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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mardakaan?" wollte er wissen.
    Graucum stieß einen fröhlichen Akkord aus, dem aufgrund der Funkverbindung natürlich die psionische Komponente fehlte. „Es ist besser, als wir alle zu hoffen wagten. Nur Koden Free konnte entkommen. Wir hätten dich gern dabei, aber wir respektieren auch deine Entscheidung, uns zu verlassen."
    „Vielleicht kehre ich zurück, Graucum."
    Der andere schwieg eine Weile, doch dann sang er: „Wir werden sehen, Meistersinger. Aber noch etwas ist geschehen ... Der Singuva hat sich umgebracht. Er hatte nicht nur einen Sender im Außenskelett, sondern auch ein paar Giftkapseln. Und einen Leichnam können wir als Faustpfand gegen weitere Versuche, unsere Souveränität einzuschränken, leider nicht verwenden ..."
    Mit dem letzten Wort brach die Verbindung zusammen.
    Salaam Siin verbannte den Gedanken an Mardakaan aus seinem Hirn, denn gerade jetzt gab es zu viele andere Dinge, über die nachzudenken sich lohnte. Atlan hatte ihn auf die Idee gebracht. Er würde die Vironauten begleiten und in der Heimat dieser Wesen, einer Galaxis namens Milchstraße, Phänomene der Musik studieren.
    Man hatte ihm genug erzählt davon, nun mußte er es hören. Eines der letzten Virenschiffe, dem er begegnet war, hatte einen Musikliebhaber und dessen Sammlung mit sich geführt, und Salaam Siin war tagelang außerstande gewesen, sich von diesen Schätzen loszureißen. Da gab es Kompositionen der bluesschen Meister So'on und Schlüüt, terranische Überlieferungen von Beethoven und Teano Cascal, und darüber hinaus mehr, als er in einem Jahr überhaupt hätte abspielen können.
    All diesen Werken fehlte Psionik, doch der Meistersinger sah keinen Mangel darin. In seinen Augen stellte Musik ein Ausdrucksmittel dar, das jedes Lebewesen seinen Möglichkeiten entsprechend nutzen konnte.
    Estartu bot zuwenig in dieser Hinsicht. Kaum ein Volk außer den Sängern von Ophal hatte eine eigene musikalische Tradition entwickelt.
    Am Treffpunkt der Vironauten, im Leerraum außerhalb von Absantha-Gom und Absantha-Shad gelegen, hatten sich bereits 450.000 Virenschiffe eingefunden. Atlan nahm mit einem Artgenossen namens Reginald Bull Kontakt auf. „Alles geht klar, Salaam Siin", sagte er hinterher. „Ich habe ausgemacht, daß der Virenschiffverbund EXPLORER deine HARMONIE an seiner äußeren Hülle verankert. Bis zum Aufbruch bleibt uns noch ein ganzer Tag. Den wollen wir nutzen und uns meinem Problem widmen. Bist du noch immer bereit dazu?"
    „Natürlich."
    Sie wechselten gemeinsam in die HARMONIE über und begaben sich in die obere Schüssel des Schiffes.
    Salaam Siin ließ von der Syntronik einen eiförmig gewölbten Akustikdom projizieren. Dort versickerte jedes Geräusch, jeder Ton, den sie hervorbrachten. Der Vorteil bestand darin, daß keine störenden Interferenzen würden entstehen können.
    Dazu wählte er eine grüne Parkumgebung mit einem winzigen Teich; Sekunden später entstand die Landschaft, als habe ein Deflektorfeld sie bislang nur verschleiert. „Wir wollen uns setzen", sang Salaam Siin. Er unterlegte seine Melodie mit einem Anteil suggestiver Ruheklänge. Willig ließ sich Atlan an den Rand des kleinen Teiches führen. „Du hast also Probleme mit einer Melodie ... Eine Melodie, die einen Teil deines Geistes blockiert und die eine Botschaft enthält."
    „So ist es", antwortete Atlan schläfrig. Salaam Siin wußte, daß sich der andere willig seinem Einfluß hingab. Andernfalls hätte keine spürbare Wirkung eintreten dürfen. „Schalte deine bewußten Gedanken aus", sang er. Der Meistersinger spürte, wie Atlan in Trance versank. Mit ein paar einfachen, kaum modulierten Akkorden unterstützte er dessen Zustand, und wenige Minuten später hatte der Mensch eine Zone zwischen Schlaf und Wachen erreicht, die ideal war.
    Salaam Siin konzentrierte sich. Er horchte mit den jahrelang geschulten Sinnen eines Meistersingers in den anderen hinein. Und tatsächlich ... Da war eine schwache, kaum wahrnehmbare Melodie durch ein Netz aus psionischen Fäden mit einem weit entfernten Ort verknüpft. „Erinnere dich, Atlan!" bat er. „Erinnere dich jetzt!"
    Und er fühlte, daß die Melodie im Geist seines Retters zu einem tosenden Strom anschwoll.
     
    *
     
    Atlan verlor Sekunde um Sekunde mehr den Kontakt zur Realität. Er ließ sich willig einlullen von den psionischen Klängen, die der Meistersinger in seinem Membrankranz modulierte und gezielt zum Einsatz brachte. „Schalte deine bewußten Gedanken aus",

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