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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der um das Haus herum an die Rückseite führte. Es war nur ein schmaler Pfad und in der Dunkelheit auszumachen.
    Er sah auch die kalten Lichtglocken der drei verteilt stehenden Laternen. In der Kälte schien selbst das Licht zu einer leichten Eisschicht zu gefrieren.
    Da gab es nichts, was ihn gestört hätte. Boris leuchtete immer wieder seine Umgebung ab. Er suchte in den leeren Baumkronen nach irgendwelchen großen Vögeln. Vielleicht gelang es ihm, eine Eule oder einen Uhu zu erschrecken, dann hätte er sich mit dieser Lösung zufrieden gegeben, doch auch damit hatte er Pech.
    Schließlich blieb er vor der Westseite der Klinik stehen. Er sah das graue Mauerwerk, das mit zahlreichen Fenstern bestückt war. Dahinter lagen die Zellen, in denen die hockten, denen im Leben nichts heilig gewesen war.
    Er bewegte seinen rechten Arm und ließ den Lichtkegel wandern.
    Er glitt an der Hauswand hoch und huschte auch über die Außengitter an den Fenstern, die jedes Mal aufschimmerten, wenn sie erwischt wurden.
    Er entdeckte nichts, was sein Misstrauen gerechtfertigt hätte. Und trotzdem glaubte nicht an einen Irrtum. Da war etwas durch die Luft geflogen, und es war kein Vogel gewesen.
    Minuten später und auch an einem anderen Ort ließ er die Lampe wieder sinken. Der Erfolg war gleich Null gewesen. Es gab nichts Fremdes, was hier auf dem Grundstück gelauert hätte. Für ihn wurde es Zeit, dass er wieder seinen Platz am Monitor einnahm.
    Verunsichert und auch leicht verärgert machte er sich auf den Rückweg. Dass er nichts entdeckt hatte, das…
    Nolan blieb stehen!
    Plötzlich war alles anders geworden.
    Vor ihm stand eine Gestalt!
    Es war ein dunkel gekleideter Mann mit einem bleichen Gesicht, auf dessen Stirn ein blutiges D leuchtete…
    ***
    Durch eine Hölle war Boris Nolan zwar nicht gegangen, aber er hatte in seinem Leben schon mit den wildesten Typen zu tun gehabt. Aber einer wie dieser Kerl hier, war ihm noch nie über den Weg gelaufen. Das war einfach eine Gestalt, die nicht in die normale Welt hineinpasste, sondern eher als eine Gruselfigur in die Halloween-Nacht, denn er sah richtig schaurig aus. Das war selbst bei Dunkelheit festzustellen.
    Trotzdem blieb Nolan ruhig. Er ärgerte sich nur darüber, dass er nicht besonders cool geblieben war und die Aufregung in seinem Inneren hochstieg. Die Spannung spürte er im Magen und in der Kehle, während er darüber nachdachte, was den Mann hier auf das Grundstück getrieben hatte und aus welchem Grund er gekommen war.
    Der andere sagte nichts. Er schaute Nolan nur an, der sich ebenfalls nichts traute. Er hob auch nicht die Lampe an, um den Mann besser anzuleuchten. Eine innere Stimme riet ihm, vorsichtig zu sein.
    Trotzdem musste er seine Fragen loswerden und flüsterte mit rauer Stimme: »Wer bist du?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Okay, und was willst du hier?«
    »Das tut auch nichts zur Sache.«
    Nolan nahm sich vor, sich nicht über die Antworten zu ärgern, was ihm verdammt schwer fiel. Er merkt schon, dass er sauer wurde und sein Herz schneller klopfte. Außerdem bekam er einen dicken Hals.
    »Wenn du jemand besuchen willst, hast du dir die falsche Zeit ausgesucht. Und falls du gekommen bist, um jemanden zu befreien, hast du ebenfalls Pech gehabt. Das ist noch nie jemandem gelungen, verstehst du?«
    »Ich weiß Bescheid.«
    »Gut, dann…«
    »Ich will dich!«
    Mit diesem Geständnis hatte der Wachmann nie im Leben gerechnet. Er stand kurz davor, lauthals zu lachen, doch sein Gefühl sagt ihm, dass das genau der falsche Zeitpunkt war.
    »Okay, das habe ich verstanden. Was ist noch?«
    »Komm her!« Der Fremde hob eine Hand und winkte mit dem Zeigefinger. Nolan dachte gar nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten, aber dann sah er etwas, mit dem er nichts anfangen konnte. Der blasse Typ mit dem roten D auf der Stirn öffnete langsam seinen Mund, als wollte er durch ihn einatmen.
    Genau in dem Augenblick fiel Boris Nolan auf, dass der Kerl nicht einmal geatmet hatte, seit sie sich gegenüberstanden. Zumindest war ihm nichts aufgefallen.
    Sein Schrecken steigerte sich noch, als er sah, was der andere in seinem Mund trug.
    Das war nicht das normale Gebiss, da war noch etwas anderes, das aus den Seiten hervorstach.
    Zwei Zähne.
    Zwei spitze Zähne!
    Vampirzähne?
    Der letzte Begriff schoss zwar durch seinen Kopf, aber Boris Nolan wollte ihn nicht wahrhaben.
    Nein, nein, das war ein Witzbold. Das war jemand, der einen anderen Menschen erschrecken will.

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