1391 - Der Fürst des Feuers
ich meinen Pflichten als Imago nachkommen müßte. Ich werde mir eine Rede zurechtlegen und dich wissen lassen, wann ich bereit bin."
„Du brauchst keine Vorbereitung, du wirst deine Rede sofort halten." Die Stimme wurde hart und bestimmt. „Ich habe dich bereits über die Rundrufanlage angekündigt. Millionen und Abermillionen harren dieses großen Augenblicks. Mach deinem Ruf keine Schande. Zeige deinen Anhängern, wie eloquent du bist. Aber sei mir nicht zu redselig. Versuche nicht, die Gunst der Stunde zu nutzen und diese Imago-Süchtigen gegen den Geisterseher aufzuhetzen. Das bekäme dir nicht gut - und ganz gewiß auch nicht deinem kleinen Freund."
„Laß dich nicht einschüchtern, Waqian", flüsterte ihm Beodu tapfer zu. „Auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen. Tu nur, was du für richtig hältst."
„Das kommt alles zu überraschend für mich", versuchte Rhodan einzuwenden, und es war nicht einmal gelogen. Ihm wäre es lieber gewesen, sich auf diese Situation vorbereiten und den Benguel und Juatafu versteckte Hinweise geben zu können. Oder sollte er es riskieren und trotz Afu-Metems unmißverständlicher Drohung aufs Ganze gehen? „Ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll."
„Auf den Inhalt kommt es deinen Zuhörern doch gar nicht an, Hauptsache, sie bekommen dich zu hören", sagte die Projektion. „Du bist gleich auf Sendung. Achte auf mein Kommando!"
*
Die Projektion von Afu-Metems Symbol löste sich auf. Das Energiefeld leuchtete grün auf, wanderte auf Rhodan zu und erweiterte sich, bis es ihn eingehüllt hatte. Er sah seine Umgebung nur noch wie durch einen Schleier. Keine Geräusche drangen von draußen zu ihm herein.
Für einige Sekunden war er in Stille gehüllt. Er versuchte, mit seinem Pikosyn in einen Dialog zu treten, um sich die Struktur dieser Sphäre analysieren zu lassen, bekam jedoch keinen Kontakt. „Sprich - jetzt!" drang Afu-Metems Stimme zu ihm.
Gleichzeitig erklang im Hintergrund ein undeutliches Gemurmel, das zu einem beachtlichen Stimmengewirr anschwoll. Rhodan hatte das Gefühl, als würde er in einer unüberschaubaren, unsichtbaren Menge eingekeilt sein, in der alle gleichzeitig und von allen Seiten auf ihn einredeten.
Die Stimmen klangen aufgeregt und erwartungsvoll. Vereinzelt klangen Worte und sogar Satzteile in Hangoll und Kartanisch durch, aber nicht genug, um einen Sinn herauszuhören. Das war auch gar nicht nötig, um zu wissen, was die unsichtbare Menge wollte. Denn ein Wort klang immer wieder und vielstimmig auf: Imago.
Rhodan konnte sich plastisch vorstellen, wie die Benguel und Juatafu von ihren Schiffen verzweifelte Funksprüche in den Raum und zur JUNAGASH schickten, um sich nach ihm - ihrer Imago - zu erkundigen. Und wie selbst an Bord des Millionenschiffes die internen Anfragen nach seinem Schicksal und seinem Verbleib die Runde unter den ratlosen Benguel machten.
Die Illusion der Millionen und Abermillionen verzweifelter Imago-Süchtigen war so einprägsam, daß Rhodan sich entschloß, ein für sie tröstliches Lebenszeichen von sich zu geben. „Hier spricht eure Imago", sagte er laut und deutlich.
Das Stimmengewirr brach augenblicklich ab. Die plötzliche Totenstille wirkte beängstigend. Sie währte jedoch nicht lange. Nach einer kurzen Pause, die die imagosüchtigen Zuhörer benutzt hatten, um ihre freudige Überraschung zu überwinden, brandeten die Rufe wieder auf. „Imago! Imago!"
Es bildeten sich größere Gruppen, die in einheitlichem Rhythmus die gellenden Schreie ausstießen.
Diesmal klangen jedoch Freude und Erleichterung mit, die im Überschwang der Emotionen freigesetzt wurden. Die Rufe erstarben sofort wieder, als Perry Rhodan erneut das Wort ergriff: „Meine treuen Freunde! Hier spricht eure Imago!"
Diesmal unterbrachen ihn nur kurze Jubelrufe. „Es tut mir leid", fuhr er fort, „daß ich euch so lange warten lassen mußte. Aber nach dem beschwerlichen Weg durch das Nachod as Qoor benötigte ich eine längere Pause zur Regeneration. Jetzt bin ich wieder gestärkt und kann in alter Frische zu euch sprechen. Eure Sorge um mein Wohlbefinden rührt mich. Ihr seht mein Bild, und damit wißt ihr, daß alles in Ordnung ist. Ich befinde mich an Bord der JUNAGASH in der Obhut von Geisterseher, der es mir an nichts mangeln läßt."
Rhodan machte eine kurze Pause, um die Wirkung seiner Worte zu prüfen. Gleichzeitig nutzte er diese Zeitspanne, um seine Gedanken zu ordnen. Es war alles etwas zu plötzlich mit
Weitere Kostenlose Bücher