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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihrem Zorn schlagen wird ..."
    Und während die fünf Bewohner der Höhle noch starr vor ungläubigem Staunen seinen Worten lauschten, warf er sich plötzlich zur Seite und war verschwunden.
    Reginald Bull löste sich aus dem Bann der Verwirrung. Ohne ein Wort zu sagen, sprang er durch den Ausgang der Höhle und sah sich um. Zur rechten Hand sah er Spence Harbaugh die Felsleiste hinaufturnen. Der 162-jährige entwickelte eine unglaubliche Behendigkeit. Er bewegte sich mit hohen, weiten Sprüngen und war nur noch wenige Meter vom Ende der Leiste entfernt.
    Bull stürmte hinter ihm drein. Er zog für den Bruchteil einer Sekunde in Erwägung, das Gravo-Pak zu aktivieren. Aber die Gefahr einer energetischen Ortung war zu groß, besonders jetzt, da die Hauri ohnehin Alarm geschlagen hatten. Es war ihm von Anfang an klar, daß er keine Chance mehr hatte, Harbaugh einzuholen. Aber er mußte sehen, was der Alte vorhatte.
    Oben, am Ende der Felsleiste, hatte Spence Harbaugh sich auf die Brüstung geschwungen. Auf der anderen Seite ging es steil in die Tiefe. Aber drüben zur Linken mündete der Fels in eine waldbestandene Bergflanke, die sich in weitaus weniger gefährlicher Neigung der Talsohle entgegensenkte. Geschickt wie eine Gemse kletterte Harbaugh den Grat der Brüstung entlang. Das scharfkantige Gestein mußte ihm die Sohlen zerschneiden, aber das schien ihm nichts auszumachen. Reginald Bull erreichte das Ende der Felsleiste. Harbaugh war schon über dreißig Meter entfernt. „Spence, komm zurück!" rief Bull voller Verzweiflung.
    Ein höhnisches Lachen antwortete. Der Alte hatte das Ende des Grates erreicht. Er stieß sich ab und verschwand mit einem mächtigen Satz im Unterholz des Waldes.
    In Bulls unmittelbarer Nähe erklang ein leises Zischen. Der Ilt war materialisiert. „Wo ist er?" fragte er.
    Bull wies hinüber auf den bewaldeten Hang. „Dort irgendwo", antwortete er. „Er will hinab ins Tal."
    „Ich könnte nach ihm suchen ...", begann Gucky. „Du bleibst hier", entschied Bull, „Du kennst das Gelände nicht, und wenn Harbaugh sein bisheriges Tempo beibehält, ist er in wenigen Minuten unten."
    Erst jetzt hatte er Zeit, das Geschehen im Tal zu beobachten. In der Nähe der südlichen Talgrenze waren mehr als zwanzig haurische Gleitfahrzeuge unterwegs. Sie bewegten sich auf geradem Kurs von Osten nach Westen, kehrten um und kehrten, um ein paar hundert Meter weiter nach Süden orientiert, wieder zurück. Nikkis Pikosyn hatte recht: Es war eine sehr ordentliche, systematische Suche.
    Doch plötzlich geriet die Formation der Fahrzeuge in Unordnung. Die am weitesten südlich fliegenden Gleiter scherten aus und hielten auf den Talrand zu. Reginald Bull beugte sich weit nach vorne. Unten, am Fuß des bewaldeten Hangs, war Spence Harbaugh aus dem Dickicht hervorgebrochen. Er rannte, was die Beine hergaben, auf die haurischen Gleiter zu und wedelte mit den Armen.
    Eines der Gleitfahrzeuge hielt auf ihn zu. Bull sah, wie die transparente Kanzel des Gleiters sich öffnete.
    Dann zuckte ein Blitz auf. Spence Harbaugh hielt mitten im Lauf inne, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Ein Mantel aus gelben Flammen hüllte ihn ein. Man hörte das fauchende Knallen des Schusses und einen langgezogenen, gellenden Schrei. Das Feuer sank in sich zusammen, und von dem Mann, der die Wahre Lehre in sich hatte aufnehmen wollen, war keine Spur mehr. „Oh, mein Gott...!" sagte Reginald Bull tonlos
     
    6.
     
    Sie saßen nebeneinander an der Wand der Höhle. Sie starrten vor sich hin, und keiner sprach ein Wort.
    Der Schock des grausigen Geschehens hielt sie in seinem Bann.
    Gucky kehrte zurück. „Ich habe Spence Harbaughs Spur gefunden", berichtete er. „Auf dem oberen Teil des Hanges konnte ich sie einigermaßen verwischen. Den Körper des Wasserträgers habe ich auf der unteren Hanghälfte abgelegt."
    Reginald Bull nickte, ohne aufzusehen. Mehr, als der Ilt getan hatte, ließ sich im Augenblick nicht tun. Aus dem Verhalten der Hauri ging eindeutig hervor, daß sie glaubten, Spence Harbaugh habe sich aus eigenem Antrieb aus seinem Gefängnis entfernt. Sie hatten ihn erschossen, weil er durch sein Verhalten bewies, daß er die Lehre des Hexameron nicht annehmen wollte. Man würde nachsehen, wo Harbaugh sich in den kurzen Stunden seiner Freiheit aufgehalten hatte, und entlang der Spur Cuyel qar Sayits Leiche finden. Die Hauri würden hoffentlich zu dem Schluß gelangen, Harbaugh habe auf irgendeine Art und Weise

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