1389 - Meine grausame Partnerin
mir in die Arme. »Mallmann ist ein Gefangener. Erst der Schwarze Tod, nun er. Das große Aufräumen kann beginnen. Ich denke, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Zeit stehen.«
»Noch lebt er, Jane.«
»Aber nicht mehr lange. Ich traue Assunga alles zu. Sie hat die Vorbereitungen perfekt getroffen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Alles weitere werden wir sehen.« Jane löste sich von mir und schaute Justine Cavallo an. »Warum hast du sie mitgebracht?«
»Assunga hatte nichts dagegen«, murmelte Justine.
»Das ist nicht gut.«
»He, was hast du gegen mich?«
»Du bist und bleibst eine Blutsaugerin.« Jane ließ Justine nicht aus dem Blick.
»Ich hatte ein wahnsinniges Glück. Mallmann hat die Regeln nicht eingehalten. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Er wollte mir das Blut aussaugen, doch im letzten Augenblick erschien Assunga und rettete mich. Mallmann nahm sie gleich mit. Sie denkt noch immer, dass ich zu ihr und ihren Freundinnen gehöre. Soll sie, es war mein Glück.«
»Aber ich wäre auch gekommen, Jane«, versicherte Justine. »Ich bin sogar gekommen. Mir kannst du keinen Vorwurf machen. Ich wäre wirklich auf den Austausch eingegangen, nicht wahr, Partner?«
Gern gab ich die Antwort nicht. Ich hob die Schultern und sagte:
»Es ist so, wie du es gehörst hast, Jane.«
»Aber jetzt sind die Tatsachen andere. Assunga wird Mallmann dem Feuer übergeben. Der große Vampirfürst wird verbrennen wie eine Hexe in den düsteren Zeiten der Inquisition. Zurück wird Asche bleiben, vielleicht auch einige Knochen, aber nicht mehr.«
Ich hatte genau zugehört. Weshalb es mir dabei kalt den Rücken hinablief, wusste ich nicht. Es konnte durchaus sein, dass ich mir Mallmanns Ende anders vorgestellt hatte.
Er war mal mein Freund gewesen, wir hatten viel zusammen erlebt und durchgemacht, bevor er zum Vampir geworden war. Das war in der Nähe von Würzburg in Deutschland gewesen, als er noch BKA-Kommissar gewesen war und gegen die »Aktion D« ermittelt hatte. Er war auf die Vampirin Riva gestoßen, die ihn zum Blutsauger machte, zu Dracula II. [4]
Wir hatten ihn damals gejagt, Suko und ich – und auch Marek der Pfähler war mit von der Partie gewesen, als wir die Vampirin Riva schließlich stellten, die Suko mit der Dämonenpeitsche vernichtete, um so Rache zu nehmen. [5]
Das schien alles so unendlich lange her. Und jetzt – jetzt sollte alles vorbei sein?
Ich schielte zur Seite und schaute Justine Cavallo an. Die blonde Bestie stand so unbeweglich, als wäre sie auf der Stelle festgenagelt worden. An ihr rührte sich nichts. Sie hatte sich perfekt in der Gewalt, und es drang nicht ein Wort über ihre Lippen.
Der Blick war starr nach vorn gerichtet. Er suchte Mallmann und fand ihn auch. Ich hätte viel darum gegeben, ihre Gedanken zu kennen, doch die verriet sie mir nicht.
Hinter uns hörten wir das Knistern des brennenden Holzes. Manchmal erwischte uns ein Wärmestoß, wenn der Wind hineinfauchte.
Glühende Splitter segelten durch die Luft und verloschen, wenn sie den Boden erreichten.
Justine kam mir vor wie jemand, die darauf wartete, Mallmann befreien zu können, doch sie würde ihren Artgenossen nicht retten können.
»Wann wird es geschehen?«, fragte ich Jane.
»Das weiß ich nicht genau. Ich kann mir vorstellen, dass es so schnell wie möglich über die Bühne gehen wird.«
»Okay. Dann müsste er zum Feuer geschafft werden oder das Feuer zu ihm.«
»Assunga wird eine Lösung wissen.«
Die Schattenhexe hatte sich bisher im Hintergrund gehalten. Justine Cavallo bekam die Bewegung hinter uns zuerst mit. Nicht eben schnell drehte sie sich um, und das taten wir dann auch.
Assunga kam.
Sie war nicht allein.
Wie eine Königin schritt sie vor ihren Hexen, die hinter ihr eine Reihe bildeten. Einige von ihnen trugen Fackeln, deren Flammen im Wind wild flackerten.
Auch wenn sie nichts sagten, sie waren eine entschlossene Gruppe, das sahen wir den Hexen an. Ich zählte sie nicht, aber es waren wohl gut zwei Dutzend.
Jetzt waren sie die Inquisitoren, die kamen, um den Verurteilten zu holen.
Durch den Flackerschein des Feuers hatte die Szenerie etwas Schauriges und unwirkliches bekommen. Eine Kulisse wie in einem bösen Märchenfilm, in dem die Hexen das Sagen hatten und nicht die Guten. Es würde auch kein gutes Ende geben wie in den meisten Märchen.
Sie gingen weiter, ohne auf uns zu achten. Wenn wir stehen blieben und ihnen keinen Platz machten, würden sie uns wie Roboter
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