Susan Mallery - Bakery Sister - 03
1. KAPITEL
D ie bezeichnen Sie als skrupellosen Mistkerl“, bemerkte Diane, während sie den Artikel in dem Wirtschaftsmagazin überflog. „Das muss Sie doch fröhlich stimmen.“
Matthew Fenner sah seine Sekretärin wortlos an. Schließlich hob sie lächelnd den Kopf.
„Sie mögen es, wenn man Sie einen skrupellosen Mistkerl nennt.“
„Ich werde gern respektiert“, korrigierte er.
„Oder gefürchtet.“
Er nickte. „Das funktioniert auch.“
Diane legte das Magazin offen auf seinen Schreibtisch. „Wollen Sie denn nie, dass man Sie auch einmal nett findet?“, fragte sie ihn.
„Nein.“
Nett zu sein bedeutete, reingelegt zu werden. Das hatte er vor langer Zeit gelernt. Er nahm einen der Notizzettel, die neben seinem Telefon lagen, in die Hand. Komischerweise hatte die Frau, die ihm diese Lektion in allen Einzelheiten vermittelt hatte, gerade angerufen.
Seine Sekretärin seufzte. „Ich mache mir Sorgen um Sie.“
„Sie verschwenden nur Ihre Zeit.“
„Keine Panik. Das mache ich ausschließlich in meiner Freizeit.“
Er bedachte seine etwa fünfzigjährige Assistentin mit einem finsteren Blick, aber sie ignorierte ihn. Die Tatsache, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern ließ, war einer der Gründe, weshalb sie immer noch bei ihm war, auch wenn er das niemals zugeben würde. Denn obwohl er den Ruf hatte, zu den Geschäftsmännern zu gehören, die ihre Konkurrenz blutend am Straßenrand liegen ließen, sah er es nicht gerne, wenn seine Angestellten vor ihm kuschten. Zumindest nicht ständig.
„Gibt es noch etwas?“, fragte er sie und sah dabei demonstrativ in Richtung Tür.
Sie erhob sich. „Jesse hat noch einmal angerufen. Das sind jetzt drei Anrufe in drei Tagen. Werden Sie sie zurückrufen?“
„Ist das so wichtig?“
„Ja, denn wenn Sie vorhaben, sie weiterhin zu ignorieren, würde ich es ihr gerne mitteilen und ihrem Elend ein Ende bereiten.“ Diane runzelte die Stirn. „Normalerweise sind Sie mit ihren BFs deutlicher. Die wenigsten rufen noch mal an, nachdem Sie ihnen den Laufpass gegeben haben.“
„Ich hatte Sie darum gebeten, sie nicht mehr so zu nennen.“
Diane blinzelte unschuldig. „Hatten Sie das? Tut mir leid. Das vergesse ich immer wieder.“
Sie schwindelte, aber er ließ es auf sich beruhen. Es war ihre Art, Missbilligung auszudrücken, wenn sie die Frauen, mit denen er sich traf, BFs nannte – Kürzel für Bimbo-Freundinnen. Sie warf ihm vor, dass seine Frauen austauschbar seien. Wie Modepuppen sähen sie sich alle physisch ähnlich, seien unnatürlich schön, und allen würde es an Herz und Verstand mangeln. Womit sie nicht unrecht hatte.
Allerdings wollte Diane einfach nicht glauben, dass er absichtlich diese Wahl traf. Er war an nichts anderem interessiert.
„Sie ist eine Bekannte von früher“, bemerkte er und wünschte auf der Stelle, er hätte es nicht getan. Das ging Diane nichts an. Es war ein Abschnitt seines Lebens, der vor langer Zeit ein Ende gefunden hatte.
„Wirklich? Hat sie etwa tatsächlich eine Persönlichkeit oder …“, sie wedelte mit den Händen vor dem Gesicht, als müsse sie sich Luft zufächeln, um nicht in Ohnmacht zu fallen, „… sogar Verstand? Jetzt, wo sie es erwähnen, sie klang beinahe normal.“
„Das habe ich nicht erwähnt.“
„Hmm. Ich bin mir sicher, dass Sie so etwas gesagt haben. So erzählen Sie mir doch schon von ihrer geheimnisvollen Vergangenheit mit dieser Frau.“
„Sie können jetzt gehen.“
„Weshalb ist sie nach Seattle zurückgekehrt? Ist sie nett? Würde ich sie mögen? Mögen Sie sie?“
Er wies auf die Tür.
Diane durchquerte sein Büro. „Sie meinen also, ich soll sie zu Ihnen durchstellen, wenn sie das nächste Mal anruft, riehtig?
Das überhörte er, und sie verschwand.
Matt stand auf und ging zum Fenster. Sein Büro befand sich im obersten Stockwerk eines Hochhauses an der Eastside und bot eine beeindruckende Aussicht. Sein berufliches Dasein zeugte in jeder Hinsicht von Erfolg. Er hatte es geschafft. Er besaß alles, was er wollte, und mehr. Geld, Macht, Respekt, und es gab niemanden, dem er Rechenschaft schuldig war.
Langsam und bedächtig zerknüllte er den Notizzettel mit der Nachricht von Jesse und warf ihn in den Papierkorb.
Trotz der Versprechungen vieler berühmter Dichter und einiger rührseliger Countrysongs hatte Jesse Keyes entdeckt, dass es doch möglich war, nach Hause zurückzukehren. Ihr Pech! Nicht, dass sie irgendjemanden für ihre momentane Situation
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