1350 - Tarkan
Respekt begegnete. Seine Deutung des goldenen Symbols war also wohl richtig. Bei den kurzen Wortwechseln ging es um belanglose Dinge. Obwohl der Pikosyn getreulich alles übersetzte, was seinen Sensoren zu Ohren kam, erfuhr Perry Rhodan nicht, was es war, womit die Einsatzgruppe Tiger-6 sich beschäftigte.
Die Menge zerstreute sich allmählich. Wortlos wandte Varro pak Duur sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Perry Rhodan blieb an seiner Seite. „Höre, mein Freund", sagte er sarkastisch, „es mag sein, daß eure Nahrung sich mit meinem Metabolismus verträgt. Aber sie ist erstens zuwenig, und zweitens schmeckt sie abscheulich. Ich habe Hunger, und mein Magen überlegt sich, ob er mir übelnehmen soll, was ich ihm zugemutet habe."
Varro pak Duur antwortete, ohne den Blick zu wenden: „Die Einnahme von Mahlzeiten ist eine heilige Handlung. Es gibt nur zwei Speisen: Urkhiitu und Ponaa. Urkhiitu schärft den Verstand und versetzt uns in die Lage, das gewaltige Geschehen der Vollendung zu verstehen. Ponaa stärkt den Körper und gibt ihm die Kraft, die er braucht, um das Werk des Herrn Heptamer verrichten zu können. Es gibt keine andere Nahrung, und wer die heilige Handlung der Mahlzeit durch sein Verhalten stört, der frevelt wider die Gesetze der Götter."
Während er sprach, war er unverdrossen weitergegangen. Jetzt aber hielt Perry Rhodan ihn am Arm fest und drehte ihn so, daß er ihm ins Gesicht blicken mußte. Grünes Feuer glorrim tief in den Augenhöhlen des Hauri. Perry Rhodan verstand es als ein Zeichen ärgerlicher Erregung, obwohl er das Leuchten gestem abend schon einmal gesehen hatte, als er glaubte, Varro pak Duur amüsiere sich über etwas. „Eure Religion geht mich nichts an", sagte er hart. „Ich will mich bemühen, keine eurer Anstandsregeln zu verletzen. Aber wenn ihr glaubt, mit Urkhiitu und Ponaa auskommen zu müssen, dann ist das eure Sache. Du hast mich euren Gast genannt. Willst du mich verhungern lassen?"
Mit einer unwilligen Geste streifte der Hauri Rhodans Hand vom Armel seines Gewandes. „Es gibt auf Bentang keine andere Nahrung als Urkhiitu und Ponaa", antwortete er schroff. „Wenn du deinen Körper mit unreinen Nahrungsstoffen schädigen willst, mußt du sie dir selbst besorgen."
„Bentang?" wiederholte Rhodan nachdenklich. „Ist das der Name, den ihr dieser Welt gegeben habt?
Also gut: Ich darf mir meinen eigenen Proviant besorgen. Du gestehst mir also Bewegungsfreiheit zu?"
Sie hatten sich inzwischen wieder in Bewegung gesetzt. Der Seitenblick, den Varro pak Duur seinem Begleiter zuwarf, schien Überraschung auszudrücken. „Selbstverständlich hast du Bewegungsfreiheit. Sagte ich nicht, daß du unser Gast bist?"
„Sprich mit euren Semantikern, die den Pikosyn abgefragt haben", schlug Perry Rhodan vor. „Ich habe das Gefühl, daß der Begriff >Gast< nicht richtig verstanden wurde. Davon abgesehen: Was steht auf der Tagesordnung? Ich habe Hunderte von Fragen, die ich dir vorlegen möchte. Wann komme ich dazu, dich auszufragen?"
Sie hatten den Eingang, der durch die kleine Kammer in Rhodans Unterkunft führte, inzwischen erreicht.
Varro pak Duur blieb stehen. „Du bist fremd im Kreis der Hauri", sagte er. „Du mußt dich erst eingewöhnen. Ich empfehle dir, drei Stunden zu meditieren. Entferne aus deinem Geist alle Eindrücke und Vorstellungen, die du aus deinem Universum mitgebracht hast. Wenn dein Bewußtsein leer und aufnahmefähig ist, dann wollen wir miteinander sprechen."
Nach diesen Worten wandte er sich um und schritt davon. Ein wenig verdutzt blieb Perry Rhodan stehen. „Meditieren", murmelte er. „Das hat mir noch gefehlt."
Er betrat sein Quartier. Der Durchgang zur Kammer blieb diesmal offen. Wahrscheinlich verschwand er nur zur Nachtzeit, wenn alle braven Hauri schliefen. „Du kennst die Sprache", sagte Perry Rhodan zu seinem Pikosyn. „Was heißt |Urkhiitu?"
„Grünes Gras", lautete die Antwort. „Dachte ich mir's doch", brummte Rhodan. „Und Ponaa?"
„Schleim."
Er trat hinaus auf den Balkon. Auf der Lichtung herrschte reger Betrieb. Die Hauri waren zu Fuß und in wenigen kleinen Schwebefahrzeugen unterwegs. Einige der Pfade, die das Wiesengelände durchkreuzten, endeten nicht am Waldrand, sondern führten als Schneisen in den Dschungel hinein. Er sah manchen Schweber im wuchemden Dickicht verschwinden, andere daraus zum Vorschein kommen.
Die Mehrzahl der Schneisen führte in die Richtung, in der er die Hypersender mit ihren
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