1356 - Die Botschaft der Letzten Tage
Pflanzen eine Einheit bildeten, da nahmen wir an dieser Erinnerung teil."
„Sie schien aus grauer Vergangenheit zu stammen", ergänzte Jennifer Thyron. „Ich hatte den Eindruck, der Begriff der Sechs Tage sei die früheste Erinnerung der Zataras überhaupt."
Die Unterhaltung fand im Wohnraum des Gästehauses statt, das Demeter und Jennifer Thyron, Roi Danton und Ronald Tekener bewohnten. Atlans Anruf war freundlich entgegengenommen worden. Im Danton-Tekener-Haushalt war man noch nicht zur Ruhe gegangen. Roi Danton und Ronald Tekener hörten ebenso gespannt zu wie Atlan und Geoffry Waringer, als die Frauen sich an die Empfindungen und Eindrücke erinnerten, die sie in sich aufgenommen hatten, während sie mit einer Gruppe von Zatara-Pflanzen eine symbiotische Einheit bildeten. „Heißt der Begriff die Sechs Tage oder die Letzten Sechs Tage?" wollte der Arkonide wissen. „Die Begriffe wechselten ab", antwortete Demeter. „Wichtig war vor allen Dingen die Zahl Sechs. Sie besaß eschatologische Bedeutung. Es ging irgendwie um die Letzten Dinge."
Jennifer Thyron hatte die Augen geschlossen, während sie sich mit höchster Konzentration mühte, eine versteckte Erinnerung an die Oberfläche zu bringen. „Am sechsten Tag wird das Werk begonnen ...", murmelte sie. „Also spricht Heptamer, Sohn der Götter und Herrscher der ... der ...", versuchte Demeter, sich zu erinnern. „Eshraa Maghaasu", half Jennifer, die Lücke zu füllen. „Die Zwanzigstätten heißt das."
„... und belehrt solcherart die Unwissenden", fuhr Demeter fort. „Der Sechste Tag ist das Ende des Anfangs von ..."
„Merkwürdige Ausdrucksweise", brummte Geoffry Waringer. „Ende des Anfangs, Sohn der Götter.
Religiöser Kokolores. Wer lange genug zuhört, wird so verwirrt, daß man ihn am Ende wirklich einen Unwissenden nennen kann."
Atlan legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen. Die Konzentration der beiden Frauen durfte nicht gestört werden. „Der Sechste Tag wird zu Ende gehen mit Feuer und Flammen." Es klang fast wie ein liturgischer Gesang, als Demeter diese Worte hervorbrachte. „Und auf ihn folgen wird der Fünfte Tag, zu Ehren der Götter im Land Shamuu ..."
Je länger sie sprachen, desto deutlicher wurde die Erinnerung. Sie zitierten aus einem langen Text, der im Bewußtsein der Zatara-Pflanzen gespeichert war. Sie konnten ihn nicht wortgetreu wiederholen, und einige Passagen waren ihnen ganz und gar entfallen. Aber es ergab sich dennoch ein Bild: das Bild einer Schöpfungsgeschichte, die in umgekehrter Richtung verlief. Am Anfang war die Ordnung, am Ende stand das Chaos. „Nur noch der Herr Heptamer wird sein in diesem All während des Ersten Tages, und in ihm werden sein die Bewußtseine der Eteequ ... Ich weiß nicht, was das ist, die Eteequ", sagte Jennifer bedauernd. „Dann aber werden die Götter im Land Shamuu sagen: Jetzt ist es genug! Und der Erste Tag wird zu Ende gehen mit dem Zittern der Urkraft, die in dem winzigen Raum steckt. Auf den Ersten Tag wird folgen der Neue Anfang ..."
Demeter sah auf. „An mehr erinnere ich mich nicht", erklärte sie. „Was ist das?" fragte Atlan. „Die Religion der Zataras?"
„Das halte ich für unwahrscheinlich", antwortete Jennifer. „Die Erinnerung an diese Worte war vorhanden, aber sie war völlig emotionslos. Die Worte waren etwas, das die Zataras auswendig gelernt hatten. Sie sind ja, wie jedermann weiß, die Archivare der Hangay-Völker. Sie haben diese Sache mit den Letzten Sechs Tagen aufgezeichnet, aber sie nahmen keinen Anteil daran."
„Die Religion eines anderen Volkes", vermutete Geoffry Waringer. „Woher das Zeug kommt und für wen es von Bedeutung ist, interessiert mich eigentlich wenig", ereiferte sich der Arkonide. „Es soll für uns eine Bedrohung davon ausgehen. Das allein ist wichtig."
„Wer sagt das?" fragte Ronald Tekener.
Atlan berichtete von seinen zwei Begegnungen mit dem Schatten. „Die Warnung war ernst gemeint", schloß er. „Ich weiß nicht, wer sich hinter dem Schemen verbirgt.
Aber wenn er die Möglichkeit besitzt, im Innern DORIFERS aufzutauchen, dann verfügt er über technische Mittel, die den unseren weit überlegen sind. Er ist also einer, auf dessen Wort wir hören sollten."
„Wie ich die Sache sehe", resümierte Roi Danton, „bleibt uns nicht viel anderes übrig, als abzuwarten.
Es fehlen uns Informationen. Solange die Gefahr, die sich die Letzten Sechs Tage nennt, noch nicht bemerkbar macht, hat es
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