14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Männer war der Privatdetektiv des Hotels; der andere der Direktor der Agentur Rainbow, die die Shows von Julio in Rio organisiert hatte; beide fühlten sich für die Sicherheit des Sängers während seines Aufenthalts in Brasilien verantwortlich.
»Sehr gut«, sagte Lennet ganz gewichtig. »Wir werden uns also die Arbeit teilen; Sie sind innerhalb des Hotels verantwortlich«, sagte er zum Detektiv. »Zuerst lassen Sie die Außentüren der beiden Badezimmer für den Durchgang sperren. Sie lassen die Schlösser entfernen und Stahlwinkel an die Türklinken und Türfüllungen schrauben.«
»Aber die Zimmermädchen?« fragte der Detektiv erstaunt.
»Sie gehen durch den Salon unter meiner Aufsicht. Sie lassen in allen Zimmern Telefone installieren und auf dem Flur einen Bereitschaftsdienst, der rund um die Uhr funktioniert: zwei kräftige, bewaffnete Männer. Lassen Sie das Schloß im Salon durch ein Sicherheitsschloß ersetzen, aber nicht durch den üblichen Schlosser des Hotels. Sie lassen nur drei Schlüssel anfertigen: einen für Julio, einen für Fak, einen für mich.«
»Ich brauchte aber auch einen«, wandte der Detektiv ein.
»Es tut mir leid, das geht nicht. Wenn Sie mich sprechen wollen, machen Sie es wie alle: klopfen Sie an. Gut! Dann geht es um die Sicherheitsvorkehrungen bei den Auftritten und während der Fahrt vom Hotel zum Theater und umgekehrt. Das wird die Aufgabe der Agentur sein. Wir brauchen drei Autos, davon zwei als Eskorte vorn und hinten. Die Türen des mittleren Wagens dürfen nur von innen zu öffnen sein, und er muß für sechs Personen und den Chauffeur Platz bieten. Sie müssen mehrere Chauffeure haben und werden erst im letzten Augenblick denjenigen aussuchen, der fährt.«
Die beiden Männer sahen sich an. Sie waren von der Sachkenntnis ihres Gesprächspartners überrascht.
»Das sind ja nicht gerade wenig Vorsichtsmaßnahmen«, sagte der Detektiv. »Befürchten Sie ein Attentat auf Julio?«
»Nein! Aber ich bin schließlich für ihn verantwortlich.«
Natürlich konnten die beiden Brasilianer nicht ahnen, wie kostbar Julios Leben geworden war. Um im richtigen Augenblick zu sterben, mußte er bis dahin am Leben bleiben.
»Gut«, sagte der Direktor der Agentur. »Und während des Ausgehens, der Empfänge, der Spaziergänge und beim Baden…?«
»Steht Julio unter meinem persönlichen Schutz.« Die Besucher schauten sich wieder an.
»Reicht das aus?«
»Wenn ich es Ihnen sage!«
Die Brasilianer kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Sie konnten ja auch nicht ahnen, daß Lennet sich eine Hintertür offen lassen mußte, um Julio unter den erforderlichen Bedingungen verschwinden zu lassen.
»Wenn Sie uns nur ein Papier unterschreiben, das uns von unserer Verantwortung entbindet…«
Lennet unterschrieb alles, was man von ihm wollte, und begleitete beide Herren höflich zur Tür. Als Julio einen kleinen Mittagsschlaf machen wollte, kündigte Lennet an, er wolle sich in der Stadt ein bißchen umsehen.
»Nimm mich mit!« bat Klarinette.
»Das nächste Mal, wenn du willst. Ich möchte erst einmal allein gehen.«
Eigentlich war »umsehen« nicht das richtige Wort. Der Geheimagent wußte sehr genau, wo er hinwollte. Der Boy winkte ihm ein Taxi herbei.
»Ruan Jardim Botânico, numéro novecentos e vinte«, sagte er, als er einstieg. Leutnant Carvalho hatte ihm beigebracht, die Zahl 920 auszusprechen, aber damit waren Lennets Portugiesischkenntnisse auch schon erschöpft.
Der Kontaktmann
Das Taxi fuhr am Meer entlang – Lennet konnte den berühmten Copacabana-Strand bewundern -, bog dann nach rechts ab, fuhr zwischen zwei senkrecht aufsteigenden Bergen hindurch, umfuhr eine breite Lagune und eine Rennbahn und hielt schließlich vor dem Eingang eines prächtigen botanischen Gartens.
Nachdem er dreimal soviel bezahlt hatte, wie die Uhr anzeigte – der Taxifahrer hatte ihm mit den Fingern die gewünschte Summe gezeigt -, ging Lennet einen Sandweg hinauf. Das Hemd klebte ihm auf der Haut. Die Luft flimmerte. Überall blühten die üppigsten Pflanzen, die er je gesehen hatte, und er kannte immerhin Florida und die afrikanische Elfenbeinküste! Mühelos fand er ein Tor mit einer Königskrone darüber. Ein dunkelhäutiger junger Mann, für sein Alter etwas zu dick, kauerte davor. In seiner linken Hand lagen Kieselsteine, die er mit der rechten in eine etwa vier Meter entfernte Wasserlache warf. Ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerkt, daß er von vier Würfen einmal nicht
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