1379 - Zielstern Anklam
seinen Befehl nicht ausgeführt hatte. „Ich selbst habe einen Vorgang beobachtet, einen Dualsuizid, in einem Boot bei deinem Ferienhaus. Du selbst warst zugegen."
„Ich weiß. Weiter!"
„Ich habe Zeit gehabt zu beobachten. Perry Rhodan wußte, was geschehen würde, er versuchte es zu verhindern. Ich gewann den Eindruck, daß nicht er es war, der an dem Vorgang die Schuld trug."
„Etwa ich? Das ist absurd!" rief der Kartanin erbost. „Komm endlich zur Sache!"
„Ich erhielt einen Schock, dort draußen im Raum, an Bord meines Trimarans. Ich sah zunächst nur einen Benguel, später dann den Paria neben dem Abbild eines Roboters. Ich empfand Angst bei diesem Anblick. Ich scheute mich, mich weiter mit den beiden zu unterhalten. Ich wollte nur weg."
„Du bist vermutlich krank, Kertuul. Suche einen deiner Ärzte auf."
Ren-No machte ein Zeichen, daß die Unterredung beendet sei, doch der Venno reagierte nicht. „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß ich für den Vorgang verantwortlich bin, der ausgelöst worden ist"; quäkte der Translator aus dem Rüssel. „Deshalb kann ich deinen Befehl nicht ausführen. Ich habe eine Phobie!"
„Perry Rhodan hat mir versichert, daß er allein die Schuld daran trägt. Er ist die Imago. Präge dir das ein.
Und dann führe meine Befehle aus!"
„Ich kann es nicht", beharrte Kertuul und bewegte sich rückwärts zur Tür. Sie glitt auf, und der Venno schob sich rückwärts hinaus. Die Verrenkungen, die sein vielgelenkiger Körper dabei machte, wirkten erheiternd. Der Kartanin reagierte nicht darauf. „Was willst du dann, Kertuul?"
„Auf Befehle von der höchsten Instanz warten, Projektleiter. Ich kann es nicht verantworten, auch nur einen meiner Artgenossen zu nahe an die Schiffe der Parias und der Roboter herankommen zu lassen."
„Geh jetzt! Solche Befehle werden vielleicht nie kommen. Dann werde ich dich fragen, warum du die meinen nicht ausgeführt hast."
Der Venno entfernte sich hastig, und während die Tür zuglitt, sah Ren-No aus den Augenwinkeln, daß ein Ruflicht an der Wandleiste aufleuchtete. Die Zentrale verlangte ihn zu sprechen. Er duckte sich ein wenig und glitt zwischen den Tischen und Stühlen entlang und drückte den Meldeknopf. „Die Außenposten der Raumüberwachung melden die Annäherung von Raumschiffen", meldete eine Kartanin mit devoter Stimme. „Juatafu!" stieß der Projektleiter hervor. „Entschuldige, wenn ich dich berichtige. Es handelt sich um fremde Schiffe: ein großes und zehn kleine Kugelschiffe und zwei Kleinsteinheiten von anderer Form. Sie sind in dieser Zusammenstellung ungewöhnlich. Verzeih, aber meine persönliche Meinung wird dich nicht interessieren, Ren-No."
„Und wenn? Sprich schon!"
„Es sind keine Schiffe aus Hangay. Sie kommen vielleicht aus der Ferne, aus ..."
Ren-No ließ sie nicht aussprechen.
Der Verdacht, den sie äußerte, war so gewaltig, daß ihm der Atem wegblieb. Er ließ es sich nicht anmerken. „Danke", erklärte er. „Kein weiteres Wort!"
Er prägte sich noch den Namen der Frau ein: Lu-Sija, dann war er unter dem Ausgang und begann zu rennen. Er sprach hastig in sein Armband, und Sekunden später heulte überall im Anklam-System der Alarm auf. Die Flotten begannen sich zu bewegen, und Kertuül meldete sich mit der Mitteilung, daß er kein Schiff hätte, um schnell zu seinen Einheiten zu kommen. Mit der Zubringerwanne benötigte er zu lange. „Dann bleib hier", rief der Projektleiter. „Komm zu mir in das Steuerzentrum. Entweder kommen da Freunde, oder wir haben die Bewährungsprobe unseres Lebens vor uns!"
Spätestens diese Worte rüttelten alle Kartanin und Vennok auf und führten ihnen vor Augen, daß jetzt all ihre Aufmerksamkeit gefragt war.
2.
Das Bild, das die Anlagen des Schiffes lieferten, besaß etwas Irrationales. Optisch betrachtet war es durchaus reell. Lediglich die Hyperortung zeigte, daß Optik und Realität nicht übereinstimmten. Der Bildschirm zeigte Hangay, die vollständige Galaxis Hangay, untermalt von dem intensiven düsterroten Hintergrundglühen des Universums Tarkan. Die Hyperortung lieferte gleichzeitig den Beweis, daß Hangay nicht mehr vollständig sein konnte. Die Hälfte der Galaxis fehlte, sie war einfach nicht vorhanden. Nur das Licht, das die Sterne des ersten und zweiten Viertels bis vor neun beziehungsweise sechs Monaten ausgestrahlt hatten, würde über hunderttausend Jahre benötigen, um seinen letzten Weg zum Rand dieser Galaxis zurückzulegen
Weitere Kostenlose Bücher