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139 - Rätsel-Tempel des Dschinn

139 - Rätsel-Tempel des Dschinn

Titel: 139 - Rätsel-Tempel des Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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die
Geisterbeschwörer ein Festtag gewesen.
    »Schau dir an, was mit Inea geschah - und
dasselbe, Weib, wird mit dir passieren .«
    Die Gestalt vor ihr wurde durchsichtig und
sah dann aus wie ein Körper, der aus wabernden, milchigen Nebelstreifen
bestand. Erst dann löste sich die Geistererscheinung völlig auf.
    Statt dessen war etwas anderes da.
    Die Luft und das Licht im Tempel hatten sich
verändert.
    Ein Teil der Öllampen war erloschen, als
hätte der Wind sie ausgepustet.
    Der Raum wirkte plötzlich größer und höher,
alles war perspektivisch verzerrt, und Morna blinzelte einige Male und rieb
sich die Augen, weil sie der Meinung war, daß sie eine Halluzination erlebte
und ihr Trugbilder vorgegaukelt wurden. Sie setzte
ihren ganzen Willen ein, um diesen Bildern nicht zu verfallen.
    Aber die Eindrücke erloschen nicht. Sie
wurden im Gegenteil noch stärker.
    Der Tempel wirkte mit einem Mal noch
geheimnisvoller, rätselhafter und bedrohlicher, und sie fühlte die Anwesenheit
einer unaussprechlichen Gefahr deutlicher als zuvor.
    Links und rechts vor dem zurückgesetzten
Altar standen flache dampfende Schalen, aus denen rumorend etwas emporstieg. Im
Halbdunkeln sah es erst aus wie dicke, dunkle Schlangen. Aber dann erkannte
Morna, daß es sich um menschliche Hände handelte, die in dem wabernden Dampf
hochwuchsen und zuckende, verzerrte tänzerische Bewegungen vollführten.
    Die Dämpfe, die aus der Schale stiegen,
bildeten ein Schwert, das wie durch Zauberei in den Händen wuchs.
    Morna hielt den Atem an.
    Das Bild vor ihren Augen wurde immer klarer
und nahm an Umfang zu.
    In den Mittelpunkt ihres Blickfeldes rückte
eine Gestalt, wie sie sie noch nie gesehen hatte.
    Sie hockte direkt vor dem Altar und deckte
diesen fast völlig ab. Eine dämonische Wesenheit, fett, dreist, in der Haltung
eines Buddhas. Das Geschöpf war riesig und hatte ein teuflisches Aussehen.
    Der Dschinn!
    Er besaß zwei Köpfe und vier Arme, und unter
der dunklen, wie ledergegerbt aussehenden Haut zeigten sich weitere kleine
Höcker, die sich ebenfalls zu Köpfen oder ändern Auswüchsen zu entwickeln
schienen.
    Vor dem scheußlich anzusehenden Dschinn
kniete eine junge Frau. Sie war bildschön, obwohl Morna sie nur in der
Rückansicht sah. Es war Inea, die schöne Araberin.
    Sie hielt eine längliche Schale in Händen,
die sie ehrerbietend vor den Füßen des Dschinn abstellte. Auf der Schale lag
ein geschlachtetes Lamm, rundum verziert mit Früchten.
    Kalt und mordgierig blickte der riesige Dämon
auf das Opfer herab - und dies war s i e, im wahrsten Sinn des Wortes.
    In einer Hand wuchs dem Dschinn ein langes
Opferschwert.
    Die Hand zuckte herab.
    Morna wollte mit einem Aufschrei nach vorn
springen und Inea zu Hilfe eilen.
    Dabei wußte sie, daß die Szene, die sie in
allen Details miterlebte, längst Vergangenheit war und über zweitausend Jahre
zurücklag.
    Der Zauber und die Magie der
Geisterbeschwörer, die hier ihre grausamen Geheimnisse offenbarten, wurden neu
wach und holten die Geschehnisse von damals in die Gegenwart zurück.
    Dennoch reagierte die Schwedin. Ihr Antrieb
allein war jedoch alles, was sie aktivieren konnte.
    Ihr Körper dagegen rührte sich keinen
Millimeter vom Fleck.
    Sie stand da wie angewurzelt. Ein mächtiger
Bann hielt sie gefangen.
    So mußte sie mitansehen, wie das Schwert des
Dschinn Inea mit einem Hieb tötete.
    Der Dschinn hatte sich sein
siebentausendsiebenhundertsiebenundsiebzigstes Opfer selbst geholt.
    Jubel und Grölen, furchterregende Stimmen und
teuflisches Lachen erfüllten den antiken Tempel, und zwar so laut, daß Morna
darin eine Gefahr für ihr Trommelfell sah.
     
    *
     
    Sie war sekundenlang regelrecht geschockt.
Ihre Aufmerksamkeit galt dem unglaublichen Geschehen.
    Mehr als siebentausend Menschen hatten in dem
gräßlichen Tempel des Dschinn auf diese Weise ihr Leben verloren.
    Die Angehörigen der geheimen Sekte mußten
nicht minder grausam gewesen sein wie das Wesen, das sie kennenlernen wollten,
und das sie mit dem Blut der herbeigeschafften Opfer gespeist hatten.
    Das Miterleben einer dieser Hinrichtungen und
die Vielzahl der Gedanken, die ihr dabei durch den Kopf gingen, lenkten sie
einige Sekunden ab von ihrem inneren Widerstand, den sie dem Geistwesen
entgegengebracht hatte.
    Das führte schließlich in die Katastrophe.
    Die Bilder waren noch nicht vergangen und
standen noch immer vor ihr, als der Angriff erfolgte.
    Das, was sie für einen Hilfsgeist des Dschinn
gehalten hatte,

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