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1374 - Wiege der Kartanin

Titel: 1374 - Wiege der Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich ruhig, unbeteiligt geradezu.
    Dann wurden einige Jahre in Mi-Auwas Leben übersprungen. Sie war erst wieder als Halbwüchsige im Gewand einer Studentin zu sehen. Sie hielt ein Diplom in die Kamera, ein gleichaltriger männlicher Kartanin mit dem gleichen Gewand erschien im Bild, leckte Mi-Auwa die Wange, und sie sträubte dabei die spinnfadenfeinen Barthaare. Sie mußte für kartanische Begriffe schon damals sehr schön gewesen sein.
    Mi-Auwa Jahre später, auf einer Wiese, inmitten von Tausenden von technischen Bestandteilen. Sie machte eine umfassende Geste, die all die vielen Bauteile einschloß. Die Kamera zeigte verschiedene Einzelteile. Mi-Auwa beim Zusammenbauen der dreidimensionalen Puzzle-Teile. Ein Rhodan fremdes Objekt nahm allmählich Gestalt an. Mi-Auwa vor der fertigen kartaningroßen Maschine, und zum erstenmal war ihre kindliche Stimme zu hören. „Ich habe den Multi-Parabol-Lunktor ganz alleine zusammengebaut. Und er funktioniert. Bin ich nicht tüchtig?"
    Eine Schar gleichaltriger Kartanin stürzte sich auf sie, um ihr zu gratulieren. Mi-Auwa war förmlich unter einer Kartanintraube begraben.
    Mi-Auwa in einer Schneelandschaft. Sie schlug Purzelbäume, warf mit Eiszapfen. Stimmen aus dem Hintergrund, drei andere Kartanin-Mädchen kamen ins Bild, und es entwickelte sich eine Schneeballschlacht.
    Mi-Auwa kam groß ins Bild. Sie hielt einen großen Eiszapfen wie einen Schatz zwischen den nackten Händen und sagte mit ernstem Gesicht: „Ich halte eines der unzähligen Wunder der Natur in Händen. Wie neueste Forschungsergebnisse ergeben haben, kann sich die Zentrale Wissensautorität nur bei tiefen, polaren Temperaturen manifestieren. Ich habe hier eine solche Manifestation in der Hand und werde sie nach dem Sinn des Lebens befragen." Mi-Auwa hielt das Ende des Eiszapfens wie ein Mikrophon an den Mund und sprach darauf. „Zent-Auri, kannst du uns sagen, was unsere, der Kartanin, Bestimmung ist?"
    Mi-Auwa gab die Antwort mit verstellter Stimme: „Ich kann meinen geliebten Kartanin nur sagen: Bleibt faul und träge, freßt euch satt, sauft euch voll - aber vergeßt dabei nicht, euch auch zu vermehren."
    Unter den Zuschauern wurde helle Empörung laut. Und zum erstenmal äußerte sich auch ein Gon-Wen.
    Es war der Gryole Istam, der zornig rief: „Müssen wir uns diese Blasphemie wirklich bieten lassen?"
    Und der Planta Sem To Tauta bemerkte mit seiner hohen Stimme: „Das ist unzumutbar. Diese Verunglimpfung gehört geahndet."
    Gil-Gor beugte sich zu ihm und raunte ihm zu: „Du sprichst von einer Toten."
    „Man hat auch schon andere posthum entehrt."
    Rhodan griff nach Gil-Gors Oberarmen und zog ihn von dem Planta fort, bevor er sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen lassen konnte. Gil-Gor entspannte sich, denn gleich darauf kam er als viel Jüngerer ins Bild.
    In der Folge war Mi-Auwa nur noch gemeinsam mit ihm zu sehen. Einmal sagte sie in die Kamera: „Ich glaube, ich habe den Kartanin fürs Leben gefunden - wenn er nur nicht im Geist so alt und konservativ wäre. Am liebsten würde ich mit Gil-Gor zu einer jungfräulichen Welt auswandern und dort mit ihm ein neues Kartaningeschlecht begründen."
    „Wir hätten es tun sollen", murmelte Gil-Gor so leise, daß nur Rhodan es hören konnte. „Dann würde sie noch leben. Verdammt, verdammt noch mal!"
    „Ist das der einzige Grund, warum du dir wünschst, lieber anders gehandelt zu haben?" fragte ihn Rhodan. „Ja, nur um sie nicht verlieren zu müssen, wünschte ich mir, mit ihr fortgegangen zu sein", sagte Gil-Gor.
    Er drehte sich zu Rhodan um und sagte: „So schlimm kann es um uns nicht wirklich stehen."
    „Natürlich mußte Mi-Auwa übertreiben, um auf Mißstände hinzuweisen", sagte Rhodan. Und er fügte versöhnlich hinzu: „Es ist nicht zu spät."
    Nach dem Lebensabschnitt, den Mi-Auwa mit Gil-Gor verbrachte und dessen Ernennung zum Gon-Wen sie miterlebte, wurde in die Gegenwart übergeblendet. Es folgten die Aufnahmen, die LEDA gemacht hatte.
    Die DORIFER-Kapsel hatte ihren eigenen Beitrag zu den Gesprächen gelöscht, so daß nur Mi-Auwas Äußerungen zu hören waren.
    Es mußte nach der ersten Hypnoschulung gewesen sein, als Mi-Auwa in der engen Kabine der DORIFER-Kapsel den Ausspruch tat: „Ist das wirklich alles wahr? Herrschen so harte Gesetze in Meekorah? Wenn das Recht des Stärkeren gilt, dann haben die Hangayer nur geringe Überlebenschancen. Warum hat sich in der Kansahariyya denn noch keiner darüber Gedanken

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