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139 - Das Schwarze Schloß

139 - Das Schwarze Schloß

Titel: 139 - Das Schwarze Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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verschwand er in der Tiefe.

    Der Durchsichtige beobachtete den Absturz Rene d'Arcys auf einem postkartengroßen magischen Schirm. Er hatte sich aus der Opferhalle entfernt, um das Vordringen des fremden Dämons zu überwachen, und er sah nun, daß die Fallen, die der schwarze Wesir hinterlassen hatte, perfekt funktionierten. Und sie sprachen nur auf Fremde an, nicht auf jene, die hierher gehörten. Er selbst hätte den Korridor und auch die Treppe im halb verfallenen und unbenutzten Seitentrakt unbehelligt beschreiten können. Der abendländische Dämon dagegen fiel den Fallen zum Opfer.
    Der Durchsichtige wußte nicht genau, was sich unterhalb der schwenkbaren Treppe befand. Aber er war sicher, daß es nichts Angenehmes sein würde. Er konnte den Fremden getrost vergessen. Mochte der auch diese Falle noch überleben und weiter durch das Schloß tappen - irgendwann würde es ihn erwischen. Der Durchsichtige brauchte sich nicht darum zu kümmern. Das Erbe des schwarzen Wesirs arbeitete für sich selbst.
    Der Durchsichtige wandte sich von dem magischen Beobachtungsschirm ab. Es wurde Zeit, daß der Diener mit den ihm zur Verfügung gestellten Helfern diesen Crassus fand. Nur der konnte hinter dem Verschwinden des Mädchens stecken. Denn nur Crassus hatte ein Motiv, zum Verräter an den anderen zu werden. Er war vom Durchsichtigen gedemütigt worden.
    Crassus zu demütigen, bedurfte es nicht viel. Der Mißgestaltete hielt sich für überaus klug und geschickt, in Wirklichkeit war er strohdumm. Das mußte man ihm nur auf die eine oder andere Weise unter die schief sitzende Nase reiben, dann reagierte er je nach Lage der Dinge mit Tobsuchtsanfällen oder Heimtücke.
    Der Durchsichtige fragte sich, wohin Crassus verschwunden war. Es war, als habe ihn eine andere Welt verschluckt. Gab es etwa Geheimnisse in diesem Schloß, von denen selbst der Durchsichtige nichts wußte? Vielleicht war es besser darauf zu dringen, daß Crassus auf jeden Fall lebend gefangen wurde. Dann konnte man ihn einem Verhör unterziehen und feststellen, was an der Sache dran war.
    Der Durchsichtige wandte sich nun wieder wichtigeren Problemen zu. Da war zum Beispiel die Schar der Hilfsgeister und Bizarren, die nach Blut und Leben gierte und noch weitere Opfer in den Kammern wußte. Es galt, die Dienstbaren bei Laune zu halten, um die eigene Stellung als Nachfolger des Wesirs zu festigen. In der nächsten Vollmondnacht, so beschloß der Durchsichtige, würde er sie hinunter ins Dorf hetzen, um sich dort auszutoben. Brot und Spiele für die Dämonischen… oder besser Blut und Spiele. Schon die Cäsaren des antiken Roms hatten sich auf diese Weise der Gunst der Massen versichert.
    Nichts anderes hatte der Durchsichtige vor. Er sah sich bereits als neuer Wesir des Schwarzen Schlosses.
    Er kehrte in die Opferhalle zurück und ordnete an, das nächste Opfer zu holen.

    Claudia Arentz zählte die Sprossen schon längst nicht mehr, von denen jede dreißig Zentimeter von der nächsten entfernt war. Sie hatte zwar das Gefühl, daß der Schacht allmählich in eine sanfte Schräglage überging, aber wie hoch sie mittlerweile geklettert war, konnte sie nicht mehr sagen. Sie wußte nur, daß ihre Muskeln mehr und mehr erschlafften.
    Sie wußte aber auch: Wenn sie losließ, würde sie sich zu Tode stürzen. Aus dieser Höhe, die sie mittlerweile erreicht hatte, gab es für sie keine Rettung mehr.
    Und immer noch war kein Ende des Schachtes abzusehen. Alles blieb vollkommen finster.
    Eine Schreckensvision durchzuckte sie. Eine Endlostreppe… war sie hier auf geheimnisvolle Weise gefangen und würde die Stiegenleiter niemals wieder verlassen können? War sie dazu verurteilt, bis zu ihrem Tode zu klettern, so wie der Hamster im Rad läuft? Nur hat der die Möglichkeit, wieder abzuspringen. Claudia sah diese Möglichkeit für sich selbst nicht.
    Darüber, daß die Luft wieder entschieden frischer geworden war, machte sie sich keine Gedanken. Sie war dazu einfach nicht mehr in der Lage.
    Und dann stieß sie plötzlich abermals mit dem Kopf gegen ein Hindernis. Über ihr endete der Schacht. Deshalb also hatte sie keine Helligkeit sehen können. Hier war alles zu Ende…
    Grenzenlose Verzweiflung überkam sie, und sie wollte schon loslassen, sich einfach fallen lassen. Aber da sah sie in der Tiefe Lichtschein.
    Da war ein Verfolger mit seiner Fackel!
    O nein, dachte sie entsetzt. Er wird hochsteigen und mich von dieser Stiegenleiter pflücken wie eine reife Frucht.

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