1352 - Die schwarzen Schiffe
bestehen. „Wir werden einen Weg finden", antwortete sie nichtsdestotrotz. „Angenommen, wir bringen eine Schaltzentrale in unsere Gewalt - weshalb sollten wir nicht auch ihre Zielvorrichtungen ein wenig durcheinanderbringen?"
„Vorsicht!" rief Narktor. Nun sah sie es selbst. An dieser Stelle endete der Heckbereich des Hauri-Schiffes. Wenn die Fremden angemessen reagiert hatten, war an diesem Punkt jede Schleuse hermetisch abgeriegelt, und jeder Versuch, durchzubrechen, würde unverzüglich registriert.
Nerva-Than ließ mit Höchstwerten ihren SERUN abbremsen. Ein paar Zentimeter vor der nächsten Schleuse verhielt sie, schaute kurz die beiden Männer an und meinte: „Egal, was wir tun, es ist lebensgefährlich. Vielleicht wollten sie in den Lagerräumen bloß deshalb nicht kämpfen, weil dort Teile des Hypertrops liegen. Also: Machen wir uns im Rest des Schiffes besser auf eine harte Gangart gefaßt."
„Da erzählst du keine Neuigkeiten." Narktor schaute nüchtern auf die Schleusenkontrollen. „Von hier an übernehme ich die Führung."
Er ließ mit einem Knopfdruck die Schotthälften beiseite gleiten. Noch in der selben Sekunde tönte ein neuerliches Alarmsignal durch das Hauri-Schiff. „Nichts wie weg hier."
Gemeinsam mit Wido Helfrich, dem Terraner, folgte sie Narktor in die nächstbeste Gangmündung hinein.
Hinter ihnen irrten blasse Strahlschüsse durch den Gang, doch Nerva-Than erkannte, daß die Verfolger kein festes Ziel hatten. Vermutlich hofften sie auf einen Zufallstreff erund hatten damit sogar eine gewisse Aussicht auf Erfolg, denn im Interesse der verminderten Ortungsgefahr blieben die Schutzschirme der drei Gefährten desaktiviert.
Vor ihnen tauchte ein gutes Dutzend khakibeige bekleidete Hauri auf. Nerva-Than erschrak zunächst, sah dann aber, daß die anderen keine Ortungsgeräte bei sich führten. Gemeinsam mit Narktor und Wido Helfrich aktivierte sie ihren Antigrav und schwebte unter die Decke. Einen Meter tiefer eilten die Hauri vorbei. So einfach würde es nicht wieder sein, dachte die Frau. In ihrem Denken machte sich allmählich eine bislang ungekannte, sonderbare Form von Fatalismus breit; sie sorgte sich weit weniger um das eigene Wohlergehen als um den rotbärtigen Mann vor ihr ... „Aber nein! Was denke ich da?" murmelte sie so leise, daß es niemand außer ihr verstehen konnte.
Sie beschloß, von nun an ihre ganze Aufmerksamkeit nur den Vorgängen ringsum zu widmen. Es ging nicht länger an, daß emotionale Probleme auch den letzten Hoffnungsschimmer zunichte machten, daß sie womöglich aufgrund mangelnder Konzentration einen Ausweg übersah.
Und schon kurz darauf zahlte sich ihre Haltung aus. Gerade hasteten sie einen der langen Gänge entlang, wie sie im Hauri-Schiff die Regel zu sein schienen, da hefteten sich von hinten Verfolger mit Ortungsgeräten auf ihre Spur. Noch schienen die Hauri unsicher - aber schon in der Sekunde darauf zogen die Fremden mit der skelettartigen, ausgemergelten Statur Energiewaffen.
Narktor hatte ebenfalls nach hinten gesehen. „Schutzschirme an!" kommandierte er. „Es nützt nichts mehr, sie finden unsere Spur sowieso wieder."
Nerva-Than spürte einen Stoß im Rücken. Offenbar hatten die Hauri das Feuer eröffnet; helle Entladungen liefen sich in ihrem Schutzschirm tot. Sie mußten den Gang schleunigst verlassen, das wußte sie, doch nirgendwo schien ein Ausweg offen. Kein Ausweg? Doch ... Endlich sah sie weiter vorn eine breite Abzweigung im Korridor und machte die beiden Männer darauf aufmerksam. „Nichts wie hin!" riefen Narktor und Wido Helfrich fast zugleich. Daran sah sie, wie sehr die Gedankengänge der Männer sich ähnelten, und sie begriff, weshalb die beiden trotz aller Reibereien ein erfolgreiches Team bildeten.
Sie ließ den SERUN in raschem Flug um die Ecke schießen. Am Ende des kurzen, breiten Korridors, der sich nun auftat, war ein verschlossenes Schott. Hoffentlich barg der Raum dahinter ein paar wichtige Anlagen, denn nur so konnte es ein paar Sekunden Sicherheit vor den Verfolgern geben. Weshalb sie noch nicht festsaßen? Nerva-Than war selbst außerstande, die Tatsache zu erklären, aber sie vermutete, daß der Raumer aus irgendwelchen Gründen nicht voll bemannt war. Vielleicht entstammte er nicht einmal der haurischen Technologie. Dann lagen ihrem Glück simple Bedienungsprobleme zugrunde. „Der Mechanismus läßt sich nicht öffnen!" fluchte Narktor. „Haltet ihr die Verfolger auf Abstand, dann lasse ich mir
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