1374 - Wiege der Kartanin
Leben gerettet, nicht ich", erwiderte Rhodan. „Der Anschlag hat eindeutig deiner Person gegolten."
Eine Weile herrschte Schweigen, dann sagte Gil-Gor: „Ich habe sie... Sie war meine ... Wir standen uns sehr nahe, Mi und ich. Ihr Verlust schmerzt mich zutiefst."
Danach herrschte wieder langes, Schweigen zwischen ihnen. Schließlich ergriff Gil-Gor erneut das Wort. „Gon-Wen Istam, der Gryole, hat gestanden, daß er es war, der außer Dalphrol nicht vom Psikyber-Feld beeinflußt worden war", sagte der Kartanin. „Er behauptet, sich aus Angst verstellt zu haben, und beteuert seine Unschuld."
„Dalphrol wird vermutlich recht haben, daß es außer den beteiligten Hauri keine Schuldigen gibt", sagte Rhodan. „Aber die Existenz der Han-Shui-Kwon dürfte nun außer Frage stehen."
„Die Untersuchung ist im Gang", sagte Gil-Gor. „Übrigens, ich habe Nachricht von deinem Freund, dem Attavenno Beodu. Er hat Fellgels drei attavennische Gefährtinnen nach Jalip begleitet. Wäre das nicht ein Grund für dich, mich morgen auf einer Dienstreise zum dritten Planeten zu begleiten?"
Für Rhodan hörte es sich so an, als würde sich Gil-Gor nach Mi-Auwas Verlust verstärkt in seine Arbeit vertiefen, um leichter vergessen zu können. Auch für Rhodan war es so, als hätte er eine gute Freundin verloren, dabei hatte er die Kartanin kaum kennengelernt.
Mi-Auwa war so anders als andere Kartanin. Sie hatte eine Eigenschaft besessen, die er bei keinem anderen Vinauer, auch nicht bei Gil-Gor, entdecken konnte. Da war ihre Wißbegierde gewesen, ihr Hunger nach Informationen auch über die Zusammenhänge auf kosmischer Ebene. „Darf man fragen, was für eine Dienstreise das ist?" erkundigte sich Rhodan ohne besonderes Interesse. „Ich muß ins Hauptquartier der Shuo-Gon-Wen", sagte Gil-Gor knapp und auf eine Art, die deutlich machte, daß er nicht mehr darüber verraten wollte. Er wechselte auch sofort das Thema. „Heute müssen wir jedoch noch einer gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen. Das bietet etwas Abwechslung."
Er sagte nicht: Das hilft vergessen. „Wir?" wiederholte Rhodan und seufzte ergeben. Er ahnte, was ihn dabei erwartete
6.
Ein recht verdrossen dreinblickender Kartanin erschien auf der Videofläche und sagte: „Eine Bildsendung für Waqian. Kann ich sie durchgeben?"
„Bitte", verlangte Rhodan. Gleich darauf erschien der Attavenno Beodu im Bild. Er sah genauso aus, wie Rhodan ihn zuletzt gesehen hatte. Er trug sein loses Gewand, das um die Körpermitte gegürtet war. Der Hintergrund war abgedunkelt, so daß man davon nicht auf seinen Aufenthaltsort schließen konnte. „Da ich dich nicht persönlich erreicht habe, Perry", sagte er, „schicke ich dir diese Aufzeichnung. Ich bin auf Jalip, in der Attavennok-Kolonie der Hauptstadt Nangha-Tan. Ich bin einer Einladung von Tamila, Nuunz und Ilnan gefolgt - das sind die drei reizenden Mädchen, mit denen mich Mi-Auwa auf dem Empfang bekannt gemacht hat. Es tut gut, wieder einmal unter seinesgleichen zu sein. Aber für länger würde ich nicht auf Jalip bleiben können. Mir fehlen die Gespräche mit Tiefgang, die wir geführt haben.
Wenn ich hier ein ernsteres Thema anschneide, vergraule ich damit die Zuhörer. Nun, dieser Zustand wird nicht lange dauern. Ich wollte mich nur mal melden, damit du dir keine Sorgen zu machen brauchst, und dich wissen lassen, daß ich bald zurückkehre. Dann gehen wir - hoffe ich - bald wieder auf Abenteuer."
Die Bildnachricht erlosch. Beodu wußte also noch nichts von dem Vorfall, bei dem Mi-Auwa das Leben verloren hatte. Rhodan war danach sofort in seine Unterkunft zurückgekehrt, darum verstand er nicht, daß Beodu ihn nicht persönlich erreicht hatte. „Hast du im Lauf des Tages ein Visiphongespräch abgeblockt?" fragte Rhodan bei LEDA an. „Wie käme ich dazu!" empörte sich die DORIFER-Kapsel. „Seit wir zurück sind, ist jedenfalls kein Anruf gekommen. Aber vielleicht liegt das daran, daß Gil-Gors Leute die Leitungen zur Villa anzapfen."
„Ich komme an Bord und möchte Beodus Traum hören", beschloß Rhodan und verließ das Haus. Er bestieg die DORIFER-Kapsel und machte es sich in der Kanzel gemütlich. „Erzähle", verlangte er. „Ich möchte eine wortgetreue Wiedergabe des Traumes haben. Einzelheiten des Gesprächs mit Beodu kannst du für dich behalten."
„Die sehe ich ohnehin als eine Art Beichtgeheimnis an", sagte LEDA. „Also, das ist Beodus Traum ..."
Ich befinde mich in einem furchtbaren
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