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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Wasserträger dazu gezwungen, ihn auf der Flucht zu begleiten, und ihn dann dazu veranlaßt, Selbstmord zu begehen.
    Es war eine primitive Rechnung, und wenn sie aufging, dann konnte man getrost behaupten, das Schicksal habe den Mitgliedern des Einsatzkommandos eine überdurchschnittlich große Dosis Glück verabreicht.
    Nikki Frickel stand auf. „Ich habe noch ein paar Stunden Wache zu schieben", sagte sie müde. „Ich melde mich, wenn sich etwas Außergewöhnliches tut."
    Sie ging hinaus. Der Ilt hockte sich neben Bull nieder. „Ich wollte dir vorhin etwas mitteilen", sagte er leise. „Aber da kam Nikki, und ein paar Sekunden später ging alles drunter und drüber."
    „Sprich!" forderte Bull ihn auf. „In den letzten Sekunden vor seinem Tod öffnete der Wasserträger sein Bewußtsein. Er hatte fürchterliche Angst und dachte intensiv an das Vorhaben Zeitschluß, das er bedroht sah. Ich bin sicher, seine Furcht wurde durch etwas ausgelöst, was du zu ihm sagtest."
    „Ich erklärte ihm, daß wir die Materiewippe vernichten würden", bestätigte Bull. „Daraufhin versicherte er mir, ich sei gefährlicher, als er bisher angenommen hatte."
    „Das muß es gewesen sein", versicherte Gucky. „Er geriet in Panik. Sein Bewußtsein öffnete sich. Ich blickte weit in den Hintergrund, wo ich bisher nie etwas erkennen konnte, und sah einen merkwürdig ausgestatteten Raum ... Aber gleich darauf war alles vorbei. Es gab eine psionische Entladung von ungeheurer Wucht. Das muß in jenem Augenblick gewesen sein, als der Hauri starb. In der nächsten Sekunde spürte ich, wie Spence Harbaugh wieder zu sich kam. Der Blitz, der vom Bewußtsein des sterbenden Wasserträgers ausging, muß Harbaugh geweckt haben. Vermutlich war sein Geist schon so koordiniert, daß er auf den Todesimpuls des Hauri reagierte."
    Das mochte so sein, überlegte Bull. Nicht nur war Spence Harbaugh geweckt worden; der Impuls schien auch verborgene Kräfte in seinem Körper freigesetzt zu haben. „Was für ein Raum war das, den du sahst?" fragte Bull. „Er war rund, ich meine, sein Grundriß hatte die Form eines Kreises", antwortete der Ilt. „Es war ein großer Raum, mindestens zwanzig Meter im Durchmesser. Die Decke war gewölbt und leuchtete in düsterem rötlichem Glanz ..."
    „So wie das All in Hangay", unterbrach Bull. „Genau so", bestätigte Gucky. „Im Zentrum des Raumes war eine verkleinerte Nachbildung der sechs trichterförmigen Abstrahlgeräte untergebracht. Um die Trichteranlage herum zogen sich zwei konzentrische Ringe von Geräten, die auf mich den Eindruck von Bedienungskonsolen machten. An der Wand entlang waren ebenfalls Geräte installiert, ein paar Konsolen, aber auch andere Aggregate, deren Funktion ich nicht erkennen konnte."
    Gucky schwieg. „Das war alles?" erkundigte sich Bull. „Du hast keine Ahnung, wo dieser Raum sich befindet?"
    „Das Bewußtsein des Wasserträgers war nur ein paar Sekunden lang offen", verteidigte sich der Ilt, der den enttäuschten Unterton in Reginald Bulls Stimme nicht überhört hatte. „Dann kam der Blitz, und der Hauri war tot. Es muß sich jedoch um einen Raum handeln, der für das Projekt der Hauri von größter Bedeutung ist. Wahrscheinlich wird die Materiewippe von dort aus gesteuert."
    So mußte es gewesen sein, pflichtete Bull dem Mausbiber im stillen bei. Der Raum, den Gucky in Cuyel qar Sayits Gedanken gesehen hatte, war die zentrale Schaltstelle der Materiewippe. Wer die Materiewippe außer Betrieb setzen wollte, der brauchte nur diesen Raum zu zerstören - unmittelbar vor dem Zeitpunkt, zu dem die Wippe in Betrieb genommen werden sollte. Sonst hätten die Hauri womöglich noch Zeit gefunden, eine Ausweichstation einzurichten.
    Er stand auf. Gucky hatte nicht sehen können, wo dieser Raum sich befand. Aber es gab eigentlich nur einen Ort, und der lag innerhalb des Gebäudekomplexes am nördlichen Talrand. Er hatte schon vom ersten Tag an vermutet, daß von dort aus die Materiewippe kontrolliert und gesteuert würde.
    Er erinnerte sich an die Daten, die die Pikosyns gesammelt hatten.
    Der Komplex im Norden des Tales war während der vergangenen sechs Tage von insgesamt drei Hauri aufgesucht worden. Wenn jemand ein sicheres Versteck suchte, konnte er ein besseres finden als einen Ort, der inmitten einer weitläufigen Anhäufung von Gebäuden lag, die so gut wie niemand je betrat?
    Freilich, das würde sich ändern, je näher der 30. November herankam. Aber bis dahin ...?
    Reginald

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