1350 - Tarkan
Prior hatte im Speisesaal vom Sechsten Tag gesprochen, der sich möglichst rasch dem Ende zuneigen solle. Und die Ordinalzahl „fünfte" hatte er mit „elfminussechste" umschrieben, als sei „fünfte" etwas, was er nicht in den Mund nehmen dürfe. Numerologie war eine der spiritistischen Künste. Hatten die Hauri damit etwas zu tun?
Die Hyperantennen interessierten ihn, aber das Ziel seines heutigen Ausflugs war ein anderes. Die Antennen waren von ungewöhnlicher Form. Sie waren großflächig, wenn auch nur aus fadendünnen, zu einem Gespinst zusammengefügten Elementen bestehend, und dienten offensichtlich einem Zweck, der wenig oder gar nichts mit Kommunikation im herkömmlichen Sinn zu tun hatte. Gewiß, man konnte mit ihnen auch Funknachrichten absetzen; ein paar davon hatte LEDA schließlich mitgeschnitten, wenn auch nicht entziffert. Aber die eigentliche Funktion der Antennen war eine andere, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie etwas mit dem gepulsten Hypersender in der Nähe der blauen Sonne zu tun hätte.
Aber zum Betrieb einer derart großen Sendeanlage - welchem Zweck sie auch immer dienen mochte - wurde eine erstrangige Energiequelle gebraucht. Wahrscheinlich deckten die Hauri ihren Energiebedarf aus dem nahe gelegenen Zentralgestirn des Systems oder auch nach dem Hypertrop-Verfahren aus einem energetisch höher gelegenen Kontinuum. Nach dem Komplex der Energieversorgung würde er in der Weite des Dschungels vergeblich suchen. Die mächtigen Zapfaggregate bedurften besserer Deckung, als sie das Blätterdach des Waldes bot. Wenn seine Ahnung ihn nicht täuschte, befand sich die Zapfstation im Innern des Hügels. Dieser war sein Ziel. Das Sechseck der Hyperantennen lag südwestlich der Hauri-Siedlung, der Tafelberg dagegen etwa zehn Kilometer nordöstlich. Er hatte den Weg nach Süden eingeschlagen, um etwaige Beobachter über seine wahre Absicht zu täuschen. Mittlerweile schien es fast so, als sei diese Mühe überflüssig gewesen.
Er tauchte in den Dschungel hinab.
Dicht unterhalb der Baumkronen gab es eine Zone, die die Wipfel des Sekundärwuchses nicht erreichten. Dort kam er recht schnell voran. Um den Kurs brauchte er sich nicht zu kümmern. Der Pikosyn hatte den Tafelberg genau eingepeilt.
Angesichts der Stille, die ihm in der vergangenen Nacht aufgefallen war, überraschte es ihn, eine Vielzahl von gefiederten und ungefiederten Geschöpfen zu beobachten, die den Wald bevölkerten. Riesige Vogelscharen nisteten und horsteten in den sonnennahen Laubdächern. Solange er sich geräuschlos bewegte, schienen sie sich vor ihm nicht zu fürchten. Aber wenn er an einem der Äste entlangstreifte, dann schraken sie auf, flogen davon und vollführten dabei einen ohrenbetäubenden Spektakel. Die Höhe des Dschungels war auch der Lebensraum einer Gattung langschwänziger Pelztiere, die in ihrer behenden Fortbewegungsweise an Affen, vom Pelz und der Schädelform her jedoch eher an australische Koalas erinnerten. Auch sie gehörten keineswegs zu den schweigsamen Vertretern der eingeborenen Tierwelt. Die blökenden Warnrufe, die sie ausstießen, sobald sie die schwebende Gestalt des Terraners wahrnahmen, mußten gut und gern einen Kilometer weit zu hören sein. In das Gekreisch der Vögel und das Geblöke der Koala-Affen mischten sich gewöhnlich noch die keckernden, unkenden, brüllenden oder zirpenden Laute anderer Geschöpfe, die im bodennahen Dickicht wohnten. Einen Großteil des Weges hatte Perry Rhodan ein wahres Höllenkonzert um sich herum. Amüsiert überlegte er, daß die Hauri, falls sie ihm nachspionieren wollten, nur ein paar Horchposten im Wald hätten aufstellen brauchen.
Was ihm darum um so unverständlicher erschien, war die absolute Geräuschlosigkeit der vergangenen Nacht. Bei einer derartigen Vielfalt der Tierwelt erschien es unmöglich, daß es nicht auch Nachttiere geben sollte, die gewisse Laute von sich gaben.
Nachdem er den Tafelberg inspiziert hatte, würde er auf den Grund des Dschungels hinabtauchen und sich ein Beutetier suchen, mit dem sich sein Speisezettel aufbessern ließ. Er war nicht wirklich auf so mühselig beschaffte Fleischkost angewiesen, solange die Netzkombination noch über ihren Vorrat an Nahrungspräparaten verfügte. Aber mit der Jagdbeute in der Hand würde er Varro pak Duur leichter erklären können, warum er sich drei Stunden im Wald herumgetrieben hatte, anstatt zu meditieren. „Der Südhang des Berges ist noch zwei Kilometer entfernt", meldete
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