137 - Fluch der Seelenwanderer
mit Fo Chung
unterhalten. Von einer außergewöhnlichen Unruhe getrieben, verließ er
unmittelbar nach dem Abflug seines Kunden Gerd Mahler Hongkong. Fo Chung war -
ohne daß er es ahnte - in den Bann der Seelenwanderer geraten. Durch sie kamen
die Hinweise, daß irgendetwas mit der Bronzefigur, die er viele Monate lang in
seinem Laden zum Verkauf anbot, nicht stimmte. Die Tatsache, daß er die Figur
so lange besessen hatte, ohne sie wirklich zu besitzen, muß wohl mit ein Grund
dafür gewesen sein, daß die Seelenwanderer in ihm eine Hilfe sahen, die er
jedoch schließlich nicht bringen konnte. Er kam nach Frankfurt, um etwas zu
verhindern, von dem er selbst nicht wußte, was es eigentlich war. Seine
Begegnung mit Nanette war tatsächlich ein Rettungsversuch. Er wollte die Tänzerin
einfach entführen, um den vierten Mord in jener Nacht zu verhindern. Da kam ihm
Larry dazwischen. Es kam zum Zusammentreffen. Fo Chung sah in ihm einen Feind.
Doch er wollte ihn nicht töten, er wollte lediglich verhindern, daß Larry
vielleicht zum Störenfried wurde. Mißverständnisse haben schließlich dazu
geführt, daß es so kommen mußte, wie es gekommen ist. Dazu hat auch geführt,
daß die Seelenwanderer in dem Schattenreich zwischen Diesseits und Jenseits
sich untereinander uneins waren. Durch die Aktivität Wangs. Er hatte bereits
vier auf seine Seite gezogen, während drei andere noch versuchten, das Unheil,
das sie unmittelbar selbst betraf, abzuwenden .«
Ein weiterer Teil des Rätsels war durch das
Auftauchen des Arabers gelöst.
Ein anderes Rätsel war die Reaktion Dorothea
Witullas.
Die kurze Anwesenheit des Mannes, der über
telepathische Fähigkeiten verfügte, nütze Larry, um in einen Vorort Frankfurts
zu fahren, wo Dorothea Witulla zu Hause war.
Aber sie war nicht mehr in ihrer Wohnung. Sie
befand sich im Krankenhaus. Dort suchten sie sie auf.
Iwan Kunaritschew, Larry Brent und Achmed
Chachmah sprachen mit einem Psychiater.
Gerade für Iwan, der unmittelbar mit der
alten Frau zusammengetroffen war, stellten sich viele Fragen.
Der Psychiater nickte. »Die Frau ist krank.
Sie ist das - was man eine Schizophrene nennt. In ihrem Zustand hat sie
allerdings etwas mitgebracht, was man als außergewöhnlich bezeichnen kann. Sie
hat gewissermaßen eine Gabe entwickelt, eine Art Hellsehen, Vorahnung... wie
Sie wollen. Sie hat Dinge aus der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft,
vollkommen durcheinander geworfen. So hat sie beispielsweise von einem gewissen
Henry Quain gesprochen, der eine kleine Bronzefigur besessen hat. Sie glaubt,
diesen Henry Quain in einem Mann aus der Nachbarschaft ihres Hauses
wiedererkannt zu haben. Es ist natürlich vollkommener Unsinn. In Ihnen, wie Sie
mir gesagt haben, Herr Kunaritschew, meint sie, Rasputin wiedererkannt zu
haben. Auch das ist sicher Unfug, während man das andere wiederum, ihren
Hinweis auf die blonde Frau mit den blauen Augen und den grünen Mülleimer in
einem düsteren Korridor, als etwas ganz Herausragendes bezeichnen kann. Sie hat
für kurze Zeit wirklich in die Zukunft gesehen. Auch das ist nicht von der Hand
zu weisen. Und zwischen all den Bildern, die sie gesehen hat oder gesehen zu
haben glaubte, mischten sich Wahn und Vorstellung, Traum und Wirklichkeit.
Wahnsinn und Genie, zwei grundverschiedene Dinge. Und wie eng hängt oft doch
das eine mit dem anderen zusammen .«
»Sie dürfen Dorothea Witulla sehen .«
Die Frau saß in ihrem Bett und spielte mit
einer alten Stoffpuppe. Die Patientin wandte nicht mal den Kopf, als die vier
Männer eintraten.
»Sie ist überhaupt nicht mehr ansprechbar.
Der Wahnsinn hat sie völlig im Griff. Mit ihren Gedanken ist sie irgendwo in
einer anderen Welt, einer Welt, die für uns nicht begreifbar und faßbar ist.
Sie könnte Ihnen jetzt davon erzählen. Wenn sie es noch konnte. Aber sie sagt
kein Wort mehr...«
*
Sie kamen gerade noch pünktlich, um Achmed
Chachmah zum Flughafen zu bringen.
Zum Abschied erbat sich der sympathische
Araber eine der selbstgedrehten Zigaretten Iwan Kunaritschews. Iwan drückte ihm
eine ganze Anzahl voll in die Hand.
Achmed Chachmah lachte und zeigte zwei Reihen
blitzender, weißer Zähne. »Während meines Flugs nach Tokio habe ich viel Zeit
zum Rauchen« freute er sich.
»Am besten ist es, du läßt dir eine eigene
Kabine zuweisen«, bemerkte Larry Brent. »Wenn die anderen Passagiere Amok
laufen, ist dir nicht damit gedient. Und noch weniger schön ist es, wenn’s den
Piloten
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