1388 - Die fliegenden Teufel
sie aus dieser Welt haben. Sie hatte ihr eigenes Reich, er das seine. Und deshalb wollte er nicht, dass sie seine Kreise störte.
Er folgte ihr, verließ die Hütte und blieb dort stehen, wo auch sie Halt gemacht hatte.
Assunga schaute in seine düstere Welt hinein. »Was hast du jetzt vor? Was willst du unternehmen?«
»Was geht dich das noch an, Assunga? Warum interessiert dich das?«
»Ich habe ein Recht darauf, eine Antwort zu erhalten. Ich habe dich aufgenommen. In unserer Welt hast du dich ausgeruht. Wir haben dir Asyl gewährt. Ich weiß, dass du mich und meine Freundinnen hasst, das ist klar. Du hättest die Hexen gern als Blutsaugerinnen gesehen. Ich hätte dich dafür mit der Vernichtung bestrafen können, doch ich habe es nicht getan, und deshalb will ich wissen, was du nun vorhast und wie du dir deine weitere Zukunft vorstellst.«
»Ich werde die Vampirwelt wieder mit untotem Leben füllen. Das als Erstes. Und sie wird besser und prächtiger werden, als sie es jemals war.«
»Und wirst du das allein tun?«
Mallmann schüttelte den Kopf. »Was soll die Frage? Willst du dich da einmischen?«
»Nein, ich werde mich nur einmischen, wenn ich unmittelbar bedroht werde. Aber ich denke da an eine andere Person, die mal an deiner Seite gestanden hat.«
»Justine Cavallo?«
»Genau an sie habe ich gedacht.«
»Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Ich werde Kontakt mit ihr aufnehmen.«
Assunga schaute den Vampir an. Sie reagierte jetzt wie ein Mensch. Das spöttischen Lächeln auf ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. »Kann es nicht auch sein, dass sich Justine Cavallo bereits so stark an ihr neues Leben gewöhnt hat, dass sie gar nicht mehr zu dir zurück will?«
Mallmann hatte daran natürlich auch gedacht. Nur wollte er das nicht zugeben. »Sie ist eine Blutsaugerin. Sie ernährt sich vom Lebenssaft der Menschen ebenso wie ich. Und deshalb wird sie genau wissen, wohin sie gehört.«
»Im Prinzip schon. Aber ich glaube schon, dass sie inzwischen eine völlig andere Person ist. Nicht äußerlich, sondern in ihrem Innern.«
»Ich werde es herausfinden.«
»Das kannst du. Aber einen Rat gebe ich dir. Du solltest deine Machtgelüste beschränken. Solltest du mir in die Quere kommen, wirst du mich zur Feindin haben. Ich habe mich bisher neutral verhalten, weil es die Umstände erforderten. Du hast deine Welt, ich habe meine. So soll es bleiben.«
Mit einer scharfen Bewegung drehte sie sich um. Dracula II wusste, dass es ein Abschied war. Er ließ sie gehen und schaute zu, wie sie in das Dunkel seiner Welt hineinging, sich immer weiter von ihm entfernte und sich allmählich das große Grau über sie senkte.
Ob sie ihren Mantel dabei wieder geöffnet und danach sofort zusammengeschlagen hatte, das sah er nicht, denn in dieser Welt führte das Licht ein Schattendasein.
Er blieb allein.
Er fühlte sich wohl.
Und dann tat er das, was er schon lange tun wollte. Er stieß einen wahnsinnigen Triumphschrei aus…
***
Eigentlich hätten wir feiern sollen. Richtig feiern. Drei Tage und drei Nächte. Einen Sieg feiern, wie man ihn nur selten erlebt. Von einem Glückstaumel in den anderen fallen und die Welt wie durch eine rosarote Brille sehen.
Wir hatten es nicht getan. Wir waren alle erschöpft, aber glücklich und genossen dieses Glück unter uns. Es war uns eine Last von der Seele gefallen, und jeder von uns war froh, dass es diesmal wirklich endgültig geklappt hatte.
Und das durch Bill Conollys Goldene Pistole!
Nicht mein Kreuz, nicht meine Beretta – nein, dieses klobig und leicht golden schimmernde Ding hatte den Schwarzen Tod vernichtet. Von ihm war nichts zurückgeblieben. Der säureartige Schleim hatte alles von ihm gefressen, jeden einzelnen Knochen und auch seine neue Sense, und schließlich aufgelöst.
Was sollte man dazu sagen?
Nichts. Keinen Kommentar abgeben. Alles einfach so hinnehmen, wie es nun war.
An diesem Nachmittag und am Abend hatte wir bei den Conollys zusammengesessen und alles noch mal durchgesprochen. Auch Sir James war dabei gewesen und ebenfalls die Staatsanwältin Purdy Prentiss. Wir hatten wieder eine Schlacht gewonnen, aber leider nicht einen Krieg. So war die vorherrschende Meinung.
»Es geht weiter«, hatte Sir James gesagt. »Die Frage ist nur, was als Nächstes geschehen wird.«
Eine konkrete Antwort hatte ihm keiner von uns geben können.
Leider gab es noch genügend andere Gegner, und einen Namen sprach Purdy Prentiss aus. »Was ist mit
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