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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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niemand geschafft, zu fliehen.«
    Nun ja, wir mussten ihm glauben, denn er war der Fachmann und kannte sich aus. Man durfte hier nur keine normalen Maßstäbe ansetzen. Die Insassen sahen zwar aus wie Menschen, aber sie waren keine, die in die gesellschaftliche Ordnung hineingepasst hätten. Sie hatten die schlimmsten Verbrechen begangen, oft unaussprechliche Taten, und ich dachte auch daran, ob man sie wirklich dafür verantwortlich machen konnte.
    Ich machte mir auch Gedanken über die Mitarbeiter, die hier beschäftigt waren. Man musste schon zu einer besonderen Sorte Mensch gehören, um hier sein Geld zu verdienen. Ich für meinen Teil hätte es nicht gekonnt. Daran wäre ich zerbrochen.
    Es war still in der Halle. Man konnte wirklich den Eindruck bekommen, dass sich im Haus niemand aufhielt. Diese Stille wurde durch das Echo von Schritten gestört.
    »Der Chef kommt«, meldete der Dicke in seinem Glaskasten. Er grinste breit. »Das höre ich an den Schritten.«
    Ich winkte ihm zu und drehte mich einem Flur oder Gang zu, aus dem das Geräusch gedrungen war.
    Der Mann, der durch einen schwachen Lichtschein schritt, trug einen weißen Kittel. Er war eigentlich recht leger gekleidet.
    Schwarze Cordhose, dunkelgelber Pullover und ein weißes Hemd.
    Dr. Turgis war um die 50. Sein grau gewordenes Haar hatte einen exakten Mittelscheitel und war nach hinten gekämmt.
    Einen TV-Arzt hätte er nicht spielen können. Es sei denn, er hätte sich seine lange und waagerecht verlaufende Narbe auf der Stirn überschminkt. Sie schimmerte in einem so tiefen Rot, das sie einfach nicht zu übersehen war. Die übrige Gesichtshaut war blass mit bläulichen Schatten. Um die Lippen herum hatten sich Kerben gebildet, und unter den wie abrasiert wirkenden Brauen schauten uns zwei graue Augen kühl an.
    Er reichte uns die Hand. »Ich bin Dr. Elliot Turgis. Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben.«
    »Das passiert wohl nicht oft«, fragte ich, als auch wir uns vorgestellt hatten.
    »Genau, da sagen Sie was. Wer betritt schon freiwillig dieses Haus? Auch so etwas muss es geben.«
    Ich hätte mir vorgestellt, ihn als Chef zu erleben der mit einer scharfen durchaus lauten Stimme sprach, aber Dr. Turgis redet leise und sehr akzentuiert.
    »So, dann kommen Sie mal mit in mein Büro. Da können wir dann über die Probleme sprechen.«
    »Gern.«
    »Ich darf vorgehen?«
    »Bitte.« Auch jetzt ging er mit forschem Schritt. Wir tauchten in den Flur ein, der doch länger war, als ich gedacht hatte. Hier gab es mehrere Türen auf den beiden Seiten. Alle sahen sie normal aus. Da war nichts verstärkt worden.
    Der Geruch von Bohnerwachs oder einem ähnlichen Putzmittel stieg kitzelnd in unsere Nasen. Mitarbeiter begegneten uns nicht.
    Die Klinik wirkte wie ausgestorben.
    Hier war alles sehr schlicht und zweckmäßig eingerichtet. Daran hatte sich der Arzt auch mit seiner Büroeinrichtung gehalten. Überflüssiges gab es nicht. Schreibtisch, Computer, Aktenschrank, aber auch einen Kühlschrank neben dem Fenster, das natürlich ein starkes Außengitter hatte. Die Lücken zwischen den Stäben waren allerdings groß genug, um einen Blick in den Park werfen zu können.
    »Tja, Gentlemen, das ist mein Reich.« Er wies auf eine Sitzgruppe.
    Die vier Sitze kannten wir schon, die gleichen hatten wir bereits im Empfangsbereich gesehen.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Die Auswahl ist allerdings nicht sehr groß…«
    »Wasser«, sagte Suko.
    Der Arzt lächelte. »Das haben wir zur Genüge.«
    Bald standen drei Flaschen und drei Gläser zwischen uns, und der Arzt kam zur Sache. »Um es kurz zu machen, Sie sind wegen unseres Patienten Vincent van Akkeren gekommen.«
    Ich nickte. »Sind wir.«
    »Schön. Was wollen Sie wissen?«
    »Alles«, sagte Suko. »Wie hat er sich hier eingefügt? Wie hat er sich verhalten? Wie ist er mit den Regeln im Haus zurechtgekommen? Hat er sich vielleicht verbal oder körperlich gewehrt? Uns interessiert in diesem Fall alles.«
    »Verstehe.« Dr. Turgis lächelte. »Sie haben mehrere Fragen gestellt, aber ich schätze, dass Sie meine Antwort doch etwas enttäuschen wird.«
    »Warum?«
    »Es gibt bei dem Patienten keine Auffälligkeiten, die gravierend sind.«
    Ich dachte nach und glaubte ihm nicht so recht. Alle Patienten, die hier einsaßen, waren mehr oder weniger auffällig. Zumindest waren sie das in ihrem vorherigen Leben gewesen. Sie hatten sich schrecklicher Verbrechen schuldig gemacht, die zumeist nicht zu

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