1388 - Die fliegenden Teufel
Innern brodelte es.
Stöhnlaute drangen aus seinem offenen Mund. Abermals schaffte er es nicht, liegen zu bleiben. Er musste hoch. Er musste sehen, was los war, obwohl alles um ihn herum dunkel blieb. Doch er ›sah‹ jetzt anders.
Mallmann sah das Bild!
Er schrie auf!
Es war verrückt. Es war der reine Wahnsinn.
Er sah den Schwarzen Tod. Er steckte fest in der Blase. Dieses Bild war ihm schon einmal geschickt worden, doch trotzdem hatte sich etwas verändert, und es war Mallmann plötzlich klar, dass sich all seine Träume erfüllten.
Die Masse im Innern der Blase war einfach nur grausam. Sie klatschte in dicken Tropfen auf das bereits zusammengesunkene und inzwischen kleiner gewordene Skelett. Da half auch die Sense nichts. Der Schwarze Tod versuchte zwar, mit der Sense die Blase zu zerstören, doch die scharfe Stahlklinge brachte es nicht mal fertig, die Haut von innen anzuritzen. Wenn er dagegen schlug, prallte sie immer wieder zurück.
Dracula II hatte sich wieder hingesetzt. Sein Mund war nicht geschlossen, und er saß auf dem Platz wie jemand, der einfach nur staunen konnte und nichts anderes.
Er durchlebte einen Wachtraum, und selbst er als Vampir wurde von Gefühlen geschüttelt. Er konnte dieses Bild nicht glauben. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein. Er hätte jubeln und seinen Triumph hinausschreien können, doch er riss sich zusammen.
Diesmal blieb das Bild länger. Die Gedankenübertragung seiner Boten funktionierte perfekt. Es war alles so wunderbar, und jetzt war endgültig klar, dass der Schwarze Tod keine Chance mehr hatte. Nicht gegen diese zerstörerische Masse. Nicht gegen diesen alles vernichtenden Schleim. Er kannte keine Gnade. Er kannte weder Freund noch Feind. Er wollte nur zerstören.
Dracula II hatte niemanden in der Nähe, mit dem er sein Glücksgefühl teilen konnte. Wäre allerdings Sinclair bei ihm gewesen, so wäre er dem Geisterjäger vor Dankbarkeit um den Hals gefallen.
Niemals hätte er gedacht, dass es der Geisterjäger ein zweites Mal schaffen würde, diesen mächtigen Dämon zu vernichten.
Es gab keinen Ausweg mehr. Es war alles vorbei. Der Schwarze Tod war zu einem zusammengesunkenen Knochenkrüppel geworden, und seine Skelettgestalt zerfiel immer mehr, löste sich in dem Schleim auf wie in Säure.
Das Bild verschwand!
Mallmann jaulte vor Wut auf. Er hätte am liebsten um sich geschlagen. Stattdessen hämmerte er seine Fäuste nur rechts und links gegen seinen Kopf.
Dracula II versuchte, sich an die letzte Szene zu erinnern, die man ihm geschickt hatte.
Da war nichts mehr von der Größe des Schwarzen Tods zu sehen gewesen. Da waren nur noch die Knochen, die in der Brühe schwammen und sich dort noch weiter auflösten. Es würde nichts, rein gar nichts von ihm zurückbleiben, abgesehen von einer Erinnerung an seine schrecklichen Taten.
Trotzdem wartete Mallmann in der tiefen Dunkelheit ab. Es konnte ja sein, dass die Bilder noch mal zurückkehrten.
Das passierte nicht.
Dracula II blieb mit seinen Erinnerungen allein. Wenn er dem trauen sollte, was er gesehen hatte, dann war seine Welt wieder so wie früher. Da konnte er damit anfangen, Pläne zu schmieden.
Kein neues Atlantis!
Dafür seine Welt!
Die Rückkehr der Vampirwelt, in der es einzig und allein nach seinen Gesetzen zuging. Besser und perfekter konnte es gar nicht sein. Einer wie er, der eigentlich keine Gefühle kannte, warf den Kopf zurück und schrie jetzt endlich seinen Triumph hinaus.
Gewonnen! Ich habe gewonnen! Es ist alles wieder so, wie es einmal war. Perfekt – dank Sinclair!
Es war der einzige Wermutstropfen, den er zu schlucken hatte.
Zwar war es wunderbar, dass der Schwarze Tod nicht mehr existierte, aber Sinclair würde durch diesen Sieg weiter erstarken, und in seinem Fahrwasser auch die Freunde.
Das konnte Mallmann nicht passen, denn sie waren nicht unbedingt Freunde. Sie blieben weiterhin Feinde, so sahen die Tatsachen nun mal aus.
Sinclair hatte es sogar geschafft, jemand auf seine Seite zu ziehen, die mal zu ihm – zu Mallmann, alias Dracula II – gehört hatte.
Justine Cavallo, die blonde Bestie!
Mallmann und sie hatten ein gutes Team gebildet. Nun hatte sie eine neue Heimat und lebte im Haus von Sinclairs Freundin Jane Collins, in dem sie sich allem Anschein nach wohlfühlte.
Dracula II und sie hatten gut miteinander harmoniert – bis zur Rückkehr des Schwarzen Tods. Jetzt wollte Dracula II, dass sich die alten Zeiten erneuerten. Auf die Gastfreundschaft der
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