PR TB 208 Welt Am Abgrund
1.
Stace Maccabor steckte das Buschmesser in den Gürtel zurück
und legte auch die schwere Büchse wieder an ihren Platz neben
den Decken. Er setzte sich und blickte in die Dunkelheit.
Wir machen uns alle verrückt! dachte er. Kein Mooner wagt
sich in die Nähe der Leuchtpflanzen. Nicht bei Nacht.
Stace blieb wachsam. Schlaf würde er nicht finden. Er hatte
etwas gehört, irgendwo im Dickicht zwischen den bläulich
schimmernden Büschen. Wenn es keine Mooner waren, dann
vielleicht Tiere, die wie die Mooner nachts aus ihren Löchern
kamen und auf Beutefang gingen.
Am Tag jagten die Menschen - in der Nacht Doomsday.
Die Büchse griffbereit neben sich, nahm Maccabor eine Flasche
vom Schlittenwagen und trank. Es war kalt, und kein Fallensteller,
der alle Sinne beisammen hatte, machte in der Dunkelheit Feuer. Sie
hatten andere Mittel, um sich zu wärmen - innerlich.
Es blieb still und Maccabor wachsam. Er hatte Jäger gekannt,
die sterben mußten, weil sie nur einen Augenblick lang
unachtsam gewesen waren.
Ein Tagesmarsch bis zur Niederlassung. Maccabor verfluchte die
Tatsache, daß er seinen Partner im Streit an eine andere Gruppe
verloren hatte und so nur langsam vorankam. Der Schlitten war mit
Fellen, Hörnern und Beuteln schwer beladen, die Pfade durch die
Wildnis zugewachsen.
Es war nicht das erstemal, daß Stace aus dem Dschungel
zurückkehrte, zu den verlorenen Außenposten dessen, was
man auf Doomsday Zivilisation nannte.
Niemals hatte er sich so sehr nach dem Anblick der Baracken und
Zäune gesehnt. Er hatte seine eigene Meinung zu den Gerüchten
über einen Amoklauf der Mooner. Sie waren immer gefährlich.
Wer diesen weißbepelzten Halbmenschen in die Hände fiel,
war verloren. So war es immer gewesen. Was sollte sich nun geändert
haben?
Dennoch war Maccabor unruhiger als sonst. Er spürte, daß
Unheil in der Luft lag, aber er wehrte sich gegen die Hysterie, der
er beim Zusammentreffen mit anderen Jägern begegnet war.
Stunden vergingen, ohne daß etwas geschah. Keine glühenden
Augen im Unterholz, kein Laut mehr. Maccabor glaubte schon, daß
sich das, was um seinen Lagerplatz herumgestrichen war, verzogen
hatte, als er den Schrei hörte.
Er fuhr ihm durch Mark und Bein. Stace sprang auf, das Gewehr im
Anschlag.
Eine Frau schrie ganz in der Nähe. Sie schrie wie ein Mensch,
der Schlimmeres als den Tod vor Augen hatte. Einen Moment war Stace
wie gelähmt. Schon einmal hatte er jemanden so schreien gehört,
auch eine Frau. Aber das war lange her.
Stace warf einen flüchtigen Blick auf den Schlitten mit dem
gesamten Ertrag von fast einem Jahr Wildnis. Er unterdrückte
einen Fluch und schlug sich in die Büsche. Jedes unnötige
Geräusch vermeidend, arbeitete er sich durch Unterholz und die
hohen, leuchtenden Rankengewächse, von denen die abergläubischen
Mooner glaubten, daß in ihnen ihre Naturgeister lebten. Solange
er sich dicht an ihnen hielt, war er sicher.
Das Schreien wurde lauter. Nun kamen andere Geräusche dazu.
Stace erstarrte. Wieder fühlte er sich um Jahre zurückversetzt,
und die Erinnerung trieb ihn vorwärts. Er begann zu laufen,
teilte das Dickicht mit dem Messer und ignorierte die Dornenranken,
die in sein Gesicht peitschten. Die Schreie brachen abrupt ab. Stace
rannte. Er durfte nicht zu spät kommen! Nicht noch einmal!
Bäume und Büsche teilten sich. Eine Lichtung. Nur das
fahle Licht des Mondes beschien die gespenstische Szene, die sich
Maccabors Augen bot.
Mooner! Ein halbes Dutzend von ihnen!
Stace stieß einen Schrei aus und stürzte sich, ohne zu
überlegen, auf die weißen, zottigen Gestalten mit den
rotglühenden Augen. Seine Büchse krachte dreimal kurz
hintereinander. Drei Halbmenschen stürzten zu Boden. Die anderen
drei erfaßten die Situation augenblicklich. Zwei zerrten die
Frau in die Büsche. Der dritte stürzte sich auf den Jäger.
Stace empfing ihn mit dem Messer. Auch in der Faust des Mooners
blitzte Stahl. Stace blockierte den Hieb mit dem linken Arm und
schlug dem Gegner das Buschmesser in den Leib. Er stieß ihn von
sich. Etwas in ihm machte fast übermenschliche Kräfte frei.
Er war bei den anderen, bevor diese die Frau fallen lassen und sich
verteidigen konnten. Stace streckte einen von ihnen mit zwei
gezielten Faustschlägen gegen die Schläfe zu Boden. Die
Frau schrie auf. Stace wirbelte herum und sah etwas auf sich
zukommen. Ein furchtbarer Schlag traf ihn am Kopf. Er taumelte
zurück. Der Mooner ließ ihm keine Zeit, zu sich zu kommen.
Ein
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