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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Materiewippe wird vernichtet, bevor sie in Tätigkeit treten kann."
    Der Hauri war plötzlich ganz ruhig. Das Leuchten der Augen war erloschen. Bull schwieg, aber auch der Wasserträger ließ geraume Zeit verstreichen, bevor er wieder das Wort ergriff. Seine Stimme klang matt und heiser, als er sagte: „Du bist gefährlicher, als ich dachte. Man muß dir das Handwerk legen. Man wird deinen Körper zur Eshraa Maghaasu bringen und ihn den Bestien der Göttin Girratu zum Fraß vorwerfen."
    Die Stimme war zum Schluß immer schwächer geworden. Der Hauri hatte die Augen geschlossen.
    Erschreckt beugte Reginald Bull sich über den reglosen Körper. Er suchte nach Lebenszeichen. Er horchte am Brustkorb des Wasserträgers und hielt ihm den befeuchteten Zeigefinger unter die Nase.
    Er verstand nichts von den Funktionen des Hauri-Körpers, aber er war bereit, einen Eid darauf zu leisten, daß Cuyel qar Sayit nicht mehr lebte.
     
    *
     
    Als Bull aus der Seitenkammer trat, kam Gucky auf ihn zu. „Warum läßt du mich nicht schlafen?" klagte er. „Warum erzeugst du so intensive Gedanken, daß ich keine Ruhe finde?"
    „Hast du sonst noch Sorgen?" fragte Bull schroffer, als er eigentlich wollte. „Ich glaube, ich habe soeben den Hauri in den Selbstmord getrieben."
    „Davon rede ich ja", jammerte der Ilt. „Seine Gedanken waren ..."
    Weiter kam er nicht. Nikki Frickel stolperte durch die Höhlenmündung. Sie war außer Atem. „Da draußen ist der Teufel los", keuchte sie. „Das ganze Tal ist plötzlich auf den Beinen!"
    Reginald Bull wußte nicht, auf welche Weise Cuyel qar Sayit sich vom Leben zum Tode befördert hatte.
    Aber es schien, als habe der Wasserträger mit seinem Selbstmord etwas ganz Bestimmtes erreichen wollen. War es möglich, daß ein Hauri im Augenblick des Todes ein psionisches Signal von sich gab, das von seinen Artgenossen empfangen werden konnte? „Man muß dir das Handwerk legen", hatte Cuyel qar Sayit gesagt, und wenige Worte später war er gestorben. „Was für Aktivität gibt es?" fragte Bull.
    Nikki Frickel übertrug die Berichterstattung dem Pikosyn ihres SERUNS. „Hunderte von Gleitern sind unterwegs. Sie kämmen die südliche Hälfte des Tales ab. An ihren Bewegungen kann man erkennen, daß sie nach etwas suchen."
    „Aber die Suche beschränkt sich auf die Talfläche?"
    „Vorerst ja. Die Hauri gehen systematisch vor. Wo sie die Suche fortsetzen werden, wenn sie im Tal nichts finden, bleibt abzuwarten."
    Bull atmete auf. Wenn Cuyel qar Sayit tatsächlich ein Signal abgegeben hatte, dann war es offenbar keines, das man mit einiger Genauigkeit anpeilen konnte. Er nahm den SERUN von der Wand und schlüpfte hinein. Er wollte hinauf zur Felsbrüstung, um zu sehen, wie die Hauri weiter verfuhren. Aber in dieser Stunde verlief nichts so, wie es geplant war. Er war auf dem Weg zur Höhlenmündung, als er hinter sich eine kräftige Stimme hörte: „Was geht hier vor? Wo bin ich hier?"
    Er wandte sich um. Im Hintergrund der Höhle stand Spence Harbaugh, hoch aufgerichtet, den Helm des SERUNS geöffnet.
    Bull brauchte nur eine Sekunde, um die Überraschung zu überwinden. Er trat auf Harbaugh zu. „Spence, wie geht es dir?" fragte er. „Der Cybermed meinte, du brauchtest mindestens acht bis zehn Stunden, bis du ..."
    „Mir geht es gut", fiel ihm Harbaugh schroff ins Wort. „Ich will wissen, wo ich hier bin."
    Während er sprach, machte er sich an den Verschlüssen des SERUNS zu schaffen. Die Montur fiel von ihm ab, und Spence Harbaugh stand nackt in der Höhle. Er streckte den Arm aus und schob Reginald Bull zur Seite. Es war etwas Starres, Geistesabwesendes in seinem Blick., Als er auf den Ausgang der Höhle zuschritt, bewegte er sich wie eine Maschine. „Du bist bei uns, Spence", sagte Bull hilflos. „Die Hauri hatten dich gefangengenommen. Wir haben dich befreit."
    „Und wer seid ihr?" fragte Harbaugh, ohne den Kopf zu wenden.
    Bull war zumute, als hätte er einen Schlag auf den Schädel bekommen. Er blieb stehen. Spence Harbaugh dagegen bewegte sich weiter, mit steifen, stelzenden Schritten wie ein Schlafwandler. Unter der Höhlenmündung blieb er stehen und wandte sich um. Es war Leben in seine Miene gekommen. Seine Augen funkelten, und das Gesicht hatte sich zu einer Grimasse des Zorns verzerrt. „Ich weiß, wer ihr seid", rief er mit kräftiger Stimme. Ihr seid Ungläubige, die mich davon abhalten wollen, die Wahre Lehre aufzunehmen. Ihr seid Verfluchte, die die Göttin Girratu mit

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