1356 - Die Botschaft der Letzten Tage
über etwas nachzudenken. Der Bildkubus schrumpfte. Das zweite Bild verschwand. Nur noch die Gesil am Arbeitstisch war zu sehen. „Leb wohl, mein Freund. Ich vermisse dich jetzt schon. Es warten schwere Aufgaben auf dich. Du wirst sie meistern, dessen bin ich gewiß. Wir sehen uns wieder."
Sie hob die Hand und winkte. Ihr Lächeln war versonnen, aber es ließ sich keine Spur von Trauer darin erkennen.
Die Projektion erlosch. Die Deckenbeleuchtung flammte auf. Draußen war es mittlerweile vollends dunkel geworden. „Was hat sie vor?" fragte Geoffry Waringer. „Was war das mit dem Problem der Letzten Sechs Tage?"
„Ich wollte, ich wüßte es", brummte der Arkonide. Dann hob er die Stimme und rief: „Hauscomputer?"
„Hier! „ meldete sich die Stimme des Computers. „Ich will die Aufzeichnung haben", sagte Atlan.
An der Wand, wo die Kommunikationsgeräte untergebracht waren, öffnete sich eine Klappe. „Hier hast du sie", sagte der Hauscomputer.
Atlan stand auf und entnahm dem Fach hinter der Klappe einen winzigen silbrigen Würfel. Er betrachtete ihn einen Augenblick lang, dann schob er ihn in die Tasche. „Auf geht's", sagte er zu Geoffry Waringer. „Wir haben heute nacht noch ein wenig zu tun."
Waringer hatte vier Kopien der Aufzeichnung angefertigt. Drei davon standen, zusammen mit dem Original, säuberlich geordnet auf dem Labortisch. Die vierte hatte der Wissenschaftler für analytische Zwecke gebraucht. Sie existierte nur noch in Bruchteilen. „Es ist noch mehr drauf", sagte Geoffry Waringer und kratzte sich mißmutig an der Schläfe. „Der Rest ist blockiert, und ich weiß nicht, wie ich die Blockierung entfernen kann, ohne die Aufzeichnung zu zerstören."
„Du bist sicher, daß der Memowürfel noch weitere Informationen enthält?" erkundigte sich der Arkonide. „Nicht nur gelöschte Signale?"
„Es ist ganz eindeutig mehr drauf, als wir gehört und gesehen haben", antwortete Waringer. „Die Art der Blockierung ist mir unbekannt, sonst hätte ich kein Problem damit."
„Kann es sein, daß es sich um eine zeitbedingte Blockierung handelt, die nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne von selbst verschwindet?" fragte Atlan.
Geoffry Waringer sah ihn verwundert an. „Wie kommst du darauf!" wollte er wissen. „Eine Ahnung, weiter nichts. Wenn der Würfel weitere Informationen enthält, dann sind sie dazu bestimmt, von irgend jemand zur Kenntnis genommen zu werden. Ansonsten wären sie gelöscht worden.
Die gesamte Aufzeichnung ist so kodiert worden, daß sie nur mir vorgespielt werden konnte. Ich nehme an, daß auch der Rest der Informationen für mich bestimmt ist. Aber ich soll sie jetzt noch nicht bekommen, sondern erst später. So könnte man sich den Zusammenhang erklären."
„Warum würde sich jemand so geheimnisvoll anstellen wollen?" fragte Waringer.
Der Arkonide zuckte mit den Schultern. „Du hast gehört, wie Gesil sagte, den Grund, warum die Aufzeichnung für mich persönlich kodiert war, könnte sie mir nicht nennen; ich müßte ihn erraten. Mag der Teufel wissen, was hier vorgeht."
„Aber du weißt etwas über die Letzten Sechs Tage", behauptete Waringer. „Du willst nur nicht darüber reden!"
Atlan sah ihn an. Es waren Ärger und Verdrossenheit in seinem Blick. „Ich weiß nichts über die Letzten Sechs Tage", sagte er lauter, als unter den Umständen nötig gewesen wäre. „Es ist mir ein lächerliches Spektakel vorgeführt worden, das in irgendeiner Weise mit den Letzten Tagen zu tun hat. Ich will dir gern davon erzählen." Er berichtete, was er auf dem fiktiven Wüstenplaneten im Innern DORIFERS erlebt hatte, und schloß mit den Worten: „Das ist, was sie mir vorgespielt haben. Von Wissen ist keine Rede. Ich habe keine Ahnung, was die Letzten Sechs Tage sind und wieso von ihnen eine Drohung ausgehen soll. Aber irgendeine Rolle werden sie in der Zukunft spielen, sonst hätte Gesil sie nicht erwähnt."
„Seltsam", sagte Geoffry Waringer nachdenklich. „Was ist daran so seltsam?"
„Ich habe Jennifer und Demeter über die Sechs Tage reden hören. Sie unterhielten sich miteinander. Ich war nicht Teil des Gesprächs und verstand nichts von dem, was sie sagten."
Der Arkonide dachte darüber nach. Dann sah er auf die Uhr. „Eine Stunde bis Mitternacht", murmelte er. „Laß sehen, ob sie uns um diese Zeit noch empfangen wollen."
„Es war eine dumpfe, ferne Erinnerung, die im tiefsten Unterbewußtsein der Zatara-Pflanzen ruhte", sagte Demeter. „Als wir mit den
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