1404 - Diebe aus der Zukunft
ihm bohrende Hungergefühl zu ignorieren und intensiver an seinen Aufgabenbereich zu denken. Er war diensthabender Hyperphysiker der Wachbesatzung und für die Kontrolle jener Dinge verantwortlich, die sich bei einem Hyperflug ereignen konnten.
Vier Wochen zuvor hatte man noch mit dem plötzlichen Ansprechen des Transponders rechnen müssen. Zu dieser Zeit hatte das nur grobfühlige Gerät, das als einziges Messungen im Bereich des Überraums anstellen konnte, hier und da die Echos heranziehender Strukturverdrängungen angezeigt.
Die grünen Orterbilder hatten Unheil über die Besatzungsmitglieder der vierzehn verschiedenartigen Raumschiffe des Galaktischen Expeditionskorps gebracht.
Die letzte Schockfront schien die Veränderung im Zeitablauf bewirkt zu haben.
Noch hatte man die Ursache der Katastrophe nicht exakt ermitteln können. Die Ankunft des letzten Hangayviertels mußte aber eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Massimo war es leid, erneut über die Hintergründe nachzudenken. Es gab noch zu viele Unbekannte in seiner Rechnung.
Fest stand lediglich, daß man um 695 Jahre zu spät nach Hause gekommen war.
Was sich in diesen sieben Jahrhunderten im Bereich der Lokalen Gruppe und in anderen Raumsektoren abgespielt hatte, war anfänglich nur vermutet worden. Seit der Entdeckung der BASIS-Nachkommen auf dem Planeten Bugaklis wußte man jedoch genauer, was auf die Frauen und Männer des Korps noch zukommen würde.
Für Lombhe Massimo war der Gedanke, von niemand mehr gekannt zu werden, nicht so schrecklich wie für seine Gefährten. Er war immer ein Einzelgänger gewesen.
Sein Kollege Adam Pittenburg dagegen war nach der Auffindung der demontierten BASIS wortkarg geworden. Jedermann versuchte auf seine Weise, mit den Erkenntnissen fertig zu werden.
Massimo wurde erneut von seinen Gedankengängen abgelenkt. Das Wunschbild einer reichgedeckten Tafel quälte ihn. Ein vernehmbares Knurren in seiner Magengegend untermauerte die Vorstellung von Genüssen, die er in dieser Form auf dem Fünfhundertmeter-Kugelraumer der TSUNAMI-Klasse wohl niemals vorfinden würde. Dabei war die Verpflegung auf der TS-CORDOBA extrem gut. Ratber Tostan wußte, wie man eine Einsatzbesatzung in Form halten konnte.
Massimo faltete die Hände über seinem gewaltigen Leib. Der schwarzhäutige Hüne ruhte in einem Andrucksessel, dessen Lehne er um fünfundfünfzig Grad zurückgefahren hatte.
Die Orterfläche des Transponders veränderte sich nicht. Die ehemals von den hochenergetischen Strukturverdrängungen ausgegangenen Gefahren schienen endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Der Afroterraner dachte an seine ereignislose Wache und an das Problem, wie er sich aus seiner unzulässigen Lage aufrichten sollte. Er entschloß sich, seine irgendwo unter dem Fett vorhandene Muskulatur zu schonen und statt dessen die Sessellehne in die Ausgangsposition zu fahren.
Gleichzeitig schielte er träge und mit nur einem halbgeöffneten Auge zum Zeitmesser. Noch dreißig Minuten hatte er auszuharren, ehe er die Messe aufsuchen durfte.
Eine lautstarke Verwünschung ließ ihn zusammenfahren. Sie schien die in der Zentrale herrschende Stille förmlich zu durchschneiden. „Keine besonderen Vorkommnisse", meldete Massimo geistesabwesend. Sein Räuspern wirkte gekünstelt.
Rechts von ihm, auf der überhöht angeordneten Brücke postiert, gewahrte er den Stellvertretenden Kommandanten.
Murak Tobion-Khans kantiger Schädel schien formatfüllend in Massimos Blickfeld zu schweben. Mit einem kräftigen Blinzeln überwand er die Sinnestäuschung. „Guten Morgen!" dröhnte Tobions Stimme. „Es ist ein Uhr dreißig am 13.April 1143 MGZ, Standard. Darf man unseren wachhabenden Hyperdim-Physiker fragen, was er vom bevorstehenden Eintauchmanöver hält?
Vielleicht gäbe es dabei einige Unklarheiten zu bereinigen."
Massimos Lethargie verging abrupt. Ihm wurde klar, daß er wahrscheinlich nicht gedöst, sondern geschlafen hatte. „Tut mir leid", brummelte er undeutlich. „Stimmt etwas nicht? Wieso Unklarheiten?"
„Nur eine Redewendung zur allgemeinen Aufmunterung", sagte Tobion-Khan. Auf Vorhaltungen, verzichtete er.
Die allgemeine Situation erlaubte es nicht. „Also bitte, kümmere dich um deinen Bereich. Im Wachzustand, wenn es möglich sein sollte! Cynta, Freiwache wecken. Kommandant auf Brücke. Klar zum Manöver."
Lombhe Massimo dachte an seinen Hunger und die Dienstvorschriften, die einen Messebesuch von nun an verboten.
Mit dem
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