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137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den Kopf.
    »Nein«, sagte die letztere. »Für mich nicht
mehr. Ich hab schon viel zu viel gegessen .«
    »Das war nur ein kleiner Kuchen«, widersprach
Dorothea Witulla. »Sonst essen wir ja schließlich auch mehr - und von dieser
Angewohnheit, von diesem Luxus, den wir uns mal in der Woche leisten, wollen
wir doch nicht abrücken, nicht wahr? «
    Sie erhob sich. Sie trug eine einfarbigen
grauen Rock und eine dezent gemusterte Bluse mit schmalem Stehkragen.
    »Das ist wirklich nicht nötig. Frier ihn ein,
heb ihn auf bis zum nächsten Mal«, ließ Franziska Gauer sich nochmal vernehmen.
    Aber die alte Freundin schien sie gar nicht
zu hören.
    Bis zur Küche waren es vier Schritte.
Dorothea Witulla ging zwei Schritte. Da blieb sie plötzlich stehen.
    »Der Mann ...«, murmelte sie. »Was will er
denn hier ?«
    Anna Wenger und Franziska Gauer bekamen jedes
Wort mit. Sie lachten beide und hielten die Bemerkung der Freundin für einen
Scherz.
    »Scheint ja ’ne richtige Männerwirtschaft
hier zu sein !« konnte die korpulente Arztwitwe sich
nicht zu sagen verkneifen. »Ich denke, du hast eben noch von einem Kuchen
geredet und jetzt...« Sie unterbrach sich plötzlich, als sie sah, daß Dorothea
Witulla wie in Trance zum Fenster ging und nicht in die Küche, wie sie
ursprünglich angegeben hatte.
    Die Augen der Krankenschwester waren starr
und ausdruckslos wie in Hypnose.
    Dorothea Witulla machte einen völlig
abwesenden Eindruck und schien nicht mehr zu wissen, wo sie sich in
Wirklichkeit befand.
    »Er trägt einen weißen Anzug ... er ist
völlig durchschwitzt... mein Gott, warum rennt er denn so ?« Die Lippen der alten Frau bewegten sich unaufhörlich, und ihre Stimme klang
brüchig und schwach. »Er hat Angst... sie sind hinter ihm her ... töten ... sie
wollen ihn töten ...«
    Die Mienen der beiden Freundinnen am
Kaffeetisch versteinerten.
    Franziska Gauer erhob sich von ihrem Platz.
»Dorothea! Was ist denn los mit dir? Was redest du denn da für einen Unsinn? !«
    Die Angesprochene reagierte nicht.
    »Die Straße ist ganz dunkel... und ganz eng
... Die Häuser stehen entsetzlich dicht beisammen. Er blickte sich um ... Seine
Hand fährt zum Herzen.... Nein, er greift nur in seine Tasche ... nimmt etwas
heraus ... jetzt, oh, mein Gott... sie schießen auf ihn... er bricht
blutüberströmt zusammen... Da ist ein Mann in einem Antiquitätengeschäft... ich
kenne ihn ... Er sucht etwas, er will Geschenke mitbringen ... die kleine
Statue, die einen unbekannten, namenlosen Gott darstellt, hat es ihm angetan
... Er feilscht mit dem Händler...«
    Inzwischen war auch Anna Wenger
herangekommen. Die beiden Besucherinnen blickten sich ratlos an.
    »Dorothea !« wisperte
Anna Wenger entsetzt. »Ist dir nicht gut? Hallo - Dorothea! Kannst du mich
überhaupt hören ?«
    Sie legte ihre Rechte auf die Schulter der
Freundin und schüttelte sie sanft.
    Dorothea Witulla aber reagierte überhaupt
nicht.
    Sie stand vorm Fenster und starrte auf die
Straße. Auf der anderen Seite, schräg gegenüber dem Haus, in der Nähe eines
Zeitungskiosks lief ein Mann, der einen dunkelgrauen, gestreiften Anzug trug.
    »Da ist niemand, der einen weißen Anzug
trägt, Dorothea«, sagte Franziska Gauer. »Die Straße ist doch ganz normal. Es
ist auch nicht dunkel, die Sonne scheint doch. Kannst du das nicht sehen ?« fügte sie besorgt hinzu.
    Dorothea Witulla schüttelte wild den Kopf.
»Ich sehe den Mann doch rennen. Ich weiß gar nicht, was ihr wollt... die
meisten Menschen haben alle schon mal gelebt, könnt ihr euch das vorstellen?
Die Seelen der Verstorbenen umgeben uns ständig wie Geister. Und manchmal - in
bestimmten Augenblicken, die unberechenbar und gar nicht so einmalig sind -
schlüpfen diese Seelen in andere Körper ... Hallo, Mr. Quain !« Ein verklärtes Lächeln spielte um ihre schmalen, vertrockneten Lippen. Sie hob
schwach die rechte Hand und begann zu winken.
    Anna Wenger schluckte. Das Gesicht der Frau
war kreideweiß, und Angst spiegelte sich in ihren Augen. »Sie hat den Verstand
verloren! Sie ist krank !« Flehend wandte sie sich an
die Arztwitwe an ihrer Seite. »Ich geh schnell raus auf den Flur und alarmiere
einen Doktor. Bleib bitte so lange bei ihr, damit sie keine Dummheiten
macht...«
    Sie atmete schnell und flach, ihre Stimme
zitterte.
    Franziska Gauer hatte die besseren Nerven.
Zumindest verstand sie es, ihre Erregung hervorragend unter Kontrolle zu
halten. »Wer ist das, Dorothea - dieser Mr. Quain, den du gerade

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