1389 - Meine grausame Partnerin
Schicksal nicht entrinnen kann.«
Allmählich glaubte ich es auch. Meine Gedanken allerdings wurden abgelenkt, als die Schattenhexe den nächsten Befehle gab.
»Ins Feuer mit ihm!«
»Jaaaa…!« Der irre Schrei schien die Welt auseinander reißen zu wollen.
Die kräftigen Hände stemmte den Supervampir noch ein Stück in die Höhe. Für einen Moment wiegte er sich wie in einem Takt, und dann ließen sie ihn los.
Der Körper des Supervampirs hatte genügend Schwung bekommen, um in der brennenden Hölle zu landen…
Es war ein Szene, die Jane und ich nie im Leben vergessen würden, das wussten wir beide schon jetzt. Die Detektivin klammerte sich an mir fest. Sie schüttelte immer wieder den Kopf, und über ihre Lippen drangen stets die gleichen Worte.
»Das kann nicht wahr sein. Das… das … ist … ich glaube, ich träume, John. Ich träume …«
Nein, sie träumte nicht, denn ich sah das Gleiche. Es lief alles normal ab, und trotzdem kam es mir vor, als würde die Gestalt des Supervampirs sehr, sehr langsam fliegen, und ich bekam jede Einzelheit mit. Er sah aus wie ein riesiger Vogel, der vergessen hatte, seine Schwingen auszubreiten. Ich wunderte mich auch darüber, dass er nicht versuchte, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, denn die Kunst, dies zu können, war immer sein großes Plus gewesen.
Hier nicht!
Es ging wohl alles zu schnell. Vielleicht war er trotz allem noch überrascht und hatte bis zum Schluss nicht daran geglaubt, dass man ihn töten würde.
Aber er war kein Vogel. Er war nur eine blutgierige Gestalt, die aussah wie ein Mensch und die ein Gewicht besaß, das der Erdanziehung folgen musste.
Jeder, der hinschaute, sah noch, wie er gegen den harten Pfahl in der Mitte des Scheiterhaufens prallte. Sein Flug wurde gestoppt, und die Flammen unter ihm waren wie gierige Hände, die nach ihm schnappten, um ihn zu verbrennen.
In den wirklich allerletzten Sekunden waren die Hexen und auch Assunga still geworden. Sie alle wollten zuschauen, wie ein mächtiger Dämon seine Existenz verlor.
Und als es so still war, hörten wir den gellenden Schrei einer Frau.
Er schwebte noch in der Luft, als die Gestalt sich aus dem Dunkel löste und auf das Feuer zurannte.
»Justine!«, keuchte Jane Collins…
***
Ja, sie war es. Sie wollte Mallmann nicht im Stich lassen. Keiner von uns wusste, welche Motive sie trieben. Doch auch wenn Justine sich ein menschliches Zuhause gesucht hatte, letztendlich war sie eine Blutsaugerin und gehörte mehr zu Mallmann als zu Jane.
Sie rannte nicht, sie flog!
Wir wussten beide, welche Kräfte in ihr steckten. Mit denen eines Menschen waren sie nicht zu vergleichen.
Justine war so schnell, dass sie regelrecht über den Boden hinwegflog, als sie auf das Feuer zuraste. Sie dachte nicht daran, ihren irrwitzigen Lauf zu stoppen, denn mit dem gleichen Tempo raste sie in die Flammen hinein, obwohl ihr bewusst sein musste, dass sie sich selbst in höchste Lebensgefahr begab.
Funken und brennende kleine Äste stoben in die Höhe, als sie in den Scheiterhaufen brach. Für einen Moment tauchte sie regelrecht unter, und erst jetzt wurde den Hexen und auch Assunga klar, was da vor ihren Augen ablief.
Wieder brüllte die Schattenhexe einen Befehl.
Zu spät!
Justine Cavallo zeigte auch weiterhin, was in ihr steckte. Sie hatte sich nicht mal sekundenlang in dieser Flammenhölle befunden, da tauchte sie schon wieder auf.
Von den Flammen umtost hielt sie Mallmann auf den Armen, drehte sich mit ihm und nutzte diese Bewegung zu einem gewaltigen Sprung, der sie tatsächlich aus dem Feuer brachte.
Flammen umflackerten sie, huschten ihr nach, wollten sie erreichen und schafften es nicht. Sie war zu schnell, und der nächste Schrei, der ihre Kehle verließ, wurde bereits im Wald ausgestoßen, denn da war sie zwischen den Bäumen verschwunden.
Assunga hatte es mit ansehen müssen. Für sie brach eine Welt zusammen, aber sie zeigte Größe in der Niederlage. Zwar stachelte sie ihre Hexen an, die beiden zu verfolgen, aber ihre Stimme hatte längst nicht mehr die Härte wie sonst.
Die Hexen rannten los. Die Führung übernahmen diejenigen, die die Fackeln trugen. Ob sie Erfolg hatten oder nicht, das interessierte Assunga nicht. Sie drehte sich um und ging auf uns zu.
Neben mir lachte Jane kurz auf, bevor sie fragte: »Was sagst du zu deiner tollen Partnerin, John?«
»Sie ist nicht meine Partnerin und wird es auch nie werden!«
»Na ja…«
Ein weiterer Kommentar erübrigte sich,
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