1388 - Die fliegenden Teufel
Hexen konnte er verzichten, es war sowieso nur mehr eine Duldung. Als Partnerin sah er die Schattenhexe nicht an, auch wenn sie ihm mal das Leben gerettet hatte, denn sie verfolgte ihre eigenen Ziele.
Er stand von seiner Liege auf. Sein Kopf war leer. Er wusste, dass man ihm keine Bilder mehr schicken würde, und er war begierig darauf, wieder zurück in seine Vampirwelt zu kehren, auch wenn diese nicht mehr so aussah wie zu seinen Zeiten. Aber er würde sie wieder füllen, und als er daran dachte, da huschte ein böses Lächeln über seine Lippen.
Die innere Erregung ließ das D auf seiner Stirn noch stärker leuchten.
Er ging zur Tür und zog sie auf. Der Blick nach draußen gefiel ihm. Kein Sonnenlicht schien gegen seinen Körper. Die Hütte stand in einem Wald, unter den Zweigen dicht beisammen stehender Bäume.
Für die Hexen der Assunga war dieser Ort zwar nicht tabu, aber sie ließen sich hier selten blicken, und das kam auch ihm zugute. So hatte er seine Ruhe.
Seine kleinen Freunde blieben in der Welt zurück, die endlich wieder ihm gehörte. Sie würden weiterhin für ihn beobachten und ihm mitteilen, wenn sich etwas ereignete.
Mallmann hatte viel vor. Wie er seine Pläne im Einzelnen umsetzen konnte, das wusste er nicht. Er musste gewissen Regeln folgen. Vor allen Dingen durfte er nichts überstürzen, so schwer es ihm auch fiel, der Reihe nach vorzugehen.
Aber er wollte seiner alten und jetzt wieder neuen Welt einen Besuch abstatten.
Er hatte die Vernichtung des Schwarzen Tods erlebt. Assunga, die Schattenhexe, wusste von nichts, und Mallmann überlegte, ob er ihr überhaupt etwas sagen sollte. Er konnte sich klammheimlich aus dieser Hexenwelt zurückziehen und damit anfangen, die eigenen Pläne in die Tat umzusetzen.
Der Besuch in seiner Vampirwelt!
Nach nichts anderem stand ihm der Sinn. Er kannte den Weg – der magische Spiegel in der Hütte dort.
Er war ein transzendentales Tor, das in der Lage war, Dimensionen zu öffnen. Auch Sinclair hatte es bereits benutzt, um in die Vampirwelt zu gelangen, und Mallmann hoffte, dass der Schwarze Tod dieses Tor nicht geschlossen hatte.
Langsam ging er weiter. Er streifte durch den Wald. Er war noch immer tief in seinen eigenen Gedanken versunken. Er suchte nach dem für ihn so wunderbaren Geruch. Das süßliche Blut, vermischt mit dem Moder und dem Duft halb verfaulter Leichen.
Das war seine Welt. So wollte er sie wiederhaben.
Vor ihm lichtete sich der Wald. Die Bäume standen nicht mehr so dicht beisammen. Es gab Lücken, durch die er schauen und die Häuser der Hexen sehen konnte. Sie hatten hier ein Dorf errichtet, ein eigenes Reich für sich, in dem Assunga die absolute Königin war.
Im Moment standen sich Mallmann und sie neutral gegenüber.
Das konnte sich ändern, wenn sie sich bei ihren Plänen gegenseitig störten. Und er wusste nicht, was Assunga genau vorhatte. Für böse Überraschungen war sie immer gut.
Dracula II erinnerte sich daran, dass sie mal an seiner Welt Interesse gezeigt hatte. Durch ihren Umhang konnte sie praktisch alle Plätze und Orte auf dieser Welt und in anderen Dimensionen innerhalb einer winzigen Zeitspanne erreichen.
Am Rand des Hexenwalds blieb er stehen. Er schaute nach vorn und sah drei Frauen, die auf einer Bank saßen und vor sich hinstarrten. Sie taten nichts, sie genossen nur den Schatten der Hauswand.
Mallmann bewegte seine Zunge im Mund. Plötzlich war die Gier wieder da. Er kannte sich. Er brauchte das Blut, auch wenn es Hexenblut war, das ihm nicht so besonders schmeckte. Doch es war besser als nichts, und ohne dass er es merkte, hob er seine Schultern und gab einen Knurrlaut von sich.
»Wag es nicht!«, flüsterte hinter ihm eine scharfe Frauenstimme.
Sie gehörte Assunga…
***
Dracula II reagierte zunächst nicht. Er drehte sich erst nach einer geraumen Weile langsam um.
Jetzt stand Assunga vor ihm. Die Lippen hatte sie zu einem breiten und wissenden Lächeln verzogen. In ihren Augen lag ein harter Glanz, der ihm nicht gefiel.
Dass er ihr Kommen nicht gehört hatte, das war klar. Sie trug ihren dunklen Zaubermantel, der in seinem Innern als Futter eine gelbe Haut besaß.
Sie sagte nichts zu Mallmann, aber ihr Blick sprach Bände. Das rote Haar umwuchs ihren Kopf, und es dauerte weitere Sekunden, bis sie dem Supervampir zunickte.
»Ich weiß, was in dir vorgeht, Mallmann!«
»So? Was denn?«
»Du siehst meine Freundinnen. Dabei ist in dir die Gier hochgestiegen. Aber hüte dich, ich werde
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