund, die Nerven wegzuschmeißen«, sagte Keel gelassen.
»Du bist gut. Wenn die uns aufhalten.«
»Warum sollten sie das tun? Ich fahre so perfekt wie eine Maschine, halte mich an die Verkehrsvorschriften, habe noch keinen einzigen Fehler gemacht.«
»Es gibt Fahrzeugkontrollen, die routinemäßig durchgeführt werden«, sagte Holloway. »Außerdem solltest du wissen, daß wir in einem geklauten Truck sitzen. Der Diebstahl kann inzwischen entdeckt und gemeldet worden sein.«
»Ich hab’s im Gefühl, daß die Bullen nichts von uns wollen«, behauptete Keel. »Die fahren zufällig in dieselbe Richtung, das ist alles.«
Er fuhr noch gewissenhafter und ließ den Streifenwagen nicht mehr aus den Augen. Das Polizeifahrzeug setzte zum Überholen an. Keel bewies, daß er gute Nerven hatte.
Er tat so, als wäre seine Weste weiß wie frisch gefallener Schnee. Er schaltete sogar das Autoradio ein.
»Verdammt, stell die Musik ab!« sagte Holloway ärgerlich.
Keel tat ihm den Gefallen. Der Streifenwagen zog am Truck vorbei und beschleunigte.
»Na, glaubst du noch immer, daß die etwas von uns wollen?« fragte Keel.
Das Polizeifahrzeug bog rechts ab, und Holloway richtete sich seufzend auf. Jetzt brauchte er eine Zigarette. Die Sorglosigkeit seines Freundes beeindruckte ihn. War Stan wirklich so abgebrüht, oder spielte er ihm etwas vor?
Wenn er so viele Aufträge hinter sich hat wie ich, werden seine Nerven auch etwas gelitten haben, dachte Holloway. Irgendwann fängt man an zu überlegen, wie lange das gutgeht. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Nach der Wahrscheinlichkeitstheorie muß es jeden irgendwann mal erwischen, den einen früher, den anderen später…
Er zündete sein Stäbchen an. Seine Hand zitterte. Er war froh, daß der Freund es nicht merkte.
Sie erreichten Greenwich. Keel kannte den aufgelassenen Flugplatz nicht, aber Holloway war schon einige Male dort gewesen. Er sagte ihm, wie er fahren mußte, und wenig später erkannte Keel in der Ferne einen Wellblechhangar.
***
Richard Morris platzte vor Wut. Der Besessene war bestohlen worden! Einen Kühltransporter hatte man ihm gestohlen, und nun hatte er Angst vor Zeros Strafe, Dick Morris hätte den Truck nicht unbeaufsichtigt lassen dürfen. Zero hatte ihm den Ort genannt, wo er den Transporter hinbringen sollte, und war anschließend verschwunden.
Morris hatte sich in den Truck gesetzt und war losgefahren. Auf dem Parkplatz einer Motorway-Raststätte war er kurz ausgestiegen, um Kaffee zu trinken. Das tat er immer um diese Zeit, doch diesmal hätte er darauf verzichten sollen, denn währenddessen fuhr ein Kerl mit seinem Truck davon.
Er sprang auf, stieß die Tasse um. Die Leute an den Nachbartischen schauten ihn neugierig an. Er kümmerte sich nicht um sie. Er mußte seinen Truck wiederhaben!
Morris stürmte aus der Raststätte. Er stieß mit einer Frau zusammen. Sie war alt und gebrechlich. Wenn der Mann hinter ihr sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte, wäre sie schwer gestürzt.
»Unverschämter Kerl!« rief die Frau empört.
»Haben Sie keine Augen im Kopf?« rief der Mann.
Der Besessene scherte sich nicht um die beiden. Er war bereits draußen und sah, wie sich sein Truck in den Verkehr einfädelte, nachdem noch ein Mann zugestiegen war. Er mußte hinterher, brauchte schnellstens irgendein Fahrzeug.
Die Fracht im Truck war wichtig. Zero rechnete damit, daß er sie zuverlässig dorthin brachte, wo er sie haben wollte. Eine Panne durfte es nicht geben, dafür würde der Magier-Dämon kein Verständnis aufbringen.
Hinterher… aber womit?
Dick Morris blickte sich gehetzt um. Er entdeckte ein Motorrad. Zwei Minuten später raste er auf der Maschine über den Parkplatz und nahm die Verfolgung des Trucks auf.
Normalerweise überließ ein bestohlener Truckfahrer diese Arbeit der Polizei, doch dies war ein besonderer Fall, aus dem Morris die Polizei raushalten mußte, denn im Transporter befand sich eine besondere Fracht.
Als er den Streifenwagen hinter dem Truck sah, preßte er die Lippen grimmig zusammen. Wie sollte er sich verhalten, wenn die Polizei den Kühltransporter anhielt, wenn sie sich das Transportgut ansehen wollte?
Er würde es nicht
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