135 - Die Söldnerin des Todes
Stanley Keel. »Wir haben einen Truck mit ’ner Leiche geklaut! Und nach ’nem natürlichen Tod sieht das nicht aus - eher nach Mord. Man war vermutlich im Begriff, die Leiche verschwinden zu lassen. Deshalb keine Frachtpapiere. Sie konnten schlecht draufschreiben: ›Leiche‹.«
»Der Truck ist mir zu heiß«, sagte Philippe Tavernier. »Den kann ich nicht gebrauchen.«
»Was soll damit geschehen?« fragte Holloway.
»Das ist mir egal. Er muß auf jeden Fall weg von hier. Bringt ihn dorthin zurück, wo ihr ihn gestohlen habt, oder stellt ihn in irgendeiner einsamen Gegend ab, aber vergeßt nicht, eure Fingerabdrücke abzuwischen.«
»Verdammter Mist«, sagte Stanley Keel wütend. »Mein erster Coup ist gleich ein Reinfall. Ich hoffe, Sie nehmen uns das nicht übel, Mr. Tavernier. Wir konnten schließlich nicht wissen… Ich meine, es ist ja nicht alltäglich, daß Leichen spazierengefahren werden.«
Keel schloß die großen Flügeltüren und verriegelte sie. Dunkelheit senkte sich auf Mr. Silvers starres Gesicht.
Stanley Keel griff in die Tasche und holte niedergeschlagen das Kuvert mit dem Geld heraus. Er wollte es dem Franzosen zurückgeben, doch dieser wehrte ab.
»Sie bringen den Kühltransporter fort und besorgen noch heute einen anderen. Soll ich das Geld jetzt an mich nehmen und später noch einmal geben? Das halte ich nicht für sinnvoll.«
»Ihr Vertrauen ehrt uns, Sir«, sagte Keel.
»Ohne ein solches Vertrauen wäre eine Zusammenarbeit nicht möglich«, erwiderte der Franzose.
Plötzlich riß einer seiner Männer seinen Revolver aus der Tasche. »Da ist jemand, Boß!«
***
Sie hatten Morris entdeckt!
Der Besessene verschwand hinter den hohen Zwillingsreifen eines Trucks, als der eine Leibwächter seinen Revolver herausriß. Ein Schuß krachte, und Tavernier rief: »Schnappt euch diesen Mann! Er darf nicht entkommen! Bringt ihn hierher!«
Dieser Befehl galt auch Keel und Holloway. Sie starteten mit den Bodyguards. Jeder wollte derjenige sein, der den Neugierigen erwischte und zu Tavernier brachte.
Morris wechselte hinter einen anderen Truck. Sie schossen sofort wieder auf ihn. Er duckte sich, lief fünf, sechs Schritte, eine Kugel zupfte an seinem Ärmel, und er brachte sich mit einem weiten Sprung in Sicherheit.
Hastig kletterte er auf das Dach eines Trucks. Er legte sich flach darauf und hielt den Kopf unten. Die Männer schwärmten aus und suchten ihn.
»Er darf nicht entkommen!« rief Tavernier wieder. »Es steht zuviel auf dem Spiel.«
Hieß das, daß sie ihn töten würden? Konnten sie das? Immerhin befand sich Zeros schwarze Kraft in ihm. Er hatte keine Ahnung, wie überlegen sie ihn machte.
Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie auszuprobieren. Zeros Magie würde alle überraschen. Auch ihn.
Er hörte Schritte, wagte sich bis zum Truckdachrand vor und sah hinunter. Der Mann, der ihn dort unten mit gespannter Miene suchte, hatte ein lan ges, schmales Gesicht.
Es war Stanley Keel. Morris überlegte, ob er sich ruhig verhalten oder angreifen sollte. Die unbekannte Kraft in ihm riet ihm zu letzterem.
Er ließ einige Sekunden verstreichen, dann sprang er und landete hinter Keel. Der Mann fuhr herum und warf sich auf den kräftigen Gegner.
Schon vor seiner Begegnung mit Zero war Dick Morris stark gewesen, deshalb hatte sich der Magier-Dämon auch für ihn entschieden. Sein Faustschlag stoppte Keel nicht nur, er warf ihn zurück. Keel krümmte sich vor Schmerzen, und als Morris vorwärts stampfte, schrie er: »Hier ist der Kerl! Kommt schnell hierher!«
Mit viel Glück entging er dem folgenden Treffer. Im nächsten Augenblick tauchte Paul Holloway hinter Morris auf. Er wuchtete sich nach vorn und umklammerte den Fremden.
Als Morris die Umklammerung zu sprengen drohte, schrie auch Holloway: »Hierher!«
Die Revolverschwinger des Franzosen erschienen und setzten Morris ihre Kanonen grimmig gegen die Rippen.
»Ganz friedlich, Jungchen, sonst machen wir ein Sieb aus dir!«
Dick Morris gab sich geschlagen. Keel griff nach seinem linken Arm, Holloway nach seinem rechten, und Morris ließ sich widerstandslos abführen. Die Revolvermänner gingen neben Keel und Holloway. Wenn Morris sich losgerissen hätte, hätten sie abgedrückt. Das schien Dick Morris nicht riskieren zu wollen.
Sie brachten ihn zu Tavernier, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
Der Franzose musterte ihn mit schmalen Augen. »Was bist du? Ein Schnüffler oder ein Bulle?«
Morris schwieg, sein
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