1370 - Das Vampir-Lager
etwas taumelig zurück und hielt dabei das Fenster im Auge. Dahinter zeigte sich niemand mehr, die Untote kehrte nicht zurück, und so erhielt Glenda eine kurze Ruhepause. Von Marek, dem Pfähler, der sich in der oberen Etage seines Hauses aufhielt, hörte sie nichts. Ihr kam all das, was sie erlebt hatte, wirklich wie ein böser Traum vor, der er im Endeffekt nicht war.
Es lag erst einige Stunden zurück, als sie zusammen mit John Sinclair bei einem Neurologen gewesen war, um sich untersuchen zu lassen. Mit ihrem Kopf war alles in Ordnung. Perfekte Funktionen, das hatten die Messungen ergeben. Dass in ihr jedoch ein bestimmtes Serum floss, welches ihr zu anderen Kräften verholfen hatte, das war durch die wissenschaftliche Untersuchung nicht festgestellt worden.
Sie war auch recht zufrieden gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie den Fischtransporter vor sich sah und plötzlich spürte, wie sich die andere Welt öffnete.
Nichts blieb bei ihr mehr, wie es war. Sie konnte gehen, und es gab für sie kein Hindernis mehr. Die Wand des Transporters öffnete sich vor ihr, obwohl sie noch vorhanden war. Nur nicht mehr für sie, die jetzt freie Bahn hatte.
Sie glitt durch die Wand und in den Transporter hinein, in dem es eiskalt war.
Glenda hatte das Böse gespürt. Das Böse hatte sie geholt, um sie zu töten. Der Wagen transportierte keine Fische, wie es eigentlich hätte sein müssen, sondern Eisleichen, die trotzdem noch lebten, und die den Namen Zombies verdienten.
Es war zu einem Kampf zwischen ihr und den Zombies gekommen. Sie hätte ihn nie und nimmer gewinnen können, dazu war sie einfach zu schwach, aber die neue Kraft in ihr hatte ihr schließlich das Leben gerettet.
Im letzten Augenblick war es ihr praktisch gelungen, sich wegzubeamen. Aus dem Wagen heraus und zurück in das normale Leben.
Wobei das für Glenda nicht mehr in London stattfand, sondern in einem völlig anderen Land, in Rumänien.
Das allerdings hatte sie erst nach einem Fußmarsch festgestellt, als sie das Haus eines Freundes erreichte.
Sie war zu Frantisek Marek gelangt, der auch der Pfähler genannt wurde. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Vampire und andere Dämonen zu jagen, wobei er auf die Blutsauger fixiert war. [1]
Glenda hatte nicht darüber nachgedacht, warum sie gerade beim Marek gelandet war, sie war froh gewesen, sich in Sicherheit und unter seinem Schutz zu befinden.
Das war jetzt anders geworden!
Zumindest einer dieser Gestalten war es gelungen, ihr zu folgen.
Sie hatte die Fratze am Fenster gesehen, und allmählich begriff sie, wie so etwas möglich gewesen war.
Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen, denn die Wahrheit zu verstehen, war nicht eben ein Grund für gute Laune. Sie hatte bei ihrer Reise die Gestalten mitgenommen. Hatte sie praktisch mit sich gezogen in ein anderes Land, und genau das bereitete Glenda Sorgen. Wahrscheinlich waren ihr die Blutsauger zu nahe gewesen, und sie glaubte nicht daran, dass nur eine dieser Gestalten mitgekommen war. Sie musste sich auch auf einen weiteren Vampir einstellen.
Im Moment hatte Glenda Zeit. Marek befand sich noch immer oben. Er hatte versprochen, ihr eine Waffe zu besorgen. Anscheinend musste er noch danach suchen, und das Einschlagen der Fensterscheibe hatte er wohl auch nicht gehört.
Es passierte nichts. Glenda atmete durch, aber sie traute sich nicht näher an das Fenster heran. Es war besser, eine bestimmte Distanz zu wahren.
Ihre Augen bewegten sich. Glenda suchte nach einer Waffe, mit der sie sich gegen einen Angreifer wehren konnte. Da war im Moment nichts greifbar. Höchstens die beiden Flaschen auf dem Tisch, wovon eine Mineralwasser und die andere Apfelmost enthielt.
Es war sehr still geworden. Nur Glendas Atmen war zu hören, während sie sich mit kaum hörbaren Schritten auf den Tisch zu bewegte, um in die Nähe der Flaschen zu gelangen.
Sie hoffte, dass sich die Blutsaugerin noch Zeit ließ, bevor sie in das Haus eindrang.
Dass dies passieren würde, daran gab es für Glenda nichts zu zweifeln. Ein Vampir brauchte Blut, frisches Blut, und genau das floss in ihren Adern.
Hinter dem Tisch blieb sie stehen. Er war schwer und klobig. Er bildete so etwas wie einen Schutz zwischen ihr und der Tür. Noch musste sie warten, aber sie behielt dabei das Fenster im Auge und sah auch die Glasscherben, die auf dem Boden davor lagen und nun wieder einen glitzernden Reflex abgaben.
Der Knall sorgte bei Glenda für ein heftiges Zusammenzucken. Es hatte
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