1356 - Am Abgrund des Lebens
war ich.«
»Super. Und warum hast du das getan?«
»Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, als ich von all den Dingen erfuhr. Ich habe es selbst kaum glauben wollen, aber nun scheint er endgültig aus dem Rennen zu sein.«
»Ja, das scheint so.«
»Hört sich an, John, als würdest du zweifeln?«
»Hm. Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Wenn ich ehrlich sein soll, dann bedrückt sie mich auch. Ich träume schon in der Nacht von dieser Gestalt.«
»Aber du selbst hast ihn erledigt.«
»Ich habe ihm alles Dämonische genommen. Davon gehe ich zumindest aus. Wenn du ihn jetzt siehst und ihn mit seinem damaligen Aussehen vergleichst, würdest du ihn nicht mehr wiedererkennen. Er ist ein abgemagertes Wrack. Eingefallen, dünn, mit einer lappigen Haut, die eher zu einem Tier passt. Ich hätte nie gedacht, dass er diese Verwandlung durchleiden würde.«
»Gut. Das war der Körper, John. Und wie sieht es mit seinem Geist aus?«
»Schlecht.«
»Genauer, bitte.«
»Man könnte sagen, dass van Akkeren verwirrt ist. Wäre er ein anderer Mensch, dann würde ich das auch behaupten, aber dem ist nicht so. Ich darf nie vergessen, dass ich noch immer den Grusel-Star Vincent van Akkeren vor mir habe, auch wenn er nicht so aussieht. Letztendlich ist es eine verdammte Tatsache.«
»Und dann hast du geträumt, dass er wieder dabei ist, wie?«
»So ähnlich.«
»Könnte er denn frei kommen?«, fragte Jane nach einer kurzen Pause.
»Nach menschlichem Ermessen nicht. Aus diesem Bau kommt niemand raus. Aber man hat schon die unmöglichsten Dinge erlebt, sodass ich die Hand nicht dafür ins Feuer legen würde. Allerdings ist es die Frage, ob es dem Schwarzen Tod wert ist, van Akkeren rauszuholen? Was kann er mit ihm anstellen, frage ich dich? So gut wie nichts. Oder nicht viel. Er ist ein menschliches Wrack.«
»Das muss man wohl so sehen«, murmelte Jane. »Es ist auch gut, wenn wir einen Gegner weniger haben. Genügend andere laufen ja noch rum, wie zum Beispiel Justine Cavallo meint.«
»He, stimmt. Es gibt ja meine ganz besondere Freundin auch noch. Ist sie wieder aktiv geworden?«
»Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist sie so satt, dass sie mein Blut nicht braucht. Aber sie ist schon unruhiger. Ich glaube, dass da etwas auf uns zukommt.«
»Hast du mit ihr darüber gesprochen?«
»Ich habe es versucht.«
»Und?«
»Sie hat mir keine konkrete Antwort gegeben. Sie sagte nur, dass ich zu gegebener Zeit Bescheid bekommen würde.«
»Toll.«
»Meine ich auch. Aber ich werde die Augen nicht verschließen, das kann ich dir versprechen. Dann würde mich noch interessieren, ob du heute etwas Bestimmtes vorhast.«
Ich musste lachen. »Warum fragt du?«
»Weil ich einen bestimmten Verdacht habe. Wenn du schon so über van Akkeren gesprochen hast, wirst du dich wahrscheinlich auch um ihn kümmern wollen. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein, siehst du nicht.«
»Dann willst du zu ihm?«
»Ja, und zwar heute noch.«
»Okay, John, sag mir Bescheid, wie es gelaufen ist.«
»Mach ich, Ehrensache. Und gib du auf unsere Freundin Justine Acht. Manchmal weiß sie mehr als es gut ist.«
»Keine Sorge, ich habe alles im Griff.«
Nach dieser tröstlichen Antwort legte ich auf und sah Sukos Blick auf mich gerichtet.
»Geahnt habe ich es schon«, sagte er, »aber jetzt habe ich Gewissheit.«
»Worüber?«
»Dass wir gemeinsam zur Klinik fahren werden.«
»Kein Widerspruch, Alter…«
***
Bestimmte Krankenhäuser oder Kliniken müssen außerhalb von Ortschaften gebaut werden, um weiter entfernt von den Einwohnern zu sein, um deren Schutz es letztendlich geht.
Man konnte dazu stehen wie man wollte, aber Proteste und Eingaben der Bewohner hatten dafür gesorgt, dass eben diese Anstalten nicht mitten in den Städten standen. Die meisten zumindest nicht.
Auch unser Ziel würden wir nicht mitten in der Stadt finden. Das Ziel lag südwestlich von London und in der Nähe der Stadt Woking.
Weg vom großen Trubel, aber nicht gänzlich ländlich.
Wir hatten nachgeschaut und festgestellt, dass es östlich von Woking eine Danger Zone gab. Ein militärisches Übungsgelände. Es hatte nichts mit unserem Ziel zu tun.
Man könnte behaupten, dass die Klinik praktisch ihren Platz zwischen der Stadt und der Danger Zone gefunden hatte. Einsam, waldreich und irgendwie vergessen.
So nahmen Suko und ich das Bild auf, das sich uns bot. Es war nach wie vor kalt, der Winter gab nicht auf, und ich ahnte, dass wir auch noch Schnee
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