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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diese Augen würde vergessen können. Ansonsten schien die vorerst noch Namenlose von äußerer Erscheinung wenig zu halten. Sie hatte wenigstens dreißig Pfund Übergewicht.
    Wenn sie sich bewegte, gerieten die hüftwärts angesiedelten Fettpolster sowie die überdurchschnittlich entwickelten Brüste ins Schwabbeln. Das Gewand bestand aus einem dünnen, seidenähnlichen Material und besaß den denkbar einfachsten Schnitt: Wie ein Sack, der fast bis zum Boden reichte, hing es um den massigen Leib. Die großen Füße der Frau steckten in rosafarbenen Pantoffeln. Die Pantoffeln ebenso wie das Kleid waren einer Reinigung dringend bedürftig.
    Der Mann, der eine mustergültig gepflegte, lindgrüne Uniformkombination der terranischen Flotte trug, schritt auf Bull zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Willkommen an Bord, Reginald Bull", sagte er mit überzeugender Freundlichkeit. „Die CIMARRON ist dein Schiff. Wir wollen, daß du dich hier zu Hause fühlst. Mein Name ist Ian Longwyn. Ich bin der Erste Pilot." Bull ergriff die Hand mit kräftigem Druck und bedankte sich für die Begrüßung. Unterdessen kam die fette Frau auf ihn zugewatschelt. „Die Willkommensgrüße sind auch von mir", erklärte sie mit überraschend wohlklingender Altstimme. „Ich bin Kopilot auf diesem Schiff. Mein Name ist Lalande Mishkom, aber alle nennen mich Lalla."
    Bull schüttelte auch ihr die Hand. Er mußte die Frau dabei wohl ein wenig neugierig angesehen haben - in der Tat war ihm unklar, wie ein derart schmuddeliges Geschöpf es bis zum Rang eines Kopiloten auf einem Raumschiff hatte bringen können. Auf jeden Fall bemerkte Lalla: „Diese Art von Blicken bin ich gewöhnt. Es hat sich schon mancher aufgrund des Äußeren in seinem Mitmenschen getäuscht. Mein Ururgroßvater, Lixau, lebte im Busch am Rand der Kalahari. Er war ein weiser Mann und pflegte zu sagen: >Wohl dem, der den Glanz der Sonne vom Schimmer der Sterne zu unterscheiden weiß; denn ihm werden die Götter Klarheit geben.<" Mit diesen Worten wandte sie sich um und schritt davon - gravitätisch, hätte man sagen können, wenn nicht das Schwabbeln ihrer überschüssigen Körpersubstanz gewesen wäre.
    Grinsend wandte sich Bull an lan Longwyn. „Was bedeutet das?" fragte er.
    Der Pilot lachte hell auf. „Ich kenne Lalla seit mehr als vier Jahren", antwortete er, „und sie steckt voller Sprüche, die angeblich ihr Ururgroßvater ausgekocht hat. Aber ich habe bis jetzt noch keinen einzigen Spruch verstanden." Er dämpfte seine Heiterkeit und fuhr mit verminderter Lautstärke fort: „Aber Lalla ist bei weitem die beste Kopilotin, mit der ich es je zu tun hatte."
    Die CIMARRON war, wie Geoffry Waringer schon erklärt hatte, ein völlig neuer Schiffstyp. Sie hatte die Form eines stumpfen Keils von 200 mLänge. Der Rumpfquerschnitt war ein flaches Sechseck, dessen Breite am Heck 120, am Bug 60 mbetrug. Die Oberfläche des Schiffes war vielfach gegliedert. Beibootund Space-Jet-Hangars reckten ihre kuppelförmigen Abdeckungen in den Raum hinaus. Die Abstrahlvorrichtungen mehrerer Hypersender waren in schüsselförmigen Vertiefungen untergebracht.
    Beobachtungskuppeln und Geschützstände trugen zur Vielfalt der Oberflächendetails bei.
    Die CIMARRON war das Produkt modernster terranischer Raumfahrttechnik. Ihr Metagrav-Triebwerk erreichte Überlichtfaktoren bis zu 65 Millionen. Für Manöver in der Nähe von Planeten und Raumstationen war ein Feldtriebwerk vorhanden. Die CIMARRON wurde von acht im Verbund arbeitenden, mit bionischen Komponenten versehenen Syntrons gesteuert. Ihre Bewaffnung, offensiv wie defensiv, war erstklassig.
    Das Schiff besaß einen völlig neuartigen, vorläufig noch im Experimentalstadium der Entwicklung befindlichen Ortungsschutz, den Virtuellbildner, im terranischen Fachjargon „Virtual Imager" genannt. Der Virtuellbildner besaß die Fähigkeit, die vom Schiff ausgehende Streuemission zu sammeln und an einen anderen, bis zu drei Lichtsekunden entfernten Ort zu projizieren. An diesem Ort entstand das virtuelle Bild der CIMARRON. Gegnerische Ortungsgeräte würden nur das virtuelle Bild, nicht aber das Schiff selbst erfassen. Drei Lichtsekunden waren keine große Entfernung. Aber wenn gegnerisches Geschützfeuer drei Lichtsekunden neben dem Ziel lag, dann war damit schon eine ganze Menge gewonnen.
    Die CIMARRON hatte eine Sollbesatzung von 1250 Mann, darunter 80 %Terraner und der Rest Extraterrestrier. Der Cheftechniker, auch III. Offizier genannt,

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