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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bull wußte nicht, ob die Rechnung, die er mit Spence Harbaughs Flucht und der Leiche des Wasserträgers angestellt hatte, aufgehen würde.
    Es galt daher, sofort einen Entschluß zu fassen. „Gucky", sagte er, „ich muß dich noch einmal beanspruchen."
     
    *
     
    Reginald Bull tippte mit dem Schreibstift auf das große Folienblatt. „Man sollte annehmen", sagte er, „daß die zentrale Schaltstelle der Materiewippe sich auch in zentraler Position befindet. Dieser achteckige Turm hier bildet den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes. Er ist außerdem das höchste und prominenteste Gebäude weit und breit. Ich schlage vor, wir suchen dort."
    Das Folienblatt enthielt eine schematische Darstellung der Gebäudegrundrisse. Sie war von Gucky angefertigt worden. Der Ilt hatte sich in den vergangenen fünf Tagen weit über seine Kräfte hinaus angestrengt. Nicht nur hatte er sämtliche Mitglieder des Einsatzkommandos sicher ins neue Versteck transportiert, er hatte auch die technische Ausstattung herbeigeschafft und zudem noch etliche Ausflüge unternommen, die dem Zweck dienten, einen besseren Überblick über den Gebäudekomplex im Norden des Tales zu gewinnen. „Das ist terranisch gedacht", bemerkte Wido Helfrich. „Wir wissen aber, daß die Mentalität der Hauri sich sehr von der unseren unterscheidet. Ebensogut kann die zentrale Schaltstelle in einem der peripheren Gebäude liegen."
    Das Versteck lag in einem kleinen, hüttenartigen Anbau am Fuß des achteckigen Turmes, auf den Bull zuvor gezeigt hatte. Gucky hatte das Gelände ausgekundschaftet und sich für das kleine, unscheinbare Bauwerk entschieden. Das Innere der Hütte wirkte, als sei sie niemals benützt worden. Vielleicht war sie ein Überbleibsel aus den Tagen, als die Hauri die Gebäudeanlage errichteten. Es gab keine Einrichtung, und modriger Staub hatte drei Finger hoch auf dem Boden gelegen. „Terranisch gedacht oder nicht", wies Bull Wido Helfrichs Einwand zurück. „Wir müssen irgendwo mit der Suche beginnen, und wir tun's am besten in der Nähe. Wir wissen, wie man ins Innere des Turmes gelangt. Also fangen wir hier an."
    Guckys Sprünge von der Höhle zum neuen Versteck und umgekehrt waren nicht ungefährlich gewesen.
    Es hatte zuerst so ausgesehen, als hätten die Hauri sich den Tod ihres Wasserträgers so erklärt, wie es Bulls Kalkulation entsprach. Aber kaum hatte der Ilt Nikki und Wido, Narktor und Bull ins neue Versteck gebracht und mit der Evakuierung des technischen Geräts begonnen, da waren die Hauri von neuem mit ihren Gleitern ausgeschwärmt. Diesmal hatten sie sich nicht auf die Durchsuchung des Tales beschränkt, sondern waren ins südliche Bergland vorgedrungen. Bei einem seiner Sprünge hatte Gucky sich gerade in der Höhle befunden, als ein haurischer Gleiter in der Nähe vorbeiflog. Der Ilt hatte deutlich gespürt, daß die Hauri psionische Suchgeräte einsetzten. Sie hielten es für möglich, daß sich Fremde in der Bergwildnis eingenistet hatten.
    Die Evakuierung des Geräts hatte sich dadurch verzögert. Gucky war von da an vorsichtiger zu Werke gegangen und hatte Sprünge zur Höhle nur noch dann gewagt, wenn er sicher war, daß kein haurisches Suchfahrzeug sich in der Nähe befand.
    Nach vier Tagen war die Suchaktion eingestellt worden. Man durfte von jetzt an davon ausgehen, daß die Hauri sich auf Ashkalu allein und unbeobachtet fühlten.
    Inzwischen zeigten die Kalender den 13. November 447. Mit jeder verstreichenden Stunde wurde es dringender, daß man die zentrale Schaltstelle der Materiewippe fand. Reginald Bulls Vorschlag wurde trotz Wido Helfrichs nicht unberechtigten Widerspruchs angenommen. Durch einen der Seiteneingänge drangen Wido und Nikki, Narktor und Bull in den achteckigen Turm ein und machten sich auf die Suche.
    Nur Gucky blieb im Versteck. Er schlief. Er hatte sich die Ruhe redlich verdient.
     
    *
     
    Es müßte doch bessere Methoden geben, dachte Reginald Bull grimmig, als er vier Stunden später das oberste Geschoß des Turmes erreichte, in einem zwei Quadratkilometer großen Gebäudekomplex nach einem bestimmten Raum zu suchen. Falls sie wirklich die Gebäude eines nach dem andern absuchen mußten, dann mochten gut vier oder fünf Wochen vergehen, bis sie gefunden hatten, wonach sie suchten.
    So lange hatten sie nicht Zeit.
    Die Bauweise der Hauri war verwirrend. Sie besaß keine Symmetrie, keinen Sinn für Ordnung. Bull suchte sich einen Weg durch vielfach verschachtelte Korridore, öffnete jede

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