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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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noch nicht beruhigt hatte.
    „Damit hatte ich nur indirekt zu tun", antwortete der Januskopf ausweichend.
    „Ha!" brummte Coco verächtlich. „Ich weiß, daß sich unter den böhmischen Adeligen einige Dämonen versteckten, die in den Hradschin eindrangen und die von Ferdinand eingesetzten Statthalter samt ihrem Sekretär aus einem Fenster warfen."
    „Das war am 23. Mai 1618. Die drei hatten Glück im Unglück, denn sie landeten auf einem Misthaufen und blieben am Leben. Dieser Sturz war der auslösende Faktor für den Dreißigjährigen Krieg. Ich war nicht dabei, Coco."
    „Welche Seite hast du unterstützt, Olivaro? Die Protestanten oder die Katholiken?"
    Olivaro schien sich über Cocos Ärger zu amüsieren.
    „Ich wechselte häufig die Seiten", schürte er das Feuer.
    „Das habe ich mir gedacht", höhnte Coco. „Das entspricht ganz deiner Natur."
    Olivaro ignorierte diese Bemerkung. „Meine Liebe, du hast noch eine dritte Gruppe vergessen. Es gab viele Anhänger, die an die Macht des Übersinnlichen und Unerklärlichen glaubten. Tausende fanden Zuflucht im Okkultismus und gaben sich der Schwarzen Magie hin. Die Bewohner Deutschlands glaubten an Hexen, und viele beteten den Teufel an."
    „Dahinter steckte die Schwarze Familie", sagte die noch immer zornige Coco.
    „Nicht ausschließlich. Ein wenig wurde diese Bewegung schon von ihr gesteuert."
    Die ehemalige Hexe der Schwarzen Familie schwieg. Sie wußte, daß Olivaro recht hatte. Nicht alles konnte man auf die Dämonen schieben.
    „Genug der Diskussion", sagte Dorian.
    „Mit Coco habe ich schon immer gerne gestritten", meinte Olivaro lächelnd. „Doch das verschieben wir auf später. Wir wollen deine Erinnerungen wecken, entspanne dich, Dorian."
    Gehorsam machte es sich der Dämonenkiller bequem.
    „Dieses Büchlein hast du sicher irgendwann einmal gelesen, oder?" fragte Olivaro und hielt die Reclam-Broschüre hoch.
    Dorian nickte. „Natürlich."
    Es war der berühmte Roman „Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen.
    Olivaro schlug das Buch auf, blätterte darin und suchte eine bestimmte Stelle.
    „Das XI. Kapitel", sagte er leise. „Nachdem Courage anfähet, sich fromm zu halten, wird sie wieder unversehens zu einer Wittib." Langsam las er weiter, nach ein paar Sätzen hob er den Kopf und blickte Dorian an. „Weckt das eine Erinnerung in dir?"
    „Nein", sagte Dorian kopfschüttelnd.
    „Lies du weiter vor, Coco. Du blickst mir jetzt in die Augen, Dorian."
    Cocos Stimme war einschmeichelnd und wurde zu einem Singsang. Olivaros Augen flackerten, und ein gelber Schein ging von seinem Hinterkopf aus.
    Der Dämonenkiller versank in einen tranceähnlichen Zustand.
    „Mich selbst aber mundierte ich wieder wie vor diesem mit Pferd, Gewehr, Sattel und Zeug, und also staffiert kamen wir bei den Häusern Gleichen zu der Tillyschen Armee, allwo…"
    „Gleichen", flüsterte Dorian.
    „Zwei Burgen südöstlich von Göttingen", sagte Olivaro. „Erinnere dich, Dorian. Wie war dein Name? Erinnere dich!"
    Der Dämonenkiller schloß die Augen.
    „Gleichen", sagte er tonlos. „Es waren drei Burgen. Sie lagen zwischen Arnstadt und Gotha. Die drei Hochburgen hießen: Wachsenburg, Mühlberg und Gleichen. Ich war dort. Undeutlich kann ich mich erinnern. Es war fürchterlich heiß. Ich saß auf einem Zigeunerwagen…"
    „Konzentriere dich, Dorian", sagte Olivaro drängend.
    Wie war sein Name damals gewesen? Dorian öffnete die Augen einen Spalt. Die Luft schien vor seinen Augen zu flimmern, die Wesen waren verbrannt, der Himmel war tiefblau und wolkenlos. Nur das Knarren der Räder und das Schnauben der durstigen Pferde war zu hören. Ein paar Schwalben flogen über den Wagen hinweg.
    Irgend jemand berührte seinen Arm.
    „Gabor", sagte eine sanfte Stimme.
    „Gabor!" rief Dorian überrascht aus. „So nannte mich Janko!"
    Der Bann war gebrochen.
    Er konnte sich wieder erinnern…

    August, 1626
„Gabor!"
    Die Stimme klang überraschend laut. Ich hob den Kopf und blickte Janko an, der neben mir auf der Plattform des alten Zigeunerwagens saß.
    „Du hast schon wieder geträumt, Gabor", stellte Janko fest.
    „Ich habe geschlafen", sagte ich unwillig und rieb mir die Augen.
    Breit grinsend sah mich Janko an, der etwa in meinem Alter war, also ungefähr sechzehn Jahre alt. Genau wußte das niemand - und es interessierte auch keinen Menschen. Er war vor etwa vier Jahren zu uns gestoßen,

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