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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unterbrochen. Eine kräftige, tiefe Stimme stand plötzlich im Raum. Sie sprach haurisch. „Hier ist Vellom sav Aard", sagte sie. „Ich verkündige euch, daß die Phase Ashkalu des Projekts Zeitschluß soeben angelaufen ist. Ehre sei dem Herrn Heptamer!"
    Die Szene im Tal hatte sich auf gespenstische Art und Weise zu verändern begonnen. Manchmal, wenn es in der nahen Umgebung ruhig schien, wagten es die in der Hütte Eingeschlossenen, die doppelte Polarisierung der Fenster zu löschen und hinauszublicken. Die Fenster gingen nach Süden. Da sahen sie im trüben Dämmerlicht des Ashkalu-Tages, daß sich über dem Zentrum des Tales eine leuchtende Aura gebildet hatte. Gucky, der in seiner Beweglichkeit noch immer unbehindert war, begutachtete das Phänomen von einem der Berggipfel aus und lieferte die Detailbeschreibung.
    Die sechs Gebäuderinge waren in grelle Glut gehüllt. Sie leuchteten von innen heraus, und die Lichtflut, die von ihnen ausging, erzeugte den Halo, der wie eine Halbkugel über der Mitte des Tales lag. Aber auch die sechs Trichter hatten zu flammen begonnen. Aus ihnen stiegen rötlich glühende Lichtströme auf, die bis zu den Wolken hinaufdrangen. Anfangs war die Abstrahlung der Trichter nur matt gewesen. Aber sie nahm von Stunde zu Stunde an Intensität zu, bis man sie schließlich auch von der Hütte aus sehen konnte.
    Der Hypertrop-Zapfer blieb inert. Er war vollständig aufgebaut, aber es war den Hauri nicht gelungen, ihn rechtzeitig in Betrieb zu nehmen.
    Es waren riesige, unvorstellbare Energiemengen, die aus den Gebäuderingen in die Speicher des Abstrahlsystems flossen. Die Speicher waren unterirdisch angelegt. Die roten Lichtströme repräsentierten Überschußenergie. Während die Speicher sich füllten, verloren sie ein Teil des Speicherguts durch unvermeidliche Lecks. Der Verlust war minimal, und dennoch reichte er aus, lonisierungsphänomene in der Luft zu erzeugen.
    Reginald Bulls Unruhe wuchs. Der 30. November war angebrochen. Bislang hatten die Hauri ihr Projekt ohne Zwischenfall abgewickelt. Die Energiespeicher füllten sich planmäßig, und wenn der kritische Zeitpunkt kam, würde die gesamte gigantische Energiemenge zur Errichtung des Saugfelds zur Verfügung stehen. Was Bull bedrückte, war, daß er selbst nicht mehr am Geschehen teilnehmen konnte.
    Er war in der Hütte eingeschlossen und dazu verdammt, untätig zu warten, bis es an der Zeit war, die CIMARRON herbeizurufen und die Sprengkapseln in der zentralen Schaltstelle zu zünden. Selbst der Blick aus dem Fenster war ihm nur selten vergönnt. Erst in den letzten Stunden war so viel Ruhe eingetreten, daß man es sich erlauben konnte, die Fenster durchsichtig zu machen. Aber auch damit ging man noch ein gewisses Risiko ein, und Bull ließ es nicht zu, daß die Polarisierung der Fensterscheiben für mehr als zwei Minuten ausgeschaltet wurde.
    Etwa um 6 Uhr morgens war zum erstenmal ein leises Zittern des Bodens zu spüren. Die Speicher waren vollgelaufen. Die gefesselten Energien brachten das Erdreich zum Vibrieren. Das Zittern nahm im Lauf der nächsten Stunden stetig zu. Bull sah den Gesichtern seiner Begleiter an, daß ihnen ebenso unbehaglich war wie ihm. „Du sprachst von einem Pulverfaß, auf dem wir sitzen", sagte Nikki Frickel, als ihr das Schweigen allmählich zu drückend wurde. „Ich habe das Gefühl, es wird uns in ein paar Minuten unterm Hintern explodieren."
    Reginald Bull schielte in Richtung des Spezialsenders. Es drängte ihn, die CIMARRON herbeizurufen.
    Aber das durfte nicht sein. Er mußte bis zum letzten Augenblick warten. Die Hauri würden das Auftauchen des Raumschiffs bemerken und sofort ihre Kampfschiffe mobilisieren. Die CIMARRON durfte erst erscheinen, wenn die Sprengkapseln schon detoniert waren und die Hauri keine Zeit mehr hatten, sich um etwas anderes zu kümmern. Bei der zeitlichen Abstimmung kam es auf Sekundengenauigkeit an.
    Um 9.18 Uhr materialisierte Gucky. Er hatte die vergangenen zehn Stunden ohne Unterbrechung im Kommunikationskontrollraum verbracht. Er wirkte müde und ernst zugleich, „Die abschließende Phase hat begonnen", sagte er. „Das erste Signal ist soeben empfangen worden. In Kürze werden die ersten Sternenmassen aus Tarkan im Hangay-Sektor materialisieren."
    „Kommunikation?" fragte Bull. „Keine", antwortete der Ilt. „Nur belanglose Dinge. Das Projekt Zeitschluß verläuft genau nach Fahrplan."
    Bull sah auf die Uhr. Auf dreißig bis vierzig Minuten hatte er die

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