1391 - Der Fürst des Feuers
ich bereits dargelegt - du magst es glauben oder nicht", sagte Geisterseher. „Ich kann dir versichern, daß ich dir nicht nach dem Leben trachte, noch habe ich vor, dich unter Zwang zur wahren Lehre zu bekehren. Ich verabscheue Gewalt, denn sie ist ein Zeichen von Schwäche, und ich wende sie nur im äußersten Notfall oder dann an, wenn mir an dem betreffenden Subjekt nichts liegt. Du dagegen bist überaus interessant für mich, als Imago und auch sonst. Ich betrachte dich nicht als Gegner, sondern als potentiellen Verbündeten. Du bist klug, du hast ein fundiertes Wissen über Kosmologie, du hast einen Sinn für Gerechtigkeit, Wenn auch eine etwas verzerrte Perspektive, aber die läßt sich zurechtrücken.
Und du hast ein starkes Charisma. Soll ich dir noch weitere Komplimente machen?"
„Mir wäre es lieber, du würdest konkret werden und deine Absichten darlegen", sagte Perry. „Ich dagegen möchte nicht erst die Gründe aufzählen müssen, warum das Hexameron für mich zum Feindbild geworden ist. Die Tatsachen sprechen für sich."
„Dieses Thema können wir uns für ein andermal aufheben - Zeit genug haben wir", sagte Geisterseher. „Ich nenne dir jetzt die Spielregeln, dann entlasse ich dich."
Es störte Beodu nicht, daß er für Afu-Metem Luft zu sein schien und völlig übergangen wurde. Verglichen mit Perry, der Imago, war er tatsächlich ein Nichts. Und doch wußte er in diesem Augenblick, daß er seinem Waqian noch gute Dienste leisten könnte, wenn er in der Lage wäre, die in ihm schlummernde Traumfähigkeit nur richtig zu nützen.
Aber seit ihrer Irrfahrt durch die Pararealitäten des Kosmonukleotids DORIFER fühlte er sich auf eine seltsame Weise krank. Die psionischen Einflüsse, denen er ausgesetzt gewesen war, hatten sich auf seine Psyche störend ausgewirkt. Seine Fähigkeit des Träumens, die er noch nie bewußt hatte einsetzen und steuern können, war nun völlig außer Kontrolle geraten; er wurde in zunehmendem Maß von Tagträumen heimgesucht, die er nicht deuten konnte und die seinen Geist nur verwirrten.
Es fiel ihm auch jetzt schwer, sich auf das zu konzentrieren, was Afu-Metem als Geisterseher zu Perry sagte. Ihm war, als würden Kräfte in ihm wirksam, die danach drängten, hinter Geistersehers Maske zu blicken. Beodu konnte wohl durch die körperliche Erscheinung des Fürsten des Feuers blicken - aber dahinter war nichts. Nur Dunkelheit, absolute Schwärze, kein Abdruck irgendwelcher Art, den man hätte deuten können. „Ich will den Benguel und den Juatafu ihre Imago erhalten", sagte Geisterseher, und die hohe Stimme des falschen Benguel drang wieder klar und deutlich in Beodus Geist. „Sie haben sich nichts sehnlicher gewünscht, als den Ort der Sammlung zu finden und die Zeit der Reife zu erleben. Nun sind sie am Ziel, der Erfüllung all ihres Strebens so nahe, daß ich nicht eingreifen und ihre Hoffnungen nicht zerstören mag. Das ist meine ehrliche Absicht, Perry Rhodan, und ich werde den Beweis dafür erbringen. Ich überlasse dich deinen Anhängern. Du darfst jederzeit zu ihnen sprechen, das verlange ich sogar, denn es gehört zu den Spielregeln. Ja, du darfst gelegentlich sogar Besuche empfangen, ob von Robotern oder Parias, das magst du selbst entscheiden. Du hast alle nur erdenklichen Freiheiten."
„Und welchen Haken haben diese Begünstigungen?" wollte Perry wissen. „Natürlich muß ich auch Bedingungen stellen, aber ich glaube, daß sie annehmbar sind", erwiderte Geisterseher scheinheilig, als hätte Perry eine Wahl. „Wenn du versuchen solltest zu fliehen oder deine Freiheiten dazu auszunutzen versuchst, deine Anhänger gegen mich aufzuwiegeln, würde ich mich gezwungen sehen, hart durchzugreifen. Begehe nur nicht den Fehler, meine freundschaftliche Geste als Schwäche zu deuten. Fordere mich besser nicht heraus."
„Glaubst du im Ernst, daß ich mich auf diese Weise für deine Zwecke einspannen lasse?" sagte Rhodan. „Ich werde nichts tun und den Benguel keine Botschaften verkünden, die gegen meine Überzeugung sind."
„Sei nur du selbst, sei Imago", sagte Geisterseher und breitete die Arme aus. „All die Millionen und Abermillionen Imagosucher gehören dir. Du wirst staunen, welche Vergünstigungen ich dir noch gewähren werde, wenn du dich nur an die genannten Richtlinien hältst. Es liegt an dir, wie du die Bewährungsprobe nützt. Aber wenn du versagst, dann mache nicht mich für Gewalt und Grausamkeit verantwortlich. Du hast das Schicksal deiner
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