1370 - Das Vampir-Lager
so entwickelt hatten. Denn er hatte mit für die Veränderung bei ihr gesorgt, die dann leider in falsche Kanäle hineingelaufen war. Eines stand fest: Wäre sie nicht gewesen, hätten sich die Dinge ganz anders entwickelt, und zwar zu seinen Gunsten. Dann wären sie wie auf Schienen gelaufen und hätten möglicherweise sogar dicht vor dem Abschluss gestanden.
So brauchte er jetzt noch die Hilfe des Fischhändlers, denn ein Sinclair gab nicht auf. Der würde auch weiterhin am Ball bleiben.
»Wir können gehen!«
»Wohin?«
Saladin deutete zu Boden. »In den anderen Teil dieses Baus. Manchmal liebe ich Kühlhäuser, und in dieser Nacht habe ich sie besonders gern…«
***
Das Geschäft war mehr eine Bude, und es lag in der Nähe der Themse. Jetzt im Sommer hatte der Besitzer bis in die Dunkelheit hinein geöffnet, denn er machte dann den großen Gewinn. In der warmen Jahreszeit kamen die Touristen, aber es gab auch Tage oder Abende, da sah es anders aus. Wenn der Regen fiel, verirrten sich nur wenige Menschen in seinen Laden, um einen kleinen Imbiss zu nehmen.
Der Mann mit dem Namen Chesterfield verkaufte nicht nur Fish & Chips, er hatte sich auch auf den Geschmack der ausländischen Kunden eingestellt. Die kamen zumeist vom Festland und waren dort andere Dinge gewohnt. Gesalzene oder eingelegte Heringe, auch Backfisch und Gegrilltes.
Chesterfield hatte genau aufgepasst. Nicht grundlos hatte er sich bei seinen Kollegen auf dem Festland umgeschaut und hatte genau richtig gelegen. Er verkaufte jetzt das Sortiment von belegten Brötchen, dass es auch dort gab. Sein Gewinn war fast explodiert. Er konnte die Ware kaum so schnell anschaffen, und deshalb hatte er sich zusätzlich zu seiner Kühlung im Geschäft noch einen Kühlwagen angeschafft, der hinter dem Laden auf einer Uferwiese parkte.
Vor seiner Bude standen drei Ständer auf dem Asphalt, der schon Risse zeigte. Vor dem Regen war das Geschäft gut gelaufen. Jetzt aber hingen die Sonnenschirme, dessen Ständer sich inmitten der runden Tische erhoben, schlaff nach unten. Das Licht aus dem Laden gab ihnen einen hellen Schein.
Zwei Kunden waren noch da. Sie aßen die Rollmöpse mit sichtlichem Appetit. Beide stammten aus Deutschland und lobten den Fisch hier in London.
»Die bekomme ich direkt aus Bremerhaven.«
»Das schmeckt man.«
»Noch etwas?«
»Nein, es reicht. Aber wir kommen wieder.«
»Würde mich freuen.« Chesterfield schaute ihnen nach wie sie seinen Laden verließen, in dem man an einer Theke ebenfalls essen konnte, und sah dann in einen Himmel hinein, der dunkel geworden war. Er überlegte, ob er den Laden schließen sollte. Seine beiden Helfer hatte er bereits nach Hause geschickt, die Platten im Regal waren fast leer, und auch das Eis fing allmählich an zu schmelzen.
Sein großes Problem war auch erledigt. Eigentlich hatte er einen guten Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen, denn einen weiteren Gefallen brauchte er einer gewissen Person nicht mehr zu tun. Er hatte sich immer verdammt komisch dabei gefühlt, doch die Summe, die er für diesen Gefallen kassiert hatte, war nicht ohne gewesen.
Eine Zigarette noch, ein Schluck aus der Bierflasche, aufräumen, dann wollte er sich zurückziehen.
Obwohl sich kein Kunde im Geschäft befand, ging er vor die Tür, um zu rauchen. Es entsprach einfach seiner Gewohnheit. Im Laden war es durch das Eis immer recht kühl. Diese angenehme Temperatur verschwand jetzt, als er vor die Tür trat.
Der Regen hatte zwar nachgelassen, aber in die Wärme hatte sich die Feuchtigkeit hineingeschlichen. Über dem Boden schwebte der Dunst, auch der Fluss stank, wie es bei diesem Wetter, wenn die Luft drückte, üblich war.
Er rauchte die Zigarette und lauschte dem Aufklatschen der Tropfen, die vom Dach seines Hauses fielen.
Der Verkehr lief weiter vorn, jenseits der Flussauen. Er sah die Wagen nicht. Er hörte sie nur und konnte auch dem Schein der Lichter folgen, die in einer gewissen Höhe die Dunkelheit zerschnitten.
Zwei Lichter jedoch bewegten sich in eine andere Richtung. Sie strahlten weder nach links, noch nach rechts. Der Fahrer hatte sein Auto gewendet und ihm einen neuen Kurs gegeben. Nicht eben mit großer Freude stellte Chesterfield fest, dass er Besuch bekam. Er gehörte auch zu den Gefühlsmenschen, und diesmal sagte ihm sein Gefühl, dass er keinen Kunden erwartete, der noch einen letzten Fischhappen essen wollte.
Er warf den Rest des Glimmstängels zu Boden, hörte das leichte Zischen
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