139 - Das Schwarze Schloß
Schläger mit seinem Knüppel wieder aus.
Weil Dorian der zweite in der Reihenfolge war, konnte er reagieren und den Schlag abblocken.
Zwei schnelle Griffe entwaffneten den unhöflichen Hausbewohner, ein dritter, der Kunst der fernöstlichen Selbstverteidigung entlehnt, sorgte dafür, daß der Mann unsanft auf seinem Hosenboden landete und mit dem Hinterkopf gegen eine kleine Konsole schlug. Er verdrehte die Augen und kippte endgültig seitwärts weg.
Dorian betrachtete ihn. Der Mann sah eigentlich ganz normal aus. Welchen Grund konnte er haben, sie beide anzugreifen? Dorian kniete neben Coco nieder. Sie war nur besinnungslos, wie er rasch feststellte, und dort, wo der Stock sie getroffen hatte, würde eine schillernde Beule wachsen. Das war alles. Beulen verschwinden wieder. Wichtig war, daß sie keine Gehirnerschütterung abbekommen hatte, aber das konnte Dorian so nicht überprüfen.
Er zog Coco ins Haus und schloß die Tür. Dann machte er sich auf die Suche nach einem Wohnzimmer mit Couch, auf die er Coco legen konnte. Er war gerade fündig geworden, als aus der oberen Etage Geräusche kamen.
Das konnte kritisch werden. Er war allein hier mit zwei Bewußtlosen, und leicht konnte die Lage gegen ihn ausgelegt werden. Wenn es hier auch noch Telefon gab und der Notruf durchkam, würde es schwerfallen, seine Unschuld zu beweisen. Er war Ausländer und befand sich uneingeladen als Fremder in einem türkischen Haus.
Wie türkische Gefängnisse von innen aussehen, hatte er doch noch nie wissen wollen.
Schritte auf der Treppe. Verschwinden konnte Dorian nicht mehr. Er mußte sich der Situation stellen, so oder so. Da tauchte auch schon eine Frau im Eingangsflur auf, in einen verwegen bunt gemusterten Morgenmantel gehüllt, machte große Augen und begann im nächsten Moment loszukeifen. Sie griff nach dem Knüppel, der neben ihrem Mann am Boden lag, und ging auf Dorian los wie Sankt Georg auf den Drachen.
Es kostete ihn nun allerdings wenig Mühe, ihr den Stock abzunehmen. Er brauchte sie nicht einmal niederzuschlagen. Entwaffnet war sie auch demoralisiert und verwandelte sich in ein Häufchen Elend, das in einem Zimmerwinkel kauerte wie ein verletztes Reh. Was davon echt und was gespielt war, mochte Dorian indes nicht entscheiden.
„Do you speak English?" erkundigte er sich zuerst. Aber in welcher der ihm geläufigen Sprachen er es auch versuchte: keine Reaktion. Diese Frau war entweder vor Schreck stumm geworden, oder sie gehörte zu den Prachtexemplaren, deren Sprachkenntnisse sich auf die Muttersprache konzentrierten. Das war wohl der wahrscheinlichste Fall.
Bloß konnte Dorian kein türkisch.
Also hieß es erst einmal abwarten. Vielleicht konnte Coco ihm helfen. Oder der am Boden zerstörte Ehemann des sprachlosen Hausdrachens war etwas weltgewandter.
Er kam in der Tat auch als erster wieder zu sich. Mühsam schüttelte er sich, stöhnte sofort wieder auf und sah sich aus glasigen Augen um. Obgleich wieder bei Bewußtsein, brauchte er einige Zeit, um wieder wirklich wach zu werden. Er sah Coco verständnislos an, dann seine Göttergattin und schließlich Dorian, der sich im Wohnzimmer auf die Tischkante gesetzt hatte.
Er wich zurück und machte das international bekannte Abwehrzeichen gegen den bösen Blick. Dorian lachte leise auf. Dann redete er den Mann wieder in verschiedenen Sprachen an. Diesmal hatte er mehr Glück. Der Mann mußte etliche Jahre seines Lebens in good old Germany als Gastarbeiter zugebracht haben und verstand und sprach leidlich deutsch. So war eine Verständigungsbasis geschaffen.
Izmir war nun seinerseits baß erstaunt, daß der Dämon nur eine fremde Sprache beherrschte, noch dazu ausgerechnet deutsch. Dabei sprach er mit schwerer Zunge, so daß Dorian unschwer erraten konnte, daß sein Gegenüber dem Alkohol reichlich zugesprochen hatte. Um so zeit- und nervenaufreibender wurde es, Izmir und seiner Frau klarzumachen, daß weder Coco noch Dorian Dämonen waren.
„Wir müssen nach Kütahya", sagte Dorian schließlich. „Wie kommen wir am schnellsten dorthin? Gibt es in diesem Ort die Möglichkeit, einen Wagen zu mieten?"
Izmir und seine Frau sahen sich an und lachten.
„Sie sind doch in Kütahya", klärte Izmir auf. „Wußten Sie das wirklich nicht, Herr Hunter? Woher kommen Sie wirklich?"
Dorian pfiff durch die Zähne. „Wir haben es nicht so richtig mitbekommen", wich er aus. „Wir haben keine Karten dieser Gegend, es ist ziemlich dunkel…"
Ob die beiden Türken es
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