1392 - Treffpunkt Y-Gate
hervordröhnende Stimmen unterbrachen seine Aussage.
Die Zentrale-Hauptsyntronik hatte den Vorrang. Monitoren leuchteten auf. „Ortung Materiemassen, Entfernung zehn Lichtminuten. Wird möglich durch rasches Absinken der Störstrahlung. Auswertung läuft."
Die zweite Durchsage stammte von January Khemo-Massai. Der Afroterraner fungierte als Chef des Space-Jet-Verbandes. Sein scharfgeschnittenes Gesicht erschien auf einem weiteren Monitor der Intern-Kommunikation. „Massai an Skipper. Zwei Männer der Jet-Besatzungen toben mit TS-Syndrom. Wir halten sie fest. Sollen sie medikamentös behandelt werden?"
Tostan sprang zur Brücke hinauf und nahm hinter seinen Überrangkontrollen Platz. „Vorerst nicht. Schnallt sie auf den Kontursitzen fest. In Ruhestellung fahren. Hier bekommt niemand mehr voreilig irgendwelche Psi-Pharmaka.
Beherrsche dich, Rodni, du brauchst dich nicht schon wieder auf deine medizinischen Kompetenzen zu berufen. Massai - hast du tatsächlich nur von Männern gesprochen?"
Der hochgewachsene Mann, den sich Atlan viel eher als Krieger in den ostafrikanischen Steppen als in der Montur eines TSUNAMI-Schiff es vorstellen konnte, entblößte lachend zwei Reihen strahlendweißer Zähne. „In der Tat. Unsere Frauen sind fit. Wie immer!"
„Dann bitte sie, sich vorübergehend um die Kranken zu kümmern. Wenn keine baldige Besserung eintritt, bringt sie in Rodnis Obhut."
„Das sollte jetzt schon geschehen", regte sich Rodnina auf. Ihr altmodischer weißer Kittel leuchtete wie ein Fanal. Sie trug ihn über der Kombi.
Tostan winkte ab. Die Syntronik lieferte neue Daten. Sie waren verblüffend und gleichzeitig besorgniserregend.
Auf den Großschirmen der Panoramagalerie gleißte plötzlich ein Sonnensystem, bestehend aus dem Muttergestirn und fünf Planeten. Der blaustrahlende Stern besaß ein Vielfaches der solaren Sonnenmasse.
Die Ortung wurde besser, je mehr die Reststrahlung der Gefüge-Disharmonie sich verflüchtigte.
Tostan spürte Atlans heißen Atem in seinem Genick. Fasziniert schaute er zur Videowand hinüber. Der Spieler lehnte den Oberkörper zur Seite und fragte inhaltsschwer: „Eigentlich darf so etwas nicht wahr sein! Eine blaue Riesensonne und fünf Trabanten mitten im Leerraum, rund sechzigtausend Lichtjahre von den Grenzen der Galaxis Hangay entfernt. Sagt dir die Konstellation etwas?"
„Sie weckt Erinnerungen. Das Arkonsystem wurde ähnlich gebaut. Meine Vorfahren haben sich allerdings mit drei Planeten begnügt."
„Gebaut?" wiederholte Pittenburg mit erhobener Stimme. Er verließ seinen Manöverplatz und kam näher. „Im Sinne des Wortes gebaut", bestätigte Atlan. „Wer hat sich hier die Arbeit gemacht, eine natürlich entstandene Sonne in den Leerraum zu transportieren und ihr obendrein noch fünf Welten zuzuordnen, die offenbar alle auf der gleichen Umlaufbahn und mit gleichem mittleren Abstand um ihr Gestirn rotieren?
Nach diesem Schema erschafft man wertvolle Stützpunktwelten mit gleichen Temperaturen, Achsneigungen und Jahreszeiten. Man braucht sich niemals auf andere Umwelt Gegebenheiten einzustellen. Niemand weiß besser als ich, wie ungeheuer praktisch das ist." Pittenburg zweifelte noch immer.
Fasziniert starrte er auf die noch klarer werdenden Bilder der Fernortung. „Ich neige ebenfalls dazu, die Existenz der Himmelskörper in dieser Umgebung als anormal anzusehen.
Seit dem Urknall dürfte es keine natürlich entstandene Konstellation von einer derartigen Symmetrie gegeben haben. Aber", er machte eine hilflos wirkende Geste, „aber wer sollte das hier bewerkstelligt haben? Die Kartanin?"
Tostans Auflachen klang scheußlich. Seine versagenden Stimmbänder zeugten von seiner inneren Erregung. „Diese ahnungslosen Befehlsempfänger? Ich hatte sie in meiner Erinnerung als großartige Könner eingestuft. Wir sind eines Besseren belehrt worden. Keiner weiß, was hier eigentlich abläuft. Wie wäre es denn mit Atlans Intimfreund, diesem Afu-Metem?"
„Lästere nicht", murrte der Arkonide. „Das System kann nur aus natürlich entstandenen Materiemassen erschaffen worden sein."
„Installiert", warf Juri Katschenko wortkarg ein.
Atlan musterte den Jäger abschätzend. Katschenko und der Arkonide waren an Bord der TS-CORDOBA die einzigen Personen, die keine TSUNAMI-Spezialausbildung besaßen. Dafür hatte jeder für sich besondere Qualitäten. „Exakt definiert", bestätigte der Verbandschef. „Wir haben eine gute Draufsicht auf das System. Jeder der fünf
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