Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1350 - Tarkan

Titel: 1350 - Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Becher zu. Der Becher wäre eher ein Humpen zu nennen gewesen. Er faßte an die zwei Liter, und die Flüssigkeit, die er enthielt, war von derselben milchiggrünen Konsistenz wie das Getränk, das die Servoautomatik am vergangenen Abend produziert hatte. Die Schüssel enthielt ein geringes Quantum einer Substanz, die wie angefeuchtetes Heu aussah und - Rhodan überzeugte sich, indem er sich so weit vorbeugte, daß seine Nase in die angemessene Position geriet - auch nicht besser roch. Neben der Schüssel lag eine metallene, mit zwei Zinken ausgestattete Gabel. Sie schimmerte und glitzerte, als würde sie nach jeder Mahlzeit eine Stunde lang poliert.
    Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Ein Hauri hatte sich erhoben und schritt auf das Podest mit dem Podium zu. Er stellte sich hinter dem Podium zurecht und streckte beide Arme waagrecht nach vorne.
    Perry Rhodan berührte mit dem Zeigefinger die Stelle unter dem rechten Ohr, an der er subkutan einen Mikroempfänger des Pikosyns trug.
    Der Hauri sagte etwas, das wie „Vanu allam" klang. Der Pikosyn übersetzte: „Laßt uns beginnen."
    Dann senkte er die Arme und fing an zu sprechen. „Gesegnet sei der Herr Heptamer, Sohn der Götter und Herrscher der Zwanzigstätten, daß er uns diesen Tag zum Wohle der Vollendung arbeiten läßt. Getreu seinem Wort wollen wir unsere Arbeit verrichten, den Ungläubigen trotzen und unseren Teil dazu beitragen, daß der Sechste Tag sich möglichst schnell seinem Ende zuneigt. Denn auf den Sechsten folgt der elfminussechste, und je mehr Tage vergehen, desto näher sind wir dem Augenblick, in dem der Kreislauf des Werdens sich schließt."
    Der Hauri - sein Symbol bestand aus einer silbernen Sonne mit verschiedenfarbigen Zacken - trat vom Podium herab und nahm seinen früheren Platz wieder ein. In der Menge erhob sich kurz ein Gemurmel, das der Pikosyn nicht zu übersetzen vermochte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine rituelle Bekräftigung. Dann begann das Klappern der Geschirre und Bestecke.
    Perry Rhodan war hungrig, aber was man ihm vorgesetzt hatte, war kaum dazu angetan, seinen Appetit anzuregen. Außerdem war die Portion viel zu klein. Er sah, wie seine Tischnachbarn gierig aus den Humpen tranken und mit der zweizinkigen Gabel das nasse Heu in sich hineinschaufelten. Er tat es ihnen nach, allerdings mit wesentlich geringerer Begeisterung. Geschmacklich hielt das Heu, was es optisch versprach. Es hinterließ einen bitteren Geschmack auf der Zunge, den er mit der grünen Molke hinunterzuspülen versuchte. Gesprochen wurde während der Mahlzeit nicht. Perry Rhodan fühlte sich in einen mittelalterlichen Konvent versetzt. Er gelangte zu dem Schluß, daß der Metabolismus der Hauri weitaus mehr Flüssigkeit bedurfte als feste Nahrung. Das Getränk schien die eigentliche Mahlzeit zu sein, das Heu nur die Beispeise. Wenn er sich länger hier aufhielt, würde er seinen Gastgebern klarmachen müssen, daß er mit ihrer Kost nicht auskam.
    Der Hauri, der die Invokation gesprochen hatte, warf seine Gabel so heftig auf den Tisch, daß man es weithin scheppern hörte. Gehorsam legten daraufhin die Speisenden ihre Bestecke nieder und setzten die Becher zurück auf die Tische, gleichgültig, ob sie schon zu Ende gegessen und getrunken hatten oder nicht. Rhodan wollte rasch noch einen Schluck aus seinem Humpen zu sich nehmen. Das Heu hatte ihn durstig gemacht. Aber kaum streckte er die Hand nach dem Gefäß aus, fühlte er sich von Varro pak Duur am Arm ergriffen. Es glomm in den tiefen Augenhöhlen des Hauri. Rhodan war im Begriff gewesen, gegen die Etikette zu verstoßen. Wenn der Prior die Gabel beiseite legte, war die Mahlzeit zu Ende. Den Titel Prior verlieh er dem Hauri mit dem bunten Symbol spontan.
    Als der Prior sich erhob, standen auch alle anderen Anwesenden auf. Der Prior bewegte sich gemessenen Schrittes auf den Ausgang zu und verschwand draußen im Korridor. Das war für die Hauri offenbar das Signal, daß von nun an weniger steifes Benehmen an den Tag gelegt werden könne. Stimmen klangen auf. Es bildeten sich kleine Gruppen, in denen eifrig debattiert wurde. Aus den Wortfetzen, die der Pikosyn auffing und übersetzte, schloß Perry Rhodan, daß die Aufgabenverteilung des Tages besprochen wurde. Über die Art der Aufgaben allerdings gewann er keine Klarheit.
    Zusammen mit Varro pak Duur verließ er den Speisesaal. Varro wurde von einigen Hauri kurz angesprochen. Rhodan hatte das Gefühl, daß man ihm allseits mit großem

Weitere Kostenlose Bücher