1399 - ESTARTU
den Schwall ultrahochfrequenter Hyperenergie nicht verkraftet. „Helme schließen! Schirmfelder!" dröhnte Rhodans Stimme durch den infernalischen Lärm der Sphärenakkorde.
Er sah, wie seinem Befehl Folge geleistet wurde. Nachdem er den Helm geschlossen hatte, verständigte er sich mit dem Arkoniden über Funk. „Wie ist die Diagnose?" wollte er wissen. „Erfreulich", antwortete Atlan mit gequälter Stimme. „Sie wird's überleben. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich mit einer solchen Möglichkeit nicht gerechnet habe."
Perry Rhodan legte dem Freund die Hand auf die Schulter. „Jeder von uns hätte daran denken können, keiner hat's getan", sagte er. „Bring sie an Bord. Du darfst dir nicht entgehen lassen, was dort draußen geschieht."
Die Ebene glich einem Schlachtfeld. Zu Hunderttausenden lagen dort die Gestalten der Benguel und Juatafu. Die Vennok waren verschwunden, über die Berge hinweg ins angrenzende Tal geglitten, um ihr Werk dort fortzusetzen. Was sie empfinden mochten, wenn bei ihrem Anblick die hilflosen Wesen wie tot zu Boden sanken? Wußten sie überhaupt, was hier vor sich ging?
Alle galaktischen Boote hatten jetzt auf Infrarot-Bildübertragung umgeschaltet.
Finsternis hüllte den ganzen Planeten ein. Das matte, düsterrote Leuchten des kosmischen Hintergrunds war sichtbar geworden. Vereinzelte Sterne glitzerten am Himmel. Eine unerklärliche Macht hatte die Sonne Mystiken ausgeknipst. Es war kalt geworden. Ein unfreundlicher Wind pfiff durch das Tal.
Da kam plötzlich Bewegung in die fremde Musik. Man hörte sie, wenn auch gedämpft, trotz geschlossenen Helms. Ein langsamer und getragener Rhythmus pendelte sich ein.
Eine fremdartige Melodie entstand, schwer und elegisch. Fasziniert lauschte Perry Rhodan den exotischen Akkorden. Welchem Zweck diente die Musik? Wo waren die Instrumente, die die seltsame Symphonie spielten - oder war die Musik nur suggestive Vision? Feierte ESTARTU die eigene Wiedererstehung auf solche Weise?
Sein Blick flog über die Reihe der Darstellungen, die von den über die fünf Kontinente verteilten Raumbooten gesendet wurden. Überall bot sich dasselbe Bild: Millionen dahingestreckter Juatafu und Benguel. Auf über achteinhalb Milliarden war zuletzt die Zahl derer geschätzt worden, die dem Ruf der Sammlung gefolgt waren und sich auf der Oberfläche Narnas eingefunden hatten, über vier Milliarden Juatafu und ebenso viele Benguel. Der menschliche Verstand zitterte, wenn er zu ermessen versuchte, welches mentale Potential da freigesetzt wurde.
Es vergingen viele Stunden. Die Vennok waren überall am Werk. Mit einem Fleiß, der an die Betriebsamkeit von Ameisen erinnerte, stöberten sie auch die verborgensten Benguel-Gruppen auf - jene, die von den Landeplätzen fortgewandert und in die Berge oder Wälder eingedrungen waren. Die Vennok, so stellte sich heraus, trugen Spezialmonturen mit eingebauter Beleuchtung. Wie die Engel des klassischen Weihnachtsspiels schwebten sie durch die Lüfte, und wo sie auftauchten, sanken die Benguel bewußtlos zu Boden.
Von den galaktischen Raumbooten wurden jedoch auch Fälle beobachtet, bei denen die Benguel gruppenweise das Bewußtsein verloren, ohne daß Vennok in der Nähe waren.
Das gab zunächst Rätsel auf, aber dann fand sich die Erklärung recht schnell. Der Äther schwirrte von estartischen Bewußtseinsquanten. So wie das Bewußtseinsfragment, das ein Benguel von sich gab, auf das Fragment des Juatafu einwirkte und es ebenfalls freisetzte, so besaßen die von Benguel freigegebenen Fragmente, wenn sie nur in ausreichend großer Zahl auftraten, die Fähigkeit, auf andere Benguel-Bewußtseine einzuwirken und diese zur Freigabe ihres Quants zu veranlassen. Ein Lawineneffekt trat ein. Der Raum rings um Narna war derart mit psionischer Energie gesättigt, daß es zum Schluß der Vennok gar nicht mehr bedurft hätte. Das Werk hätte sich von selbst vollendet. Kein einziger Juatafu, kein einziger Benguel blieb verschont. Nachdem der Prozeß erst einmal in Gang gesetzt worden war, nährte er sich aus eigener Kraft.
Im Hochtal waren die Temperaturen inzwischen unter den Nullpunkt gesunken. Die Dunkelheit draußen entsprach der wahren Tageszeit: Die Sonne - unsichtbar, wie sie sein mochte - war vor fünf Stunden untergegangen. Niemand hielt sich mehr im Freien auf. In den Kontrollräumen der Boote drängten sich die Neugierigen und beobachteten die unglaublichen Vorgänge, die sich auf den Ebenen und in den Tälern Narnas
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