1385 - Die Materiewippe
war ein Blue von einer obskuren Welt namens Kadlang im Simban-Sektor auf der Eastside der Milchstraße. Alle Besatzungsmitglieder, so wurde Bull von lan Longwyn versichert, hatten mehrere Flüge in den Bereich Hangay unternommen und galten daher als strangenessimmunisiert.
Die CIMARRON hatte ursprünglich vorgehabt, zu ihrem früheren Standort zurückzukehren, wo die SORONG und die MAI-KI warteten. Aber die Ereignisse überstürzten sich. Reginald Bull kam vorläufig nicht einmal dazu, sich zu erkundigen, warum die CIMARRON Begleitung erhalten hatte. Die Detailortung meldete, daß acht Hauri-Schiffe sich mit unterschiedlicher Beschleunigung aus dem Veenor-System entfernten. Acht von dreiundsechzig - es war ein entsetzlicher Blutzoll, den die Hauri für den Hochmut des Hexameron zu zahlen hatten!
Reginald Bull zögerte nicht. Er ordnete an, daß die Verfolgung der Hauri-Einheiten sofort aufgenommen werde. Die SORONG und die MAI-KI sollten folgen. Einen geeigneten Rendezvouspunkt würde man vereinbaren, sobald der Fluchtkurs der Hauri-Einheiten eindeutig definiert war.
Knapp 900.000 Lichtjahre entfernt materialisierten die Sternenmassen des dritten Viertels der Galaxis Hangay. Das Bild des Fernorters zeigte, wie die Materie der fremden Welteninsel in Ketten und Wolken aus dem Nichts zum Vorschein kam. Es war ein Anblick, der das Herz des Menschen zum Zittern brachte und den Verstand, beim Versuch, den unglaublichen Vorgang anschaulich zu begreifen, verzweifeln ließ.
Daß man an Bord der CIMARRON dem Phänomen nur geringe Beachtung schenkte, hatte nichts mit Snobismus zu tun. Die CIMARRON hatte eine wichtige Aufgabe, die von den Verantwortlichen höchste Konzentration und hohe Entschlußfreudigkeit forderte. Die acht fliehenden Hauri-Schiffe hatten Kurs auf Hangay genommen. Noch war nicht bekannt, wo in Hangay die Streitkräfte des Hexameron Stützpunkte unterhielten. Die Verfolgung der Hauri-Einheiten bot die erste Möglichkeit, Informationen über diesen Punkt zu gewinnen.
Schon binnen weniger Stunden stand fest, daß die Hauri sich nicht mit gleicher Geschwindigkeit bewegten. Hauri-Schiffe waren mit metagravähnlichen Triebwerken ausgestattet. Man wußte, daß sie in der Lage waren, Überlichtfaktoren zwischen 50 und 60 Millionen zu erzielen. Aber nur zwei der acht Einheiten nutzten die Leistung ihrer Triebwerkssysteme voll aus. Die übrigen sechs hingen mehr oder weniger weit zurück. Es wurde angenommen, daß sie beim Start aus der Hölle Ashkalu Schäden erlitten hatten.
Reginald Bull kam dies höchst gelegen. Die MAI-KI war für kartanische Begriffe zwar ein höchst modernes Schiff, aber ihr Linearantrieb vermochte die Flugleistung der SORONG und gar der CIMARRON nicht annähernd zu erreichen. Bull wußte noch immer nicht, was die MAI-KI bei diesem Unternehmen überhaupt. zu suchen hatte. Von Ian Longwyn war ihm erklärt worden, er habe von der zuständigen Flottenkoordinationsstelle den Auftrag erhalten, die MAI-KI als Begleiter zu akzeptieren. Die SORONG war nur deswegen mit von der Partie, weil sie die MAI-KI von Kartan aus hatte zum Rendezvouspunkt in Marty-5 dirigieren müssen. An Bord der MAI-KI befand sich Dao-Lin-H'ay, die einzige Überlebende des Clans der Wissenden. Es wurde von einer Überraschung gemunkelt, die Dao-Lin mitgebracht habe, aber niemand wußte etwas Genaues.
Jedesmal, wenn die Hauri-Schiffe aus dem Hyperraum auftauchten, spielten die Orter der CIMARRON.
Anhand der Ortungsergebnisse wurde ermittelt, daß die beiden langsamsten Hauri-Einheiten sogar der MAI-KI an Geschwindigkeit weit unterlegen waren. Ihre Beschädigungen mußten ernsthafter Natur sein.
Schweren Herzens verzichtete Reginald Bull darauf, die schnelleren Hauri-Schiffe zu verfolgen. Er würde sich mit den beiden Nachzüglern begnügen und dafür Dao-Lin-H'ay die Möglichkeit geben, mit der MAI-KI aufzuschließen.
Ein Rendezvouspunkt wurde vereinbart, der auf halbem Weg zwischen M33 und der Randzone von Hangay lag. Der Kursvektor der Hauri zeigte auf das zweite Hangay-Viertel, jenes also, das am 2. April 447 im Standarduniversum materialisiert war. Dort mußte es irgendwo einen Stützpunkt der Jünger des Hexameron geben. Reginald Bull gedachte, ihn zu finden.
Für Bull war ein Privatquartier in unmittelbarer Nähe des Kommandostands eingerichtet worden. Es war für Bulls Geschmack sogar luxuriös ausgestattet. Er nahm sich Zeit, von den Strapazen der letzten Stunden auf Ashkalu zu entspannen. Es gab für ihn nichts
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